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Fri May 28 11:08:37 1999
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Karl Heinz Roth
Geschichtsrevisionismus und Krieg
"The World Turned Upside Down" - Die Welt stand Kopf:
Mit dieser Metapher charakterisierte der Historiker
Christopher Hill in den 1970er Jahren jenes emanzipatorische Aufbegehren,
das in der englischen Revolution mit seinen radikalen Forderungen nach
sozialer, wirtschaftlicher, politischer und religiös-kultureller
Gleichheit zwischen den Menschen und Geschlechtern erstmalig zu seinem
Ausdruck fand.
[1] Diese Parolen haben die
Geschichte der Neuzeit seither über Jahrhunderte in Atem gehalten.
Seit einigen Wochen steht diese Welt wieder einmal Kopf,
aber im schreienden Gegensatz zu diesem ersten bedeutenden
Revolutionsereignis der Neuzeit. Nicht Gleichheit wird eingefordert und
keine Potentaten stürzen, sondern die Mächtigen von heute kehren
gegenwärtig die dunkelsten Seiten der Weltgeschichte nach oben. Die
Barbarei, die schon zweimal in diesem Jahrhundert Weltkriege mit
ausgelöst hat, kehrt wieder - in Gestalt von "ethnischen
Säuberungen" und grauenhaften Massakern, aber auch im fast
rückstandslosen Wegbrennen von Flüchtlingstrecks und der
Vernichtung der Insassen von Linienbussen und Schienenfahrzeugen im High
Tech-Krieg.
In solchen Konstellationen hat die kritische, der conditio
humana verpflichtete, Geschichtsarbeit ihren Platz zu räumen.
Nachgefragt werden statt ihrer historische Mythen, Begriffsumdeutungen und
zynisch verfertigte Ikonen, die die Akteure der Gemetzel zu
Menschenrechtsaposteln stilisieren und ihre Untaten als moralische
Veranstaltungen im Dienst der Menschheit lobpreisen.
Der Geschichtsrevisionismus hat diesen Weg in die neue
Barbarei entscheidend mitgebahnt. Seine Vordenker sind an ihrem insgeheim
verfolgten Ziel angelangt und haben ihre Botschaft umzusetzen begonnen.
Für sie ist der Krieg eine selbstverständliche Fortsetzung von
Machtpolitik mit anderen, noch gewalttätiger zupackenden Mitteln. Bis
sie so weit waren, mußten die Adepten des historischen Revisionismus
in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten unterschiedliche Etappen
durchlaufen. Mit diesen Entwicklungsphasen will ich mich im folgenden
kritisch auseinandersetzen, und zwar in der Absicht, sie auf ihre Funktionen
im Kontext der aktuellen Kriegspropaganda zurückzubeziehen und einen
Beitrag zur Stärkung des Widerstands zu leisten. Denn erst in den
vergangenen zwei Monaten hat sich das Bild gerundet. Seit der
Geschichtsrevisionismus offen als Produzent und Lieferant von
Kriegspropaganda daherkommt, überstürzen sich nicht nur die
Selbstzeugnisse seiner Akteure, sondern gewinnt er auch in seinen Aussagen
und Zielkonstruktionen an Schärfe und Klarheit.
Wenn wir uns heute, in diesen Wochen des Kriegs, kritisch
mit dem Geschichtsrevisionismus auseinandersetzen, dann geht es nicht mehr
um einen wie politisch auch immer ausgetragenen Wissenschaftsstreit. Auf der
Tagesordnung stehen Existenzfragen, die nicht wir aufwarfen, sondern die uns
der zum Instrument der Psychologischen Kriegführung vollendete
Geschichtsrevisionismus aufgezwungen hat.
1. Die mentale Eliminierung der sozialistischen Alternative
Am Anfang stand die mentale und institutionelle
Beseitigung aller Ansätze zu einer sozialistischen und somit
antiimperialistischen wie antinationalistischen Politik. Dabei können
wir im Rückblick zwei Entwicklungsetappen unterscheiden.
In der ersten Phase ging es zunächst nur darum, den
Realsozialismus zu delegitimieren. Dabei hatten die Geschichtsrevisionisten
leichtes Spiel. Niemand bestreitet, daß die staatskapitalistischen
Regimes Ost- und Südosteuropas sowie Ostasiens Ruinen der
sozialistischen Utopie waren, die die großen geschichtlichen
Alternativentwürfe zu einer befreiten und egalitären Gesellschaft
unter sich begraben hatten. Aber weder unsere Trauer darüber noch
unsere Kritik daran waren das Anliegen der Geschichtsrevisionisten, als sie
sich daranmachten, die Elle der Totalitarismustheorie an den Realsozialismus
anzulegen. Gleichwohl sind ihre Theoretiker dabei so vorgegangen, daß
auch die durch den Realsozialismus zerstörten Alternativen einem
allgemeinen Verdikt verfielen, weil sie ja mehr noch als dieser selbst als
Ansätze zu einer eigentumslosen und herrschaftsfreien Gesellschaft
Todfeinde der Gesellschaftsordnung der "freien Welt" darstellten.
Geschichtlich entstand die Totalitarismustheorie als
antikommunistische Leitdoktrin des Kalten Kriegs.
[2] Nach ihrem Desaster in der internationalen Sozialrevolte der
1960er Jahre wurde sie 1979/80 im Kontext des
Raketen-Nachrüstungsbeschlusses der NATO neu aufgelegt. Ihre
endgültige Wiedergeburt erlebte sie exakt zehn Jahre später im
Angesicht des Untergangs des Realsozialismus. Bis Mitte der 1990er Jahre
erhielt sie sogar parlamentarische Weihen durch eine Enquete-Kommission des
Deutschen Bundestags und wurde zum herrschenden Kanon vieler Denkfabriken in
Deutschland und Europa.
In methodischer Hinsicht war und ist die
Totalitarismusdoktrin ein langweiliges wie schlicht gestricktes
politikwissenschaftliches Konstrukt, das lediglich zur Erzeugung
kompromißloser Freund-Feind-Schemata taugt.
Es handelt sich erstens um eine manichäische
Schwarz-Weiß-Typologie aus Bild uns Gegen-Bild. Als Vorderseite
fungiert der repräsentativ-demokratische Verfassungsstaat, und von hier
aus wurde die "totalitäre Diktatur" mit ihren Schlüsselmerkmalen
(Ein-Parteienherrschaft, Terror, fehlende Gewaltenteilung, Mißachtung
der individuellen Menschnrechte usw.) entworfen.
Dabei blieb zweitens der normative Bezugspunkt der
Vorderseite unhinterfragt und unhinterfragbar. Es war und ist streng
verboten, die Machtstrukturen des "freien Westens" ihrerseits kritisch zu
hinterfragen oder mit denen des Realsozialismus zu vergleichen.
Das Modell ist drittens völlig statisch und
unfähig, gesellschaftspolitische Veränderungen zu reflektieren.
Die auf die politischen Herrschaftsstrukturen eingegrenzten
Merkmalsbündel weisen keinerlei Querbeziehungen zu jenen Bezugssystemen
auf (Wirtschaft, gesellschaftliche Verhältnisse, Kultur), die erst in
ihrem Ensemble eine bestimmte Gesellschaftsformation begreifbar machen. Die
heute so entscheidende Tatsache, daß der Realsozialismus aller
Spielarten offensichtlich ungeheure Energien darauf verwenden mußte,
um die durch ihn gebändigten Nationalismen am gegenseitigen
Abschlachten zu hindern, hat in der Debatte der Totalitarismustheoretiker
nie eine Rolle gespielt.
Viertens kann die Totalitarismustheorie in ihren
essentialistischen Aussagen niemals kritisch-empirisch überprüft
werden, weil sie sich grundsätzlich oberhalb von Evidenz und
Wirklichkeit befindet.
Fünftens ist der Freiheitsbegriff der
Totalitarismustheorie auf die "Wirtschaftsfreiheit" der "freien Märkte"
beschränkt und transportiert Freiheitsrechte letztlich nur für
Kapitaleigner und Vermögensbesitzer. Soziale Rechte und soziale
Gleichheit sind dieser Doktrin grundsätzlich fremd.
Die Totalitarismustheoretiker verwechseln sechstens die
Totalität des historischen Prozesses als dialektische Vermittlung von
Allgemeinem, Besonderem und Individuum mit der unumschränkten
Herrschaft des Partikulären, beispielsweise dem macchiavellistischen
Pragmatismus der instrumentellen Vernunft. Realsozialistische Diktaturen
sind aber genauso wie die als repräsentativ-pluralistisch
gefaßten Diktaturen des Kapitalismus nur Herrschaftsformen eines
Besonderen, die sich das Allgemeine und die Individuen unterwerfen. Die von
der sozialistischen Utopie angestrebte Totalität einer befreiten und
herrschaftslosen Gesellschaft kann allein aus diesem Grund durch die
Konstruktionen der Totalitarismustheorie nicht tangiert werden.
Im Verlauf der 1990er Jahre hat diese makabre Wiedergeburt
trotz ihrer Kanonisierung durch Parlamente und Denkfabriken wieder zunehmend
an Attraktivität verloren. Der deregulierte Kapitalismus der
restaurierten Einen Welt hat seinen sozialen Antagonismus wieder auf die
Tagesordnung gesetzt. Die Wiederkehr von Massenarmut, Massenerwerbslosigkeit
und prekären Arbeitsverhältnissen hat drastischer als alles andere
gezeigt, daß der Kapitalismus mehr denn je nur ein
Klassenverhältnis darstellt, das die entschiedene Negation seiner
eigenen Grundlagen immer wieder neu erzeugt.
Deshalb mußte nachgesattelt werden. Das
Totalitarismus-Verdikt wurde noch einmal selektiv geschärft. Das
Experiment der russischen Revolution und des nachgefolgten sowjetischen
Aufbaus wurde auf das Bestreben der leninistisch-stalinistischen
Führungsgruppen reduziert, möglichst viele Menschen abzuschlachten
und einen möglichst nachhaltigen Terror über die Überlebenden
auszuüben. Massenmorde und Gulag sind in dieser Sichtweise zum einzigen
und ausschließlichen Ziel geworden, das die Akteure und Erben des
roten Oktober verfolgt hatten. Im Kontext dieses monströsen
Reduktionismus wurde selbst die imperialistische Barbarei des ersten
Weltkriegs als entscheidende Voraussetzung des Umsturzes von 1917 aus der
Geschichte getilgt.
Das "Schwarzbuch des Kommunismus" kreierte den "Roten
Holocaust".
[3] Bei der Formulierung dieser
Parole ging es gar nicht mehr um die nachträgliche Denunziation einer
kläglich gescheiterten realsozialistischen Vergangenheit und der in ihr
verborgenen stalinistischen Abgründe. Im Kontext dieser
übersteigerten Variante der Totalitarismustheorie wurde vielmehr der
Blick nach vorn gerichtet und die Botschaft verkündet, daß
jeglicher Versuch zur sozialistischen Überwindung des Kapitalismus
unweigerlich zum Massenmord führe und quasi naturnotwendig potentielle
Massenmörder hervorbringe.
Daß diese ungeheuerliche Doktrin nach wie vor
ernsthaft vertreten wird, zeigt die neueste Publikation über den "Roten
Holocaust und die Deutschen", als deren Herausgeber der Direktor des
Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Horst Möller,
verantwortlich zeichnet.
[4]
Mit diesen Kanonisierungen zur Ausgrenzung aller
überhaupt denkbaren sozialistischen Alternativen war der Weg zur
"positiven" Gestaltung von Geschichtsdoktrinen und
Geschichtsbewußtsein in der wiederhergestellten Einen Welt
vorgezeichnet. Was dabei herauskam, war die arbeitsteilige Rekonstruktion
imperialistisch-chauvinistischer und ethnisch-nationalistischer
Legitimationsmuster. Dabei agierten nicht wenige der neuen Sinnstifter an
beiden Fronten gleichzeitig. Georg Brunner beispielsweise, der umtriebige
Direktor des Kölner Instituts für Ostrecht, schleuderte einerseits
der "totalitären" Linken den normativen Verfassungspluralismus in
seiner ganzen Unantastbarkeit entgegen, während er andererseits im
Dienst der außenpolitischen Funktionseliten die elementaren Normen des
Grundgesetzes zugunsten eines interventionistischen "Volksgruppenrechts"
demontierte.
2. Die Wiederherstellung des imperialistischen Großmachtchauvinismus
- Der Weg zur "Berliner Republik"
Gegen die Re-Konstruktion der revisionistischen Leitbilder
und Entwürfe regte sich zunächst erheblicher Protest, weil sie im
Gleichschritt mit einer unverkennbaren Tendenz zur Legitimation der
nazistischen Massenverbrechen daherkam. Es kam zum sogenannten
Historikerstreit, der hinsichtlich der geschichtslegitimatorischen
Meinungsführerschaft zunächst in einem Patt zwischen den -
allerdings deutlich in die Defensive geratenen - "Verfassungspatrioten" und
den Verfechtern eines neudeutschen Großmacht-Chauvinismus endete. Mit
diesem Status quo war es 1989/90 wieder vorbei. Im Sog des DDR-Anschlusses
und des darauffolgenden Untergangs der UdSSR liefen die meisten Historiker,
die den "Rückruf" in eine restaurierte Großmachtgeschichte
bislang abgelehnt hatten, stillschweigend oder offen zu den Propagandisten
einer national-machtstaatlichen Kehrtwende über.
Seit Beginn der 1990er Jahre hat der
legitimationswissenschaftlich verbreiterte Hauptflügel der neudeutschen
Geschichtswissenschaft deshalb in rasendem Tempo und oftmals im
gleichzeitigen Nebeneinander typische Entwicklungsstadien zur Restauration
einer an den großdeutschen Mythen orientierten Machtstaatsgeschichte
durchlaufen.
[5]
Zunächst wurde die Grundannahme ausgehebelt,
daß Deutschland spätestens seit der Reichsgründung unter
Bismarck einen autoritär-imperialistischen Sonderweg eingeschlagen
habe.
Darauf folgte die Abrechnung mit den Forschungsergebnissen
der um Fritz Fischer gruppierten Historikerschule, die zu Beginn der 1960er
Jahre nachgewiesen hatte, daß die Hauptverantwortung für die
Auslösung des ersten Weltkriegs bei den deutschen Eliten gelegen
hatte.
In einem dritten Schritt konnte sodann die Weimarer
Republik als Produkt eines ungerechtfertigten Diktatfriedens, der Versailler
Verträge, delegitimiert werden.
Damit war eine vierte Entsorgungsoperation eng verbunden:
Der aberwitzige Versuch, die Präsidialkabinette der frühen
dreißiger Jahre und die anschließende Machtübergabe an die
Nazis mit der Notwendigkeit der Abwehr einer drohenden "bolschewistischen
Revolution" zu rechtfertigen.
Im Anschluß daran widmeten sich die
Geschichtsrevisionisten einem besonderen Steckenpferd - der offenen
Rehabilitation der NS-Diktatur. Der deutsche Faschismus wurde zum
Paradestück des Geschichtsrevisionismus. Er wurde in Anlehnung an
modernisierungstheoretische Konzepte in eine Art sozialer Revolution
umgedeutet. Die NS-Bewegung habe die deutsche Gesellschaft endlich
modernisiert, ihr eine ordentliche Aufstiegsmobilität verpaßt und
sie an den Segnungen des technischen Fortschritts teilhaben lassen,
hieß es in einer stattlichen Zahl von Einzelveröffentlichungen
und Sammelpublikationen, die von den großen Medienkonzernen, allen
voran der Axel Springer AG, massenhaft und medienwirksam vertrieben
wurden.
Wenn dem so war, dann konnten die auf die Niederlage der
NS-Diktatur gefolgten Nachkriegsjahrzehnte nur noch in den schwärzesten
Farben gemalt werden. Sie wurden als ein mehr als vierzigjähriges
Interregnum mit provinziell-föderalistischem
Demokratieverständnis, zahnloser Außenpolitik, geopolitisch
inadäquater Westbindung und Büßermentalität den
NS-Verbrechen gegenüber dargestellt. Es war höchste Zeit, so
lautete die Botschaft, wieder "selbstbewußt" zu werden und zur
"Normalität" imperialistischer Großmachtverhältnisse
zurückzukehren.
Entsprechend wurde der Anschluß der DDR als
Einlösung eines jahrzehntelang frustriert gebliebenen
Kontinuitätsversprechens gefeiert: Der "Rückruf in die Geschichte"
wurde als Rückkehr zu imperialistischer Machtstaatlichkeit
geschichtsmächtig. Das "geeinte" Deutschland avancierte in den Visionen
der Geschichtsrevisionisten zur Vormacht "Mitteleuropas", zur führenden
Supermacht des alten Kontinents, deren Mission darin bestehe, die von
zentrifugalen Tendenzen bedrohte Europäische Union eisern
zusammenzuhalten.
Das war aber nur die eine Seite des
Selbstverständnisses. Die andere basiert auf einer wiederaufgelegten
Doktrin des Eingriffsrechts der mitteleuropäischen Vormacht in die
Nachbarschaft der Europäischen Union. Nachdem die Linke mit der
normativen Keule des repräsentativ-pluralistischen Verfassungsstaats
zum Schweigen gebracht war, konnte unter Einbindung ihrer Renegaten
darangegangen werden, eben diese normativen Grundlagen der BRD-Existenz zu
zerstören und das im Grundgesetz verankerte Verbot des Angriffskriegs
zu beseitigen. Die Art und Weise, in der die Geschichtsrevisionisten zu
diesem Zweck die nationalen Minderheitenmrechte in ein von der deutschen
Vormacht definiertes "Volksgruppenrecht" umdeuteten, ist bis jetzt kaum
kritisch wahrgenommen worden.
[6] Auf diesem
sensiblen Terrain des neudeutsch-imperialistischen
Großmachtchauvinismus fehlte denn auch die
publizistisch-propagandistische Begleitmusik weitgehend.
Voraussetzung für die Etablierung eines neudeutschen
"Volksgruppenrechts" war das sogenannte Schengener Abkommen, durch dessen
Ratifizierung ein neuartiges Grenzregime zwischen der Binnenregion der
Europäischen Union und ihrer äußeren Umgebung konstituiert
wurde. Das Schengener Abkommen ist im wesentlichen durch die deutsche
Handschrift geprägt. Es blockiert und sortiert nicht nur
Flüchtlingsströme, sondern definiert auch einen unter direkter
BRD-EU-Kontrolle stehenden "Cordon sanitaire" des DM-Euro-Blocks. Um das
Grenzregime zu stabilisieren, hat die BRD mit zunehmender Intensität in
die Innenpolitik der an die Europäische Union assoziierten Regierungen
der Grenzländer eingegriffen.
[7]
Von hier aus folgte in den letzten Jahren der nächste
Schritt. Für das an die EU-Assoziierten anschließende
äußere Vorfeld der Schengener Grenze sind neue
Interventionsszenarien in Kraft gesetzt worden, die im Fall von
Nationalitätenkonflikten oder anderer Destabilisierungsphänomene
gestaffelte Integrations-, Entwicklungs- und Kriseneingriffe auf der Basis
des restaurierten "Volksgruppenrechts" vorsehen. Das "Volksgruppenrecht" ist
eine aus der geheimen Neben-Außenpolitik der Weimarer Republik und der
frühen NS-Diktatur übernommene und wieder aufgelegte Doktrin, die
je nach Maßgabe der deutsch-europäischen Vorfeldinteressen das
Recht auf nationale Selbstbestimmung zum Sezessionsrecht so umbiegt,
daß die den deutsch-europäischen Herrschaftsinteressen jeweils
genehmen ethnisch-nationalistischen Minderheitengruppen mißliebige
multinationale Territorialstaaten des Schengener Vorfelds destabilisieren
und zerstören können.
Die ersten Experimente auf diesem Gebiet sind schon Mitte
der 1980er Jahre bei der Zerstörung der Jugoslawischen Föderation
durchexerziert worden. Vor allem die Strukturkrise Jugoslawiens verleitete
die Planereliten des Auswärtigen Amts und des Bundeskanzleramts zur
Wiederbelebung der konzeptionellen Grundlagen einer ethnisch parzellierenden
deutschen Neben-Außenpolitik. Während das Münchener
Südost-Institut, das Institut für Ostrecht der Universität
Köln und das Osteuropa-Institut der FU Berlin sowie andere Denkfabriken
im BND-Umfeld den ethnisch-nationalistischen Erosionsprozeß der
Jugoslawischen Föderation fortlaufend analysierten und dabei das
Interventionsmodell des "Volksgruppenrechts" wiederentdeckten, ermutigte die
Hanns-Seidel-Stiftung seit Mitte der80er Jahre die slowenische und
kroatische Irredenta: Jeder Schritt weg von der Föderation wurde mit
der Unterstützung ihrer Bemühungen um Erleichterungen der
IMF-Auflagen gegenüber den nordjugoslawischen Teilrepubliken honoriert.
[8] Dieses Konzept ging Ende der 1980er Jahre
auf, als sich Serbien als größte Teilrepublik der Jugoslawischen
Föderation seinerseits zu einer nationalistischen Flucht nach vorn
entschloß. Es war ein mit politischer Praxis eng verzahnter stiller
Geschichtsrevisionismus deutscher Denkfabriken, der den entscheidenden
äußeren Anstoß zur Zerstörung Jugoslawiens gegeben
hat.
Während sich die Agonie Jugoslawiens nach einer
Abfolge immer grausamerer Teil-Bürgerkriege langsam in Gestalt der
Kosovo-Krise auf ihren Höhepunkt zubewegte, wurde seit der zweiten
Hälfte der 1990er Jahre dieses Experiment auf das gesamte ost- und
südosteuropäische Vorfeld der Schengener Grenze ausgedehnt. 1995
wurde von der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung das
"Europäisches Zentrum für Minderheitenfragen (EZM)"
gegründet, das seither zusammen mit der
Bertelsmann-Wissenschaftsstiftung als Vordenker einer neuen rosa-grünen
Minderheitenpolitik im Vorfeld des Schengener Grenzregimes tätig ist.
[9] In diesen Regionen seien die
Bevölkerungen ethnisch nicht homogen, heißt es.
"Friedensstiftende" Eingriffe in die dort immer wieder virulent werdenden
ethnischen Spannungen und Nationalitätenkonflikte setzten genaue
Kenntnisse über die jeweiligen ethnischen Zusammenhänge und
Konfliktursachen voraus. Um entsprechende Interventionen seitens der
"Internationalen Gemeinschaft" vorzubereiten, wurden seit 1996/97
Krisenszenarien erarbeitet, die inzwischen sogar die
Nationalitätenkonflikte in der Kaukasus-Region einbeziehen. 1997 haben
darüber hinaus im Fall Kosovo, das zum Krisenbrennpunkt erster Ordnung
deklariert wurde, erste "Vermittlungsaktionen" zugunsten der
groß-albanischen Sezessionsbewegung stattgefunden. Während der
BND und Sondereinsatzkommandos des Bundesgrenzschutzes seit 1996 die UCK
militärisch ausrüsteten und ausbildeten,
[10] stellte das Europäische Zentrum für
Minderheitenfragen in einem Positionspapier fest, daß der
Sezessionswille der UCK zu unterstützen sei und der Anschluß des
Kosovo an Albanien wegen der überwiegend albanischen Besiedlung dieser
an Albanien angrenzenden Region ohne Schwierigkeiten bewerkstelligt werden
könne.
[11]
Durch die Aktivitäten des Europäischen Zentrums
für Minderheitenfragen haben SPD und Grüne somit rechtzeitig zum
ethnisch-sezessionistischen Paradigma der Denkfabriken und Stiftungen im
CSU-BND-Umfeld Anschluß gefunden. Das Ziel der rosa-grünen
Regierung ist jetzt offensichtlich, ihre Vorläufer bei der
Neuinszenierung einer völkisch-faschistischen Außenpolitik zu
übertrumpfen. Jugoslawien soll endgültig in "ethnisch homogene"
Komponenten zerstückelt werden, um dann den Wiederaufbau
Südosteuropas unter dem Vorzeichen einer zudiktierten "Neuordnung" des
Balkans vorantreiben zu können, wobei Kroatien an der Seite Sloweniens
die Rolle eínes deutsch-europäischen Satellitenstaats erster
Ordnung zugedacht ist.
[12] Das Modell der
"ethnischen Homogenisierung" wird inzwischen von den Geschichtsrevisionisten
und wieder auferstandenen "Volkstumshistorikern" offensichtlich als
Generalkonzept zur "Befriedung" von Nationalitätenkonflikten angesehen
und von den solcherart "beratenen" Politikern der rosa-grünen Regierung
als besonders überzeugende Variante der Einmischung favorisiert. Dabei
stört es sie nicht einmal, daß diese Konzeption der ethnischen
Zerstückelung zu territorialen Lösungsvorschlägen und
Grenzziehungsmodellen führt, die exakt mit den Grenzziehungen seitens
der faschistischen Achse von 1940/1941 übereinstimmen.
3. Geschichtsmythen zur Selbstzerstörung der Jugoslawischen
Föderation
Die - insbesondere von den Deutschen betriebene -
äußere Intervention spielte und spielt bei der Zerstörung
des multinationalen, multikulturellen und selbstverwaltet-sozialistischen
Jugoslawien eine bedeutende Rolle. Dennoch waren und sind die entscheidenden
Krisenpunkte hausgemacht, wenn sie auch ihrerseits wiederum durch brutale
Eingriffe des Internationalen Währungsfonds ausgelöst wurden.
Seit Anfang der 1980er Jahre geriet die Jugoslawische
Föderation zusammen mit ihren Teilrepubliken in eine schwere
Zahlungsbilanz- und Überschuldungskrise. Der Internationale
Währungsfonds (IWF) intervenierte daraufhin prompt wie überall auf
der Welt bei vergleichbaren Konstellationen. Es kam zu heftigen
Massenkämpfen der jugoslawischen Bauern-Arbeiterinnen und -Arbeiter
gegen die Schere von Massenerwerbslosigkeit und beschleunigtem
Strukturwandel, die eine außergewöhnliche Intensität und
Qualität erreichten.
[13] Die
Nomenklaturas und die Funktionseliten der Teilrepubliken fühlten sich
zunehmend bedroht, zumal die Streikenden nicht nur die Betriebe, sondern
auch die Gewerkschafts- und Parteihäuser besetzten. Sie waren weder in
der Lage, die von der Föderationsregierung mitgetragenen
Deregulierungsauflagen des IWF uneingeschränkt durchzuführen, noch
wußten sie, was sie dem Massenwiderstand der Bauern-Arbeiter
entgegensetzen sollten.
In dieser dramatischen Situation griffen die
Führungsschichten der Teilrepubliken nacheinander zur Büchse der
Pandora und öffneten ethnisch-sezessionistische Ventile. Ihr Ziel war
zunächst, die Folgekosten der IWF-Sanierung auf die anderen
Teilrepublilen abzuwälzen und der bedrohlich gewordenen Zange zwischen
Massenkämpfen und IWF-Auflagen zu Lasten der noch ärmeren
Teilrepubliken zu entkommen. Vor allem die reichen Teilrepubliken
Nordjugoslawiens (Slowenien und Kroatien) begannen ihre Transferzahlungen an
die ärmeren Teilrepubliken einzustellen. Diese Politik des "beggar my
neighbour" wurde zunehmend ethnisch-rassistisch mit der "angeborenen"
Unterlegenheit der in der Einkommenshierarchie und Produktivität
niedriger rangierenden Teilrepubliken und Autonomen Provinzen
begründet.
Jetzt schlug die Stunde der Geschichtsrevisionisten auch
in den jugoslawischen Teilrepubliken. Ihnen wurde die Aufgabe zugewiesen,
den ethnisch-nationalistischen Kurswechsel in massenwirksame
Legitimationsmuster umzusetzen und das durch die Sozialkämpfe ins
Wanken geratene Loyalitätsverhältnis zwischen den Eliten und den
Bauern-Arbeitern auf "völkischer" Basis neu zu begründen.
Besonders früh taten sie sich in Kroatien hevor. Ihr wichtigster
Exponent war der spätere Präsident des sezessionistischen
Kroatiens, Franjo Tudjman. Tudjman war ehemaliger Major der jugoslawischen
Partisanenbewegung. In den 1950er und 1960er Jahren machte er Karriere als
Historiker und leitete das Institut für die Geschichte der
Arbeiterbewegung in Zagreb. In dieser Zeit profilierte er sich mit Studien
über den NS-Völkermord in Südosteuropa. Anfang der 1980er
Jahre bekehrte er sich zum ethnischen Sezessionisten.
[14] Als ein von anderen kroatischen Nationalisten gestarteter
Testballon, die nicht-slawischen Illyrer des Altertums zu den Urahnen der
"Kroatischen Nation" zu stilisieren, zerplatzte, scheute sich Tudjman nicht,
auf die klerikalfaschistischen und antisemitischen Traditionsbestände
des von den Nazis gegründeten und ausgehaltenen Kroatischen
Ustascha-Staats zurückzugreifen, um unter verschwiegener
bundesdeutscher Protektion die Herauslösung Kroatiens aus der
Jugoslawischen Föderation zu rechtfertigen.
[15]
Auch die pro-albanische Irredenta des Kosovo versuchte
zunächst, ihre Option zum Anschluß an Albanien mit einer
gemeinsamen illyrischen - das heißt nichtslawischen - Sprache und
Geschichte sowie der angeblich überwiegend albanischen Besiedlung des
Kosovo seit dem Mittelalter zu rechtfertigen.
[16] Dieser kulturgeschichtlich begründete und allen historischen
Tatsachen widersprechende Separatismus verlangte aber seit dem
antijugoslawischen und antiserbischen Aufstand von 1981 nach einer
härteren Gangart. Auch hier wurden die Politiker-Clans sofort
großzügig mit den entsprechenden Geschichtsmythen bedient. Die
bis dahin abgeleugnete Tatsache, daß die 1943 gegründete "Zweite
Liga von Prizren" genauso wie die 1944 aufgestellte Albanische
SS-Freiwilligen-Division (SS-Division Skanderbeg) die "ethnische
Säuberung" des Kosovo von den Serben betrieben hatte, wurde jetzt als
vorbildlich gerühmt. Auf dieser Grundlage schlossen siich dann 1995/96
pro-albanische Ex-Stalinisten und Neofaschisten zusammen und proklamierten
die UCK als bewaffnete Irredenta, deren Aufgabe es sein sollte, das Kosovo
zum Piemont einer "groß-albanischen Erneuerung" zu machen.
[17]
Aber auch die Führungsschichten Serbiens, der
größten Teilrepublik, haben den Geschichtsrevisionismus ausgiebig
als historische Legitimationswissenschaft für eine verhängnisvolle
Wiedergeburt des großserbischen Nationalismus bemüht. 1986
verfaßte die Serbische Akademie der Wissenschaften eine historische
Denkschrift, in der sie den großserbischen Führungsanspruch
erneuerte, so wie er schon in den zwanziger und dreißiger Jahren das
multinationale Jugoslawien als Produkt der Pariser Vorortverträge
ruiniert hatte. Dabei wurde ausgerechnet dem Kosovo eine besondere Rolle
zugewiesen. Wider alle geschichtliche Evidenz wurde behauptet, das Kosovo
sei das "Jerusalem" Serbiens, weil auf dem im Kosovo gelegenen Amselfeld das
erste Jugoslawische Kaiserreich von den Türken in der Schlacht von 1389
vernichtet worden sei und das Kosovo seither immer wieder als Ausgangspunkt
zur Erneuerung serbischer Staatlichkeit fungiert habe. Nichts davon
hält der historischen Evidenz stand: Das erste Serbische Reich hatte
sich schon Jahrzehnte zuvor in Fürstentümer aufgelöst, und
auf dem Amselfeld hatten Serben (genauso wie Albaner und andere
Nationalitäten) auf beiden Seiten gekämpft. Der Rekurs auf die
Schlacht auf dem Amselfeld als der Begründerin der großserbischen
"Staatsidee" ist ein Mythos.
Trotzdem sollte auch diese historische Mystifikation auf
makabre Weise geschichtsmächtig werden. Sie legitimierte 1989 die
Aufhebung des Autonomie-Statuts für Kosovo und die Einführung
eines brutalen Apartheid-Regimes, das einen an sozioökonomischen
Entwicklungsgefällen festgemachten Sozialkonflikt ethnisierte und damit
die Voraussetzungen für die Auslösung eines blutigen
"Volkstumskampfs" lieferte.
4. Zwei Varianten des ethnischen Sezessionismus im High Tech - Krieg der
NATO
Wir stehen somit im Jugoslawien-Krieg vor der paradoxen
Situation, daß die äußeren Interventionsmächte - und
dabei die BRD vorneweg - die inneren Nationalitätenkonflikte ungeheuer
verschärfen, indem sie durch ihren Luftkrieg ein Neuordnungsmodell
herbeibomben, das auf die endgültige Zerstückelung Jugoslawiens in
ethnisch homogenen parzellierte Nationalstaaten hinausläuft. Dies ist
der Weg in die Barbarei, denn nationalstaatliche Grenzziehungen nach
ethnischer, sprachlicher und kulturell-religiöser Homogenität
können nur durch Massenvertreibungen und Masenmord durchgesetzt
werden.
Den entscheidenden Beitrag dazu haben die Matadore des
historischen Revisionismus sowohl im Innern der jugoslawischen
Föderation als auch auf der Seite der NATO, insbesondere der BRD,
geleistet. Der imperialistische Chauvinismus der Großmächte und
die Irredenta der ehemaligen Teilrepubliken der Jugoslawischen
Föderation werden strukturell gleichartig mit historischen Mythen und
bevölkerungspolitischen Neuordnungsmodellen bedient. Ihr gemeinsames
Ziel ist das Schlachthaus nie endender "Volkstumskämpfe" um
privilegierte Positionen im neoliberal deregulierten Wirtschaftskrieg.
Es mag durchaus sein, daß viele der Akteure,
insbesondere die von außen eingreifenden Aggressoren der NATO, sich
dieser Zusammenhänge nicht bewußt sind. Aber genau dies ist die
logische Konsequenz ihres Handelns, und im übrigen ist auch in diesem
Fall Unwissenheit kein Argument. Eric Hobsbawm hat schon 1991 in einer
international breit rezipierten Studie über "Nationen und Nationalismus
- Mythos und Realität seit 1780" auf die wichtigste Lektion aus der
Geschichte der in diesem Jahrhundert begangenen Menschheitsverbrechen
hingewiesen: Wer glaubt, nationalstaatliche Grenzen auf "ethnisch homogener"
Grundlage ziehen zu können, öffnet den Weg zur Barbarei und
initiiert eine neue Ära rassistisch-nationalistischer Massenverbrechen.
[18]
5. Die sozialen Adressaten und Akteure des kriegerischen
Geschichtsrevisionismus
Zuletzt noch ein Blick auf die sozialen Adressaten und
Akteure des kriegsverwendungsfähig gewordenen Geschichtsrevisionismus.
Denn erst die Kenntnis dieser Zusammenhänge gibt uns die Chance, hier
und auf dem Balkan eine plausible Widerstandsperspektive zu entwickeln.
Bezogen auf das zerfallende Rest-Jugoslawien ist die
Situation klar. Die wichtigsten Adressaten sind die gewendeten Nomenklaturas
der Teilrepubliken, die in der Schuldenkrise zunächst den ethnischen
Nationalismus als Ventil entdeckten, 1989 den Sozialismus endgültig als
Auslaufmodell verabschiedeten und rasch Zulauf durch die massenhaft
strukturell arbeitslos gewordene Intelligenzjia sowie die wirtschaftlichen
Krisengewinnler erhielten. Die Adressaten wurden somit zunehmend mit den
Akteuren des Geschichtsrevisionismus identisch. Sie haben seither an den
Hochschulen, Akademien, in den politischen und paramilitärischen
Organisationen sowie in den Medien die historischen Legitimationsmuster des
ethnischen Sezessionismus wieder erfunden, aktualisiert, verfeinert und
massenhaft verbreitet.
Blicken wir auf die Adressaten und Akteure der in der NATO
zusammengeschlossenen äußeren Interventionsmächte, so ergibt
sich ein völlig anderes, aber nicht weniger charakteristisches Bild. In
allen an der NATO-Intervention beteiligten europäischen Regierungen und
in den NATO-Stäben selbst sitzen auffällig viele gewendete Linke
und Vertreter des neosozialdemokratischen Deregulierungsregimes. Aber auch
diejenigen Ex-Linken, die nicht bis in die Korridore der politischen Macht
gelangt sind, haben im Kriegskonzert des historischen Revisionismus einiges
mitzureden, wie die Lektüre ihrer wichtigsten europäischen Medien
(La Repubblica, Liberation, die tageszeitung. Lettre Internationale)
nachdrücklich ausweist.
Beschränken wir uns aber im folgenden auf die
Situation in der BRD.
Die neuen politischen Machthaber (Schröder, Fischer
und Scharping, aber auch die Exponenten im zweiten Glied wie Joscha
Schmierer, die volkstumspolitischen Beraterstäbe der Grünen im
Umfeld des EZM usw.) haben ein ausgesprochen funktionales Verhältnis
zum Geschichtsrevisionismus als Legitimationslieferanten ihres
militaristischen Kurses entwickelt.
Sie gehen erstens in ihren Büchern, Aufsätzen
und öffentlichen Statements unverhohlen von den Standortbestimmungen
der jungkonservativen Großmacht-Revisionisten aus, wie diese sie gegen
Ende der 1980er Jahre festschrieben, und sind somit ohne alle Polemik als
politisch handelnde Vollstrecker der Geschichtsmythologen Nolte, Zitelmann,
Brunner, Backes & Co. auszuweisen. Bei ihnen ist der "Rückruf in
die Geschichte" genauso angekommen wie der Habitus einer
"Selbstbewußten Nation", die die Schattenseiten ihrer Vergangenheit
eliminiert, sich zur Großmachtrolle bekennt und sich angesichts
zunehmender innenpolitischer Blockaden am ersten besten Koalitionskrieg
beteiligt, um diese neu erworbene Unverfrorenheit unter Beweis zu
stellen.
Hinsichtlich ihrer "volkstumspolitischen" Optionen im
Interventionsgebiet halten sich die politischen Adepten des historischen
Revisionismus dagegen bis jetzt bedeckt. Die Entscheidung zur Zersplitterung
Restjugoslawiens in "ethnisch homogene" Satellitenregimes ist vorläufig
nichts für die Öffentlichkeit. Das Experiment soll ungestört
durchexerziert werden, weil es offensichtlich paradigmatischen Charakter
für alle weiteren Kriseninterventionen jenseits der Schengener Grenze
in Ost- und Südosteuropa sowie demnächst der Kaukasus-Region hat.
Dennoch sind diese Ziele für die Kriegspropaganda zentral, ohne aber in
ihrer machtpolitischen Instrumentalisierung benannt zu werden: Die Anwendung
militärischer Gewalt wird ausnahmslos mit dem Bestreben gerechtfertigt,
die Menschenrechte extrem gefährdeter nationaler Minderheiten zu
schützen. Der Haken ist dabei nur, daß nur bestimmte, den eigenen
imperialistischen Interessen zugeordnete, Minderheiten unterstützt und
aufgewertet werden, während die anderweitigen Opfer von Vertreibung und
Terror wie beispielsweise die Kurden oder die Bevölkerung Ost-Timors
ihrem Schicksal überlassen bleiben.
Der völkische Nationalismus fungiert somit für
die an die Schalthebel der Macht gelangten Renegaten der Linken und die
neosozialdemokratischen Deregulierungsmoderatoren als erstrangiges
außenpolitisches Interventionsinstrument. Ihn auch für das eigene
Land zu reklamieren, blieb einer anderen Renegatengruppe von Ex-68ern
vorbehalten, die noch nicht saturiert ist und sich immer offenkundiger an
das traditionell-faschistische Spektrum annähert (Horst Mahler, Bernd
Rabehl und andere).
Drittens bedienen sich die Bonn-Berliner Adepten des
historischen Revisionismus einer ausgefeilten Kriegspropaganda. Die gleichen
Funktionseliten, die unter rosa-grüner Regie die deutsche Vergangenheit
endgültig entsorgen, bemühen eine Vielzahl historischer
Legitimationsmuster, die ihrer linken Vergangenheit entstammen. Fischer
schreit "No pasaran", um dem Krieg gegen Serbien antifaschistische Weihen
angedeihen zu lassen. Er und andere Regierungsmitglieder setzen die
Sozialistische Partei Serbiens mit der SS sowie Milosevic mit Hitler gleich,
und selbst die Parole "Nie wieder Auschwitz" ist getestet worden. Vor allem
bei den historisierenden Vordenkern der rosa-grünen Regierung ist
dieses besonders maßlose Legitimationsmuster außerordentlich
beliebt. Die gleichen Leute, die in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten
die historisch-kritische Aufarbeitung der bevölkerungspolitischen,
ökonomischen und sicherheitspolitischen Hintergründe von Holocaust
und NS-Völkermord bekämpften und zu einer unerklärbaren black
box stilisierten, tragen jetzt Auschwitz als heiligen Schrein vor sich her,
um ihren Aggressionskrieg damit zu rechtfertigen.
Das alles ist angesichts der gigantischen
Zerstörungen und der Massaker an Zivilisten durch Streubomben und
Cruise Missiles ungeheuerlich, hat aber durchaus System. Die rosa-grüne
Regierung hat allen linken Traditionen abgeschworen, aber ihre Parteien sind
nach wie vor der soziale Ort für viele Linke, und die müssen um
jeden Preis zur Akzeptanz dieses schmutzigen Kriegs gewonnen werden.
Daß dieser Mechanismus im Prinzip auch nach fast acht Wochen Luftkrieg
noch funktioniert, hat der gerade zu Ende gegangene Sonderparteitag der
Grünen eindrucksvoll bestätigt. In ihrer Rhetorik, ihrer
Körpersprache und ihrer extrem personalistischen wie moralisierenden
Umdeutung ihres Kriegskurses haben die Konvertiten die gleichen Techniken
angewandt, mit deren Hilfe sie sich in den siebziger Jahren als Agitatoren
des Frankfurter "Revolutionären Kampfs", des "Kommunistischen Bunds"
und des "Kommunistischen Bunds Westdeutschlands"profiliert hatten.
Diese Art der moralisierenden Kriegspropaganda erinnert
stark an die Julitage des Jahrs 1914, wo Spitzenvertreter des
Sozialdemokratie alles daransetzten, um dem bevorstehenden Krieg mit der
vorrangigen Wendung gegen den in der Arbeiterbewegung verhaßten
russischen Despotismus die adäquate moralische Legitimation zu
verleihen. "Sonst kriegen wir die Sozialdemokratie nicht mit", gab einer der
Kriegskonsensplaner aus der SPD-Führung zu Protokoll, und
tatsächlich ist die Rechnung aufgegangen.
[19] Die zu Kriegsbeginn sehr starke und von der Sozialdemokratie
kontrollierte Friedensbewegung ist unter wesentlicher Beteiligung der
SPD-Führung innerhalb weniger Tage zerstört worden.
Soweit die drei wichtigsten Stränge der aktuellen
Kriegspropaganda und Neuordnungsplanung. Sie sind durch
selbst-gleichgeschaltete Medien abgesichert, die allzu groteske
Entgleisungen stillschweigend korrigieren und inzwischen das "Nie wieder
Auschwitz"-Gebrüll der linken Renegaten etwas gedämpft haben.
Dessen ungeachtet können wir davon ausgehen, daß wir es bei den
Akteuren und Propagandisten des Kriegs mit einer rundum erneuerten
Führungsschicht der politischen Klasse zu tun haben, die sich in der
Pose selbsternannter Kreuzritter des Menschenrechtsimperialismus sehr sicher
fühlen. Es handelt sich um die dynamischen Moderatoren einer
neo-imperialistischen Etappe, die wieder auf Krieg setzen und, wohl
munitioniert durch regierungsnahe Institutionen des Geschichtsrevisionismus,
eine neue Ära der Barbarei einläuten.
6. Was können wir tun?
Im Krieg der NATO gegen Serbien werden wesentliche
imperialistische Ziele verfolgt, die sich ergänzen und teilweise
überschneiden. Erstens ist die NATO als Militärbündnis der
Metropolen in Aktion getreten, um dem Deregulierungsdiktat des
Internationalen Währungsfonds gegenüber Serbien Geltung zu
verschaffen, Serbien als Störfaktor einer entsprechend diktierten
Neuordnung auf dem Balkan auszuschalten und sich an diesem exemplarischen
Fall als unverzichtbare militärische Interventionskomponente der neuen
Weltordnung auszuweisen, die die völkerrechtlichen Normierungen der
Vereinten Nationen in den Boden stampft. Unter diesem Baldachin kollektiver
imperialistischer Interessen versuchen zweitens die USA als potenteste
Führungsmacht der NATO, den Balkan als Sprungbrett zu weiterreichenden
geostrategischen Interessen insbesondere in der Kaukasus-Region zu sichern
und den EU-Partnern gleichzeitig klarzumachen, daß sie ihre
kontinentalen Neuordnungsmodelle an den Rändern ihrer Schengener Grenze
nur in enger Abstimmung mit ihnen durchzusetzen vermögen. Drittens sind
die herrschenden Klassen die BRD bestrebt, sich in Fortsetzung ihrer seit
1989/90 praktizierten ethnisch-rassistischen Neben-Außenpolitik am
Exerzierfall Balkan als Führungsmacht innerhalb der Europäischen
Union und des Euro-DM-Blocks durchzusetzen. Ihr Einsatz ist dabei besonders
brisant, weil er in die Deregulierungs- und Neuordnungsmodelle des
Weltsystems ethnisch-rassistische Selektionsmodelle hineinbringt, die mit
den rassistischen Säuberungskonzepten der nach-jugoslawischen
Kleinstaaten prinzipiell übereinstimmen und zugleich die entscheidenden
Legitimationsgründe für die Kreuzritter des neuen
Menschenrechtsimperialismus liefern. Nicht zuletzt aber dient der neue
Kriegskurs allen Aggressionsmächten, insbesondere aber den
europäischen Partnern, als innenpolitisches Ventil, das vom Scheitern
aller neosozialdemokratischen Reformmodelle der letzten Monate und Jahre am
Veto der Wirtschaft, die mehr denn je nur einen harten neoliberalen
Deregulierungskurs zuläßt, ablenken soll..
Was können wir dagegen tun? Mittelfristig geht es
zweifellos darum, den Primat der Innenpolitik und der sozialen Kämpfe
wieder zurückzugewinnen. Damit dies gelingt, muß aber erst einmal
der Krieg gestoppt und das bedingungslose Ende der Bombardierungen
erkämpft werden. Wir müssen eine neue außerparlamentarische
Massenbewegung in Gang bringen, die den kriegführenden Parteien und
Institutionen ihren Anhang und ihre Mitläufer wegnimmt, die Akteure des
Kriegs isoliert und für ihre Verbrechen zur Verantwortung zieht. Dabei
wird die kritisch-analytische Auseinandersetzung mit den moralisierenden
Geschichtsmythologen der europäischen neosozialdemokratisch-grünen
Kriegsparteien eine entscheidende Rolle spielen. Nur wenn wir die
Kriegspropaganda aushebeln, werden wir überhaupt erst in der Lage sein,
den Kriegstreibern durch den Nachweis ihrer tatsächlichen Absichten die
Legitimationsbasis zu entziehen. Dabei müssen wir vor allem denjenigen,
die als funktionelle Grenzträger zum Massenprotest Betroffenheit und
Zerrissenheit heucheln, ansonsten aber weiterhin knallhart die
Kriegsmaschinerie ölen, entschieden entgegentreten.
Der erste Schritt zum Widerstand war und ist die
große Verweigerung. Wer jetzt die Grünen, die Sozialdemokratie
und die anderen kriegsbefürwortenden Parteien nicht verläßt,
wird sich in Zukunft vorhalten lassen müssen, daß sie/er in der
entscheidenden Stunde versagt hat.
Die Mobilisierung des Massenwiderstands wird zweifellos
dadurch erschwert, daß wir uns mit dem Objekt der NATO-Aggression
nicht identifizieren können. Diese Schwierigkeit müssen wir in
Kauf nehmen und falsche Kompromisse und Bündnisse von vornherein
vermeiden. Das postsozialistische Regime Serbiens hat wesentlichen Anteil an
der Selbstzerstörung der Jugoslawischen Föderation gehabt, indem
es wie die anderen Teilrepubliken auf die schwere Struktur- und
Gesellschaftskrise der 1980er Jahre mit der Wiederentdeckung und
Instrumentalisierung des ethnischen Nationalismus reagierte und die
Bevölkerungsmehrheit des Kosovo einem rigorosen Apartheid-Regime
unterwarf.
Zwar trifft es zu, daß sich die serbische Regierung
unter Milosevic zugleich auf wirtschaftspolitischem Gebiet auf einen
bemerkenswerten Konfrontationskurs mit dem Internationalen
Währungsfonds einließ, indem sie seine Auflagen durch eine
dosierte Inflationspolitik unterlief, den Schuldendienst einstellte und seit
Mitte der 1990er Jahre einen für den gesamten Balkan einmaligen
Wachstumsschub zu verzeichnen hatte. Hauptzweck des jetzt gegen Serbien
entfesselten Luftkriegs der NATO ist es zweifellos, unter dem Vorwand der
Menschenrechtsintervention zugunsten der Kosovo-Albaner diesen Sonderweg in
Grund und Boden zu bombardieren und das globale Deregulierungsmodell des
Internationalen Währungsfonds mit militärischer Gewalt
durchzusetzen. Dies dürfen wir unter keinen Umständen zulassen,
aber es darf uns nicht zur Solidarisierung mit einem Regime verleiten, das
die sozialistische Perspektive gegen einen ausgrenzenden und
menschenverachtenden ethnischen Nationalismus ausgetauscht hat.
Unser Kampf gegen diesen Krieg mit allen seinen
berohlichen Weiterungen verlangt deshalb nach einer eigenständig
formulierten Perspektive, die sich nicht nur auf unsere eigene
Lebenssphäre bezieht. Aktionen und Kampagnen gegen die moralisierenden
Kriegstreiber und den sich dahinter neu aufbauenden
militärisch-industriellen Interventionskomplex der NATO bleiben
zweifellos vorrangig. Aber sie sollten durch die Kontaktaufnahme mit den
hier lebenden Menschen aus Ex-Jugoslawien und den sozialistischen
ex-jugoslawischen Oppositionsgruppen ergänzt werden, um für den
Balkan selbst eine Alternative zu den von innen und außen gleichzeitig
geschürten Massenvertreibungen und Massakern zu entwickeln. Diese
Alternative kann nur im Kampf für die (Wieder-)Herstellung von
sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und politischer Egalität in
einer sozialistisch-jugoslawischen und darüber hinaus in einer
Balkan-Föderation bestehen. Wir können die Geschichte der
Jugoslawischen Partisanenbewegung und die Versuche Titos und Dimitroffs von
1948 zur Konstruktion einer antistalinistisch-föderativen Alternative
auf dem Balkan nicht länger aus unserem Gedächtnis ausklammern.
Dies mag gegenwärtig utopisch wirken. Aber als sich die Reste der
Jugoslawischen Kommunistischen Partei nach dem Nazi-Überfall vom April
1941 zum gleichzeitigen Kampf gegen alle inneren und von außen
importierten ethnischen Rassismen entschlossen, war die Situation mindestens
so aussichtslos wie gegenwärtig. Und wenn wir in den Widerstand gegen
dieses Krieg keine eigenständigen Alternativen einbringen, werden wir
weder den Neuordnungsszenarien des NATO-Imperialismus begegnen noch unsere
Abgrenzung gegen den Nationalismus des Milosevic-Regimes und seiner
Anhänger aufrechterhalten können.
Sozialismus oder Barbarei! Diese ehrwürdige Parole
der untergegangenen Arbeiterbewegung hat genauso wie der Internationalismus
der Einkommenslosen und Ausgebeuteten einen neuen Bedeutungsinhalt gewonnen,
wie ihn vor zwei Monaten noch kaum jemand von uns für möglich
gehalten hätte. Als politisch bewußte Menschen werden wir uns
entsprechend zu entscheiden haben. Als historisch Arbeitende aber sollten
wir unsere Nischen verlassen und uns der Herausforderung stellen, die uns
die Geschichtsrevisionisten hier und auf dem Balkan aufgezwungen haben. Wenn
wir uns stattdessen bequem wegducken, uns mit allerlei klug durchdachten
Ausflüchten für unzustänndig erklären oder für uns
den Dauerzustand eines Hin-und-Her-Gerissenseins reklamieren, dann wird
unsere historische Arbeit ihren Sinn und ihre Glaubwürdigkeit
verlieren. Historisches Arbeiten ist kein Selbstzweck. Die
Auseinandersetzung mit dem Vergangenen soll uns zu allererst befähigen,
die scheinbar so chaotischen Verhältnisse der Gegenwart zu durchschauen
und kritisch-emanzipatorisch zu handeln.
Anmerkungen
[1] Christopher Hill, The
World Turned Upside Down. Radical Ideas During the English Revolution.
Harmondsworth 1975.
[2] Vgl. zu den folgenden
Abschnitten Karl Heinz Roth, Geschichtsrevisionismus. Die Wiedergeburt der
Totalitarismustheorie, Hamburg 1999.
[3] Vgl. Stéphane
Courtois, Livre noir du Communisme, Paris 1997. Dt. unter de, Titel: Das
Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror; mit
dem Kapitel "Die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR" von Joachim Gauck
und Ehrhart Neubert, München 1998.
[4] Horst Möller
(Hg.), Der rote Holocaust und die Deutschen: die Debatte um das "Schwarzbuch
des Kommunismus", München 1999.
[5] Vgl. vor allem Uwe
Backes u.a. (Hg.), Die Schatten der Vergangenheit - Impulse zur
Historisierung des Nationalsozialismus, Frankfurt a.M./Berlin 1990;
Karlheinz Weißmann, Rückruf in die Geschichte: die deutsche
Herausforderung, Frankfurt a.M./Berlin 1992; Heimo Schwilk (Hg.), Die
selbstbewußte Nation: "Anschwellender Bocksgesang" und weitere
Beiträge zu einer deutschen Debatte, Frankfurt a.M./Berlin 1994.
[6] Dabei gibt es gerade zu
dieser Thematik eine umfangreiche Gutachten- und Tagungspublizistik, die
ihre revisionistischen Ziele offen benennt. Vgl. vor allem die Publikationen
des Instituts für Ostrecht an der Universität Köln, des
Juristischen Seminars der Universität Würzburg, der Bayerischen
Landeszentrale für politische Bildung, der Kulturstiftung der Deutschen
Vertriebenen, des Österreichischen Volksgruppenzentrums, das
Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, usw.
[7] Vgl. dazu die
kritischen Analysen der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM),
Berlin/Göttingen 1996 ff .
[8] Vgl. die Konferenz- und
Tagungsberichte in: Mitteilungen der Hanns-Seidel-Stiftung, München
1984-1988.
[9] Vgl. dazu die
kritischen Studien von Rüdiger Minow, zuletzt: Rüdiger Minow,
Ethischer Imperialismus, in: konkret, Jg. 1999, H. 5, S. 55-57.
[10] Christophe Chiclet,
Aux origines de l´Armée de libération du Kosovo, in: Le
Monde Diplomatique, Mai 1999, S. 6-7.
[11] Die Denkschrift wird
ausführlich zitiert bei Rüdiger Minow (Anm. 9).
[12] In der FAZ werden
inzwischen entsprechende Vorschläge und Denkschriften laufend
veröffentlicht.
[13] Vgl. dazu und zum
folgenden die ausführliche Dokumentation in: Die Ethnisierung des
Sozialen: Die Transformation der jugoslawischen Gesellschaft im Medium des
Krieges (Materialien für einen neuen Antiimperialismus, Bd. 6),
Berlin/Göttingen 1993.
[14] Vgl. seine
wichtigsten Publikationen aus dieser Zeit: Franjo Tudjman, Stirbt Koratien?
Hamburg: Ost-Dienst, 1981; ders., Nationalism in contemporary Europe, New
York NY 1981; ders., Die Nationalitätenfrage im heutigen Europa,
Bokatron 1986.
[15] Franjo Tudjman, Das
historische Schicksal des Volkes. Ausgewählte Aufsätze,
übersetzt aus dem Kroatischen von Marko Zari´c, Bad Kissingen
1997.
[16] Vgl. zu diesem und
zum folgenden Abschnitt die neue Studie von Noel Malcolm, Kosovo. A Short
History, London 1998. Obwohl der Verfasser zugunsten der Kosovo-Albaner
Partei ergreift, referiert er in seiner Auseinandersetzung mit den
Geschichtsmythen der ex-jugislawischen Nationalismen den aktuellen
kritischen Forschungsstand.
[18] Eric J. Hobsbawm,
Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, Frankfurt
a.M./New York 1991, S. 157 f.
[19] Vgl. dazu Dieter
Fricke/Hans Radandt, Neue Dokumente über die Rolle Albert
Südekums, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 1956, H.
4, S. 757 ff.; Autorenkollektiv unter Leitung von Fritz Klein, Deutschland
im ersten Weltkrieg, Bd. 1, Berlin 1970, S. 268 ff.