Texte, Beiträge und Diskussionen zum Thema: Chiapas und die Linke
Kritik tut dringend NOT!
Ein Teil der Texte, die in dieser Broschüre abgedruckt sind, entstanden
anläßlich einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Chiapas und
die Linke", zu der das Internationalismusreferat des AStA der Freien
Universität Berlin im März 1997 eingeladen hatte. Referiert und
diskutiert haben Helen Schwenken vom Internationalismusreferat der Ruhruni
Bochum, Boris Kanzleiter von der Mexiko-Gruppe im FDCL, Christoph Spehr von der
Zeitschrift Forum der BuKo-Mitgliedgruppen und Frank Sobich vom Internationalen
Arbeitskreis der "junge Linke". Jutta Klaß, Soz-Redakteurin und
Mitglied bei Zapapress mußte leider absagen, hat uns aber dennoch zwei
Texte zukommen lassen. Der andere Teil der Texte war Grundlage für unsere
Diskussionen, die wir auch einem breiteren Publikum zugänglich machen
wollten.
Der Grund für die Veranstaltung war das Verhältnis und die
Auseinandersetzung der deutschen Linken mit ihrem "Objekt der
Begierde" (links), der ELZN in Chiapas/ Mexiko.
Die Solidarität mit der zapatistischen Armee der nationalen Befreiung,
ist zumindest in der BRD durch Revolutionsromantik, Heroisierung,
Personifizierung, einem oberflächlichen Verständnis von Feminismus,
sorglose Übertragung und Gleichsetzung von Begriffen, wie z.B.
Zivilgesellschaft, Würde, Freiheit oder Gerechtigkeit, sowie dem Verzicht
auf eine inhaltliche Auseinandersetzung und theoretische Bewertung des
Aufstandes, unter Bezugnahme auf die politischen Verhältnisse in der
Bundesrepublik, gekennzeichnet. Erfreuliche Ausnahmen bestätigen dabei die
Regel!
Uns ging es bei der Veranstaltung nie darum die Unterstützung für
die Menschen in Chiapas in Frage zu stellen, die ihren "Arsch" für
das unmittelbare Überleben und demokratische Verhältnisse in Mexiko täglich
riskieren.
Vielfach wurde die Solidarität mit den Zapatistas gar als eine neue
Form des Internationalismus verstanden. Etwas hat sich in der Tat verändert:
Die EZLN ist nicht mehr die klassische, militärische Guerillaorganisation,
sondern eine "Bürgerbewegung", die in Hinsicht auf viele
verzivilgesellschaftlichte Metropolenlinke, eine kompatible Größe in
den Mittelpunkt gerückt hat, den Kampf um demokratische Verhältnisse.
Und das kam nach dem Krieg in Jugoslawien für "die Linke" gerade
recht, wo es doch vermeintlich so schwierig war, sich für die eine oder
andere Seite zu entscheiden. Keine schwierigen kräftezerrenden
Auseinandersetzungen mehr, um die richtigen Positionen.
Den politischen Bezugsrahmen der Aufständischen, die Nation, wurde auch dieses Mal von "der Linken" nicht in Frage gestellt, sondern blieb außen vor. Allzuoft wurde erstaunlicherweise auf Lenin verwiesen, der den gerechten Nationalismus der kleinen Völker von dem Falschen der Großen unterschied.
Und überhaupt, in Lateinamerika seien "die Unterdrückten"
die Nation, "das könne die bundesdeutsche Linke aufgrund ihrer
Geschichte eben nicht verstehen".
Die hier abgedruckten Texte und Referate spiegeln einen Teil der
Diskussionen innerhalb der bundesdeutschen Linken, um den Aufstand in Chiapas
wieder. Die Positionen wollen dabei so gar nicht zusammen passen und das ist
auch gut so.
Die Texte stehen für sich!
Unser besonderer Dank gilt den MitherausgeberInnen sowie dem AStA der
Universität Münster, die durch ihre Unterstützung eine weite
Verbreitung dieses Readers ermöglichen.
Viel Spaß beim Lesen!