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Sun Sep 10 22:49:40 1995
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Gülnaz wir im Jahre 1954 in Dahok, Südkurdistan geboren. Vor 16 Jahren heiratete sie ihren Mann Hadi Baghistani, mit dem sie fünf Töchter hat.
1988 muß Gülnaz mit ihren Kindern vor dem Terror des Saddam-Regimes aus Dahok fliehen. Gülnaz ist gezwungen, ihre 6 jährige Tochter Derya in Derkar Acem in der Nähe von Zaxo bei Verwandten zurückzulassen. Nach der Zerstörung von Derkar Acem im Jahre 1989 durch die irakische Armee, be der alle Männer des Dorfes getötet werden, kommt Derya mit den überlebenden Verwandten in die Bundesrepublik.
Die Flucht fürht den Rest der Familie nach einem kurzen Aufenthalt in Zaxo ohne den Vater nach Silopi, Cizre, Kiziltepe, Bismil und andere Orte in Nordwestkurdistan. Die Geschichte der Baghistanis ist auch die Geschichte der Vertreibung und Entrechtung des kurdischen Volkes. An keinem Ort finden sie Ruhe und Sicherheit vor dem Terror des türkischen Staates. Die Dörfer, in denen sie bei Verwandten Unterkunft finden, werden von türkischen Militärs niedergebrannt und entvölkert. In dem Bewußtsein, daß ihre Situation auch die Situation ihres Volkes ist, beteiligt sich Gülnaz an den Widerstandsaktionen gegen den Terreor des türkischen Staates.
Die Wege der Flucht haben Gülnaz und Hadi getrennt. Sie wissen 3 Jahre jeweils nichts von dem Schicksal des Anderen.
1991 kommt Hadi Baghistani als politischer Flüchtling in die Bundesrepublik und erfährt hier den Aufenthaltsort seiner Familie.
Hadi kann seine Tochter Derya vor der drohenden Abschiebung bewahren und beantragt für seine Frau und die vier Kinder eine Einreiseerlaubnis, die von der zuständigen Ausländerbehörde abgelehnt wird.
Im August 1994 kommen die vier Töchter aus Nordwestkurdistan ohne die Mutter in die Bundesrepublik. Noch immer ist die Familie getrennt. Gülnaz muß in Kurdistan zurückbleiben, weil das Geld für die Flucht fehlt. Sie kommt erst im März 1995. Das erste Mal seit über 6 Jahren ist die ganze Familie zusammen.
Gülnaz Baghistani hat die Giftgasangriffe des Saddam-Regimes und den Terror der türkischen Militärs mit deutschen Waffen überlebt. Die Angriffe der Bundesregierung gegen die Kurdinnen und Kurden im Exil haben Gülnaz Baghistani am 27. Juli 1995 in Berlin getötet.
Hungerstreikkomitee
Berlin, den 29.7.1995