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ID-HAUSMITTEILUNGEN

[ID 290 vom 13.07.1979]


HAUSMITTEILUNG: AM SUMPF AUS DEM ZOPF

Liebe Freunde, so siehts aus
Zur Zeit haben wir ungefähr 35.000 DM Schulden, davon über die Hälfte beim Druckladen. Dem stehen gegenüber 20.000 DM Außenstände, die uns Weiterverkäufer (hauptsächlich Buchläden) im ganzen Bundesgebiet schulden. (Ach ja, fragt doch mal in eurem örtlichen Buchladen, ob er die letzte ID-Rechnung schon bezahlt hat!) Wenn Auflage und Produktionskosten so blieben wie bisher, kämen monatlich je 6.000 DM neue Schulden dazu. Einer der Gründe ist der, daß der ID seit Jahren 1,50 DM kostet, während die Herstellungskosten in dieser Zeit beträchtlich gestiegen sind (Papier, Druck, Postvertrieb u. ä.). Gründe dafür, den ID nicht teurer zu machen gibts genug: Schüler, Jugendzentren, Freaks haben nicht viel Kohle. Über eine Preiserhöhung wollen wir deshalb gar nicht erst reden. Auch nicht über Anzeigen. Über eine Vergrößerung der Abos viel eher. Das heißt natürlich: einerseits Einsparen, wo möglich, andererseits Geld aus allen möglichen Quellen aufzutreiben und in aller nächster Zeit die Abozahlen wieder dahin zu kriegen, wo sie schon mal waren. Letzten Samstag hat das ID- Plenum beschlossen: Wir machen weiter, vorerst drei Monate. Wenn wir bis dahin kein Land sehen, müssen wir den Laden zu machen. Und zwar Ende Oktober.

Was wir tun, um aus der Tinte rauszukommen:

Wir betteln und schnorren bei Leuten, von denen wir denken, daß sie Geld übrig haben. Fazit: Wir kennen verflixt wenig Leute mit Geld. Ergebnisse der Bettelaktion sind bisher vage Zusagen und Absagen.
Vom ID bezahlte Leute suchen sich Jobs, kurz oder längerfristig.
Schuldeneintreiber des ID bereisen die deutschen Lande und langen den bei uns verschuldeten Buchläden in die Kasse. Die erste Reise, bei der Gießen, Köln, Opladen besucht wurden, brachte 514,50 DM Bares und Zusagen für 647,50 DM. Ein Wiederverkäufer in Koblenz, von dem wir noch 2.000 DM zu kriegen haben war kurzfristig nicht aufzutreiben.
Außerdem gibt es Leute, die in Frankfurt eine Riesen-ID-Fete planen, mit Musik, Tombola usw. und das in der Urlaubszeit, aber: wir haben uns die Zeit nicht ausgesucht. Dort wollen wir alles verkaufen, was nicht angenietet ist: alte IDs, Getränke, Kuchen. Und zu allem Überfluß auch noch Eintritt kassieren. Musikgruppen, Leute, denen etwas zum Fest einfällt, was uns nichts kostet, können sich sofort bei uns melden. Aber bitte bis spätestens Mittwoch, den 18. Juli, da wir sonst in Terminschwierigkeiten kommen.
Außerdem haben ein paar befreundete Leute im besoffenen Kopf ausgeheckt, eine Sponti-Dampfer-Fahrt auf dem Rhein und auf der Spree zu machen.
Aber, ohne euch gehts nicht. Die Diskussionen der letzten Wochen haben ergeben, daß wir die Misere unseres Auflagenschwundes nicht nur auf die TAZ schieben können. Zum Teil liegts auch daran, daß wir die Leute, die bei uns schreiben, nicht genügend gepflegt haben. Das heißt, wir haben zu viele Berichte vom Leuten abgedruckt, die mies geschrieben und lieblos gemacht waren. Und zwar von Leuten, von denen macht waren. Und zwar von Leuten, von denen wir wissen, das sie's besser könnten. Zu ihrem und unserem Wohle hätten wir öfter sagen sollen: Machts doch bitte noch mal. Wir sind zu wenig gereist und haben mit Leuten zu wenig über den ID, über Medien, über das, was Zeitung sein kann, geredet. Wird der ID überhaupt noch gebraucht? Was unterscheidet ihn von der TAZ? Dazu sind in den letzten zwei Wochen etliche - noch nicht ganz ausgegorene - Papiere entstanden.

Was ihr, die ID-Leser, tun könnt:
Auf unsere letzte Hausmitteilung gibts auch schon die verschiedensten Reaktionen, und Einfälle. ID-Abonnenten(innen) wollen ihre zu Hause gestapelten IDs an Freunde weiterverschenken, um ihn bekannt zu machen. Der "Regenbogen", Zeitung in Oberbayern, will den ID in seinem Blatt vorstellen und schon einer unserer ID-Freiabonnenten will seinen ID rückwirkend bezahlen. Was übrigens eine gute Idee ist, denn wir verschicken genau 326 Freiabos. Die meisten davon gehen in die Knäste. Trotzdem gibts einige, die den ID seit Jahren zum Nulltarif kriegen, die mal ihr Konto überprüfen sollten. Außerdem könnte die gute alte Idee vom Knast-Paten-Abo wieder aufleben. Wer will Pate werden?
Der TOP-Vorschlag ist natürlich: jeder Abonnent spendet 5 Märker und die Lage sieht wieder viel rosiger aus.

Das allermindeste, was ihr tun könnt:
Euer Abo verlängern, bevor ihr in die Ferien fahrt!
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