Wir über uns
Seit Mitte September 95 betreuen wir Abschiebegefangene und setzen uns für
ihre Belange ein. Unsere Gruppe besteht aus etwa 10 LeipzigerInnen.
Wir haben im Leipziger Gefängnis in der Alfred-Kästner-Str. den
Status ehrenamtlicher sozialer Mitarbeiter der
Justizvollzugsanstalt. Die gleiche Funktion haben einige von uns auch im
Haftkrankenhaus in Leipzig-Meusdorf. Dadurch können wir jeden Dienstag in
zwei Räumen vier Stunden lang Abschiebegefangene besuchen, die mit uns
sprechen wollen, ohne daß diese Zeit auf die ihnen zustehende Besuchszeit
(2 x 45 Min. pro Monat) angerechnet wird und ein Beamter die Gespräche
überwacht. Bei dieser Arbeit sind wir teilweise auf Menschen angewiesen,
die bereit sind, kostenlos für uns zu dolmetschen.
Oft verstehen die Gefangenen nicht, warum sie inhaftiert werden, ohne eine
Straftat begangen zu haben. Sie empfinden die Haft als ungerecht und haben
Angst vor dem, was sie nach einer Abschiebung möglicherweise erwartet.
Viele quält die Ungewißheit, wann ihre Haftzeit hier beendet ist.
Viele bekommen keine Besuche. Und Kontaktmöglichkeiten in der JVA sind
aufgrund der Sprachbarrieren oft stark eingeschränkt.
Wir sprechen mit den Gefangenen über ihre Lage. Oft müssen wir ihnen
dabei zunächst amtliche Schreiben übersetzen, ihnen diese
erklären und bei der Beantwortung helfen - Amtssprache ist deutsch. Auf
Wunsch nehmen wir Kontakt zu FreundInnen, Bekannten, Rechtsanwälten und
Ausländerbehörden auf.
Für viele Gefangene bedeutet es bereits viel zu spüren, daß
sich jemand für ihr Schicksal interessiert und daß sie jemanden
haben, mit dem sie reden können. Darüber hinaus können wir nur
in den Fällen teilweise für Abschiebehäftlinge etwas erreichen,
in denen offensichtliche Rechtsverstöße vorliegen, in den meisten
Fällen werden die Betroffenen abgeschoben.
Unsere Erfahrungen wollen wir außerdem dazu einsetzen, die
Öffentlichkeit und Behörden über die Lage der Gefangenen zu
informieren und für ihre Verbesserung einzutreten.
Den Behörden gegenüber fordern wir, daß alle rechtsstaatlichen
und menschenrechtlichen Grundsätze bei der Anordnung und dem Vollzug der
Abschiebehaft eingehalten werden.
Über Abschiebehaft und unsere Arbeit wurde bisher in einer
30-minütigen Reportage im MDR-Fernsehen, in regionalen Rundfunk- und
Fernsehreportagen und in Zeitungsberichten berichtet. Außerdem
gestalteten wir mehrere Friedensgebete und Informationsstände.
Wir lehnen die Inhaftierung lediglich zur Sicherung vorgesehener Abschiebungen
grundsätzlich ab. Wenn der Staat meint, jemanden abschieben zu
müssen, sollte dies ohne Freiheitsentziehung geschehen, so wie es bis 1990
allgemeine Praxis war. Abschiebehaft ist keine Strafhaft.
Was können Sie tun?
- Sie könnten bei uns in der Abschiebehaftgruppe oder im
Flüchtlingsrat mitarbeiten.
- Auch über Spenden würden wir uns sehr freuen. Wir machen unsere
Arbeit, ohne von jemandem dafür bezahlt zu werden. Selbst die uns
entstehenden Aufwendungen tragen wir (fast) ausschließlich aus eigener
Tasche. Für unsere weitere Arbeit sind wir aber auf (private) Spenden
angewiesen. Das Geld soll dazu dienen, unsere Öffentlichkeitsarbeit zu
finanzieren und um in besonderen Härtefällen helfen zu können.
Wer sich wie wir für eine Änderung des status quo einsetzt, macht
sich in der Regel nicht beliebt und kann von offizieller Seite kaum mit
finanzieller Unterstützung rechnen. Da unser Verein als gemeinnützig
anerkannt ist, können wir Ihnen auf Wunsch eine steuerlich
abzugsfähige Spendenbescheinigung ausstellen.
Spenden und Anschrift: siehe Impressum
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag, 12.00-16.00 Uhr
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