Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
Aly in Kabimba | Die Tiere |
VIDEAUX: Daraufhin wurde eine Erkundung durchgeführt, um herauszufinden, welche Mittel wir zum gegebenen Zeitpunkt benötigen würden, um an der Landstraße nach Katenga aktiv zu werden ... Dies war eins der Ziele, die uns Tatu aufgetragen hatte. Falls es zu einer großen Operation gegen Stanleyville kommen sollte, würden wir dort den Feind aufhalten.
Ich übernahm die Führung über sieben der elf Kubaner, die dabei waren, zusätzlich über eine Gruppe Kongolesen. Es ging darum, das Terrain auszukundschaften und einen Hinterhalt einzurichten, denn wir hatten Informationen, daß es in Force einen Truppenwechsel geben würde. Alle sechs Monate wurde die Garnison ausgetauscht, um sie aus dem Kampfgebiet herauszuholen. In diesen Tagen sollte der Truppenwechsel stattfinden ... Ich hatte Schwierigkeiten mit den Kongolesen. Am Anfang waren mir hundert Kongolesen zugeteilt worden, aber am ersten Tag, als wir uns von Kasima auf den Weg machten, entstand eine ziemlich seltsame Situation. Einige sagten, sie würden nicht mitkommen. Am Anfang waren es vielleicht fünfzehn oder zwanzig, aber dann schlossen sich ihnen die anderen an. Ich bat um Freiwillige, die mitkommen wollten. Etwas über sechzig erklärten sich bereit. Später fand ich zum Teil heraus, was das Problem ausgelöst hatte, irgendwas Religiöses, was weiß ich ...
Wir legten den gesamten Weg zurück, kamen in der Dämmerung an und führten die ersten Erkundungen durch. Bei Anbruch der Nacht legten wir uns in einen Hinterhalt. Nicht auf der Landstraße selbst, sondern an einer Böschung. Offensichtlich war der Feind vor drei oder vier Tagen vorbeigekommen, aber momentan gab es keine Truppenbewegungen. Wir werden sehen. Kälte, Mücken. Die Kongolesen waren sehr ans Feuermachen gewöhnt, und im Morgengrauen zündeten sie eins an. Ich bemerkte es nicht, als ich es mitbekomme, gehe ich hin und mache es wieder aus. Der Lichtschein war in der Basis bemerkt worden. Bestimmt würden sie erkunden, was hier vor sich ging. Wir blieben im Hinterhalt liegen.
Um kurz nach sieben Uhr morgens sahen wir, daß sich eine belgische Einheit näherte, Soldaten, eine Vorhut von etwa sieben Mann und die anderen dahinter. Wir trafen eine Entscheidung. Die einzige Möglichkeit war, sie unter Feuer zu nehmen, wenn die kleine Gruppe am Hinterhalt vorbeikommen würde ... Und tatsächlich traf ein Spähtrupp aus ihrer Vorhut ein, auf der Suche nach irgendwelchen Spuren, und irgendetwas fanden sie auch (denn es ist sehr schwierig, eine kongolesische Guerillatruppe dazu zu bringen, richtig aufzupassen). Jedenfalls hatte irgendwer Spuren hinterlassen. Wir sahen, daß man uns entdeckt hatte. Wir stellten uns ihnen ohne Gewehre entgegen, feuerten mit der Kanone; zwei, die weiter hinten geblieben waren, entkamen. Wir fingen sie jedoch wieder ein und kehrten durch den Busch zur Basis zurück. Bei Nacht entkamen uns zwei Gefangene, die ungefesselt herumliefen, weil sie den Maniok trugen. Nach kurzer Zeit schwärmte die Luftwaffe aus. Wenn sie Kontakt zu den beiden aufgenommen hatten, die uns entkommen waren, kannten sie unsere Position.
In Anbetracht dessen kehrten wir mit den drei restlichen Gefangenen zum Lager zurück. Wir übergaben sie der kongolesischen Kommandantur, die sich um sie kümmerte.
Einen der Gefangenen brachten sie zu Ches Hauptquartier, und die anderen beiden blieben im kongolesischen Hauptquartier. Am Ende arbeiteten die beiden dort voll mit, kochten, trugen Lasten. Sie gewannen ihr Vertrauen, denn man kann auch durch Verstellung Vertrauen gewinnen. Wir dagegen vertrauten ihnen nie bis zu dem Punkt, sie frei herumlaufen zu lassen. Diese Geschichten von ungerechtfertigtem Vertrauen ereigneten sich oft im Lager und überhaupt in ganz Afrika. Das heißt, sie fielen von einem Extrem ins andere: einen Franzosen steckten sie in ein Loch und ließen ihn verrecken, und auf der anderen Seite ließen sie diese drei Gefangenen im Lager frei herumlaufen. Es konnte dir genauso passieren, daß sie dich erschossen wie daß sie dich freiließen.
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