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Mon Jun 11 11:35:13 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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Landung in Kibamba


DREKE: Zwischen fünf und sechs Uhr morgens erreichten wir bei Kibamba die kongolesische Küste. Die Sicht war nicht besonders gut. Wir waren sehr nervös. Im Laufe der Tage in Tansania war von Fällen von Verrat und solchen Dingen die Rede gewesen. Als wir ankamen, war dort, wo wir die Anlegestelle vermuteten, niemand, um uns zu erwarten. Oben sahen wir einen hohen Bergrücken und es war sehr dunkel, nur irgendwo in der Ferne ein Lichtlein.


ILANGA: Über den See transportierten wir die Kranken und Gefangenen, Waffen, Ausrüstung. Eines nachts im April hörten wir das Geräusch eines Außenbordmotors, unsere eigenen hatten wenig PS, diejenigen mit 80 oder 90 waren von der Armee. Aufgrund des Motorengeräusches schlossen wir, daß das Boot hierher kommt. Es wird Alarm gegeben, man glaubt, es sind Söldner, die auf uns zukommen. Der Chef sagt, wir sollen die Mörser und Kleinkaliber vorbereiten, chinesische und sowjetische. Es war im Morgengrauen, so gegen vier Uhr morgens. Die sicherste Art, sie zu überwältigen, war, die Landung abzuwarten. So gegen fünf legen sie an und beginnen von Bord zu gehen. Es war ein Kahn mit 120-PS-Motoren. Sie sagen, sie seien Kubaner, die gekommen seien, um zusammen mit uns zu kämpfen.

DREKE: Um ein Haar wäre das Boot gestrandet. Es gab keinerlei Anleger am Ufer von Kibamba, doch wir mußten an Land gehen. Ich sprang als erster, dann Julián, Chibás. Wir ließen nicht zu, daß der Che als erster von Bord ging. Wir sprangen ins Wasser und schwammen einige Meter, bis wir festen Grund erreichten. Es nieselte. Alles nach der Devise, mal sehen, was passiert. Unsicherheit und Gespanntheit. Leute, die uns nicht kennen, eine Sprache, mit der niemand umgehen kann. Angst vor einem versehentlichen Schußwechsel. Einer von ihnen ruft endlich von der Küste herüber. Chamaleso sagt: »Das Lager ist dort oben. Timbea mindi mindi« (es ist weit).

Papi bleibt mit dem Che zurück. Ich gehe voraus und versuche, ein Stück den Hügel hinaufzusteigen. Sie fangen an zu rufen, und irgendjemand antwortet, auf einmal kommen die Leute aus dem Dickicht hervor. Wir erreichen eine Hütte, die fast in sich zusammenfällt, und setzen uns.


CHE: Überraschte Soldaten mit guter Infanterieausrüstung, die sehr weihevoll eine kleine Ehrenwache für uns abhielten.

KUMI: Ein Haufen gelbgekleideter Kongolesen erwartete uns. Die Chinesen hatten ihnen Uniformen gegeben, die so ähnlich wie ihre eigenen aussahen. Die kongolesischen Guerilleros der Armée Populaire de Libération empfingen uns mit Schlachtrufen und Gesängen. Das einzige Mal, daß wir sie martialisch erlebt haben. Einer ihrer Anführer empfängt uns, er spricht französisch.

ILANGA: Kibamba liegt auf dem Hang eines Hügels, der nach fünfhundert Metern Sand im Wasser endet. Das erste Lager liegt auf einer Klippe nach weiteren fünfhundert Metern, über dem Kibamba-Fluß.

DREKE: Dichter Dschungel, auch tagsüber wußtest du nicht, wo du hingehen mußtest. Wir befürchteten Schlangen. Wir stellten Posten auf. An drei Punkten, Kubaner und Kongolesen. Die gute Bewaffnung der Kongolesen überraschte uns. Es wurde Zeit zum Frühstücken. Sehr nett, die Leute. Freundlich und ein wenig mißtrauisch. Ich kehre zurück und informiere den Che. Der Che war etwas außer Atem, er holte den Asthma-Apparat hervor und inhalierte zweimal. Wir aßen Maniok und bucale (ein überreifer Maniok, der mit einem Stock geklopft wird, bis er weich wie Brotteig ist). Wir verteilten eine Dose Milch und Zigarren für die Raucher.

Wir stellen uns vor: Ich bin Moja, der Chef, und der Che ist der kubanische Arzt und Übersetzer, und M'bili der Assistent und Sanitäter. Sie hören die Namen, und es sind ihre Zahlen auf Kisuaheli. Den Chef des kongolesischen Lagers nennen sie Kapitän. Die Zone nannten sie »Seeverteidigung«. Uns überraschte, daß keine Wachen aufgestellt worden waren.



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