logik der vernichtung 4. psychologische kriegsfuehrung nach dem "selbst"- mord
>der "selbst"- mord von ulrike meinhof kann als notwendige eskalation interpretiert werden, als allerletzter ausweg des gescheiterten versuchs, die psychisch und physisch zu brechen, um gerade an ihr sinnlosigkeit und pathologie bewaffneten widerstandes demonstrieren zu koennen. der leiter des landesamtes fuer verfassungsschutzes in hamburg, horchem, aeusserte sich auf einer tagung im mai 1975 ueber das konzept, die koepfe abzuschlagen, wie folgt:
" . . . durch das fehlen von neuen ideologen in der art von ulrike meinhof (wird) die zeitliche grenze . . . vorverschoben. dass die gruppen im lauf ihrer aktivitaeten selbst erfahren, erkennen, dass sie reine kriminelle sind - dass ihnen die ideologische basis fehlt. und dann wird diese intention, diese kriminelle energie zusammenbrechen. "es ist nicht unmoeglich, dass der tod ulrike meinhof sich einordnet in das konzept einer geheimdienstlich strukturierten strategie zur bekaempfung der raf. wenn dies der fall waere, dann haette ihr "selbst"- mord die funktion, jedem deutlich zu machen, dass ihre politik und die der raf gescheitert sei, dass sie durch den "selbst"- mord selbst ihr scheitern eingestanden habe. unmittelbar nach dem tod ulrike meinhofs setzte eine welle von falschmeldungen und propaganda ein, von den staatsschutzbehoerden in die medien lanciert.
kaul, ein bundesanwalt, der mit dem verfahren gegen die stammheimer gefangenen nichtszu tun hatte, sprach 2 stunden nach dem bekanntwerden des todes von ulrike meinhof gegenueber der presse von "spannungen innerhalb der gruppe". briefe von ulrike meinhof - vorgeblich aus ihrem nachlass - sollten dies beweisen. spaeter stellte sich dann heraus, dass diese briefe nicht nach ihrem tod gefunden worden waren, sondern aus beschlagnahmungen bei zellendurchsuchungen von 1973 bis 1975 stammten. die briefe wurden am nachmittag des 10. mai einem journalisten waehrend der justizpressekonferenz in karlsruhe zugespielt und nach dem druckerstreik im rahmen einer vorbereitenden kampagne in den ueberregionalen tageszeitungen der frankfurter rundschau, der sueddeutschen zeitung, der welt, der hamburger morgenpost und spaeter im stern plaziert. generalbundesanwalt buback nannte das "offensive information . . . es kommt darauf an, wie, wann und welche informationen weitergegeben werden. " (faz, 22. 2. 75)
im beitrag, der in der frankfurter rundschau abgedruckt wurde und die selbstmordthese untermauern sollte, wurden nur fragmente herangezogen - allein aus dem nachlass ulrike meinhofs existieren 1200 briefe, protokolle etc. - weil die briefe in der authentischen, d. h. ungekuerzten und nicht aus dem zusammenhang gerissenen fassung, das gegenteil von dem beweisen, was der staatsschutz suggerieren wollte.