Anschlag auf das US-Offizierskasino, Frankfurt (Dezember 76)
Die Revolutionären Zellen haben heute im militärischen Sperrgebiet der Rhein-Main-Airbase das Offizierskasino durch einen Bombenanschlag zerstört. Dieser Anschlag führt den antiimperialistischen Kampf in der BRD weiter und hat das Ziel, den Feind anzugreifen und zu demoralisieren. US-Offiziere und Generale sollen sich nicht mehr fett und sicher in ihren Kasinos an Tel Saatar und Entebbe besaufen können.
Die Rhein-Main-Airbase der US-Armee stellt die direkte und wichtigste militärische Verbindung zu den USA her. Sie dient als Knotenpunkt für die amerikanischen Militärbasen in Europa, Asien und Afrika und ist mit einer kompletten Telekommunikationseinheit der CIA ausgerüstet. Die dort eingesetzten Agenten haben bereits reiche Erfahrungen bei geheimen Militäroperationen in Vietnam, Kinshasa, auf Manila und den Philippinen gesammelt. Daß gerade die BRD so vollgestopft ist mit US-Militär, US-Kapital und Geheimdiensten hängt damit zusammen, daß sie sich hier heimisch fühlen. Der US-Imperialismus fühlt sich in seiner Hauptfiliale, der imperialistischen BRD sicher, sicherer als sonstwo auf der Welt.
Mit dem Imperialismus zu leben, heißt: noch viele Chiles möglich zu machen; zu dulden, daß England weiterhin Nordirland blutig besetzt hält; daß die BRD den Revolutionsprozeß in Portugal abwürgt. Heißt dem Völkermord an den Palästinensern zuzusehen und ermöglicht eine Befriedungsstrategie in den südafrikanischen Ländern, die nur die Einführung des Wirtschaftskolonialismus zum Ziel hat.
Mit dem Imperialismus leben, heißt zuzusehen, wie CIA, ITT, Chase Manhatten und Siemens in den 70er Jahren Lateinamerika wieder fest in ihren Krallen haben und einem ganzen Kontinent die Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben mit Folter, Maschinengewehren und Coca Cola ausgetrieben haben. Heißt, tatenlos zuzusehen bei der weltweiten Hatz auf Widerstandskämpfer.
Imperialistische Kultur ist Todeskultur: Sie mißhandelt ihre Kinder, mißachtet ihre Alten, sie läßt Menschen zu plastic people erstarren und programmiert Emotionen, Denken und Verhalten. Es mag sein, daß wir mehr essen und über Geräte verfügen, aber wir sind unter Konkurrenzdruck, unsicher und in Angst. Unsere Arbeit ist bedeutungslos, der Verschleiß ist vorprogrammiert. Wir sind technologisch am weitesten fortgeschritten, Fortschritt, der immer mehr Menschenleben fordert: Hiroshima8, Contergan9, Seveso10, Grundremmingen11, Krebs durch Vergiftung von Wasser, Luft und Lebensmittel sind einige der tödlichen Meilensteine.
Die militärisch-psychologische Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung ist längst Realität und wird ständig perfektioniert: So probt die US-Armee die Verseuchung von U-Bahn-Schächten mit tödlichem Gas und von Wasserleitungen mit tödlichem Gift, baut in West-Berlin eine Geisterstadt, um Einsätze gegen mögliche Unruhen und Aufstände in der deutschen Bevölkerung zu üben, pumpt die BRD voll mit Atom- und H-Bomben.
Das meint: imperialistische Kultur ist eine Todeskultur.
Antiimperialismus ist unsere Kulturrevolution für ein neues Leben von
autonomen Völkern mit freien Menschen.
Anschlag auf das US-Militärgelände in Giessen (Januar
77)
Die Revolutionären Zellen haben heute auf dem
amerikanischen Militärgelände bei Gießen den Benzintank in die Luft
gesprengt.
Damit wurde die Versorgung der US-Militärmaschinerie im Raum
Gießen unterbrochen. Die reibungslose Versorgung, den glatten Nachschub zu
stören, ist ein Mittel, den imperialistischen Feind sowohl materiell als
auch moralisch-politisch zu treffen.
Die BRD als militärischer und ökonomischer Hauptstützpunkt der USA ist
im Wesentlichen auch ein moralisches Hinterland, in dem sich die US-Armee
von ihren Niederlagen, dem revolutionären Widerstand, dem Haß, der ihr in
aller Welt entgegenschlägt, erholt, sich regeneriert. Wird dem
US-Imperialismus irgendwo in der Welt gerade die Luft rausgelassen in der
BRD kann er sich wieder aufpumpen.
Anschlag auf das US-Offizierscasino, Wiesbaden (Juni
78)
Seit seiner Niederlage in Vietnam versucht der
US-Imperialismus den Eindruck zu erwecken, er habe sich seine mörderischen
Zähne selbst gezogen. Da wird der paranoide Mafia-Präsident Nixon12 aus dem
Amt gejagt und der gottesfürchtige Carter13, Freund der kleinen Leute an
die Macht gebracht. Da wird die Parole Die Freiheit der freien Welt steht
auf dem Spiel unter der ganz Indochina mit genetisch und ökologisch
grausamen Folgen verwüstet wurde, gegen den neuen Kampf um die
Menschenrechte ausgetauscht und der rechtsextremistische, zionistische
UNO-Botschafter Goldberg wird gegen den ehemaligen Martin Luther
King-Mitstreiter Andrew Young14 ausgewechselt, der auch gleich Südafrika
kritisiert und die Kubaner als Ordnungsmacht lobt. Der Bau der
Neutronenbombe wird unter dem Beifall der Menschen in aller Welt offiziell
gestoppt, heimlich eifrig weitergebaut und stetig weiterentwickelt zu
noch größerer Perversion der Welt werden diese Manöver als moralische
Erneuerung des Imperialismus verkauft. In Wirklichkeit hat nichts anderes
als ein Pferdewechsel stattgefunden von langer und mächtiger Hand
vorbereitet. Während die US-Militärs in Indochina noch nach Atom- und
Wasserstoffbomben schrien, um ihrer unaufhaltsamen Niederlage
zuvorzukommen, hatten die Machtzentren des Imperialismus wie der
Rockefeller Trust, die Chase Manhatten Bank, die Bank of America usw.
längst einen radikalen Kurswechsel beschlossen.
Nicht, weil sie des Völkermordens plötzlich müde geworden wären, sondern
weil der Imperialismus in eine verhängnisvolle Defensive geraten war: der
Indochina-Krieg war inzwischen zu einem Verlustgeschäft geworden, der
US-Imperialismus war weltweit selbst bei den Verbündeten politisch
gefährlich isoliert, das eigene Land war tief gespalten und Lateinamerika,
insbesondere aber Afrika hatten in der Zwischenzeit starke
antiimperialistische Befreiungsbewegungen aufgebaut.
Der radikale Kurswechsel signalisiert den Beginn einer neuen Offensive
des Imperialismus, der die Kissinger-Auffassung einer polarisierten Welt
mit unterschiedlichen ökonomischen, ideologischen und politischen Systemen
weit hinter sich gelassen hat. Die neuen Waffen, die früher oder später
jeden erledigen werden auch die sozialistischen Systeme, weil sie
politisch erstarrt und ökonomisch dem Westen nicht gewachsen sind diese
neuen Waffen, auf die die Carter-Administration setzt, sind die des
Wirtschaftskrieges: der Weltmarkt, dem sich keiner entziehen kann, die
Kredite des Internationalen Währungsfonds, die keiner zurückzahlen kann.
Auf diese Weise werden Abhängigkeiten geschaffen, die viel wirksamer und
vernichtender sind, als militärische Unterwerfungen. Auf diesem Hintergrund
ist die für viele so widersprüchliche Politik der US-Regierung gar nicht
mehr so widersprüchlich. So steht zum Beispiel die Menschenrechtskampagne,
die ausschließlich gegen die UdSSR gerichtet ist, nicht im Widerspruch zu
einer verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Das eine hat das Ziel,
eine innere Opposition im Land aufzubauen, das andere soll dazu beitragen,
die autoritären sozialistischen Systeme ökonomisch und politisch zu
korrumpieren. Aus ähnlichen Motiven lobt UN-Botschafter Young die Kubaner
in Afrika.15 Er hofft, sie werden als Ordnungsfaktor einerseits stabilere
Verhältnisse schaffen, andererseits sich aber ihr eigenes politisches Grab
schaufeln, um damit das Terrain freizumachen für die imperialistischen
Entwicklungshelfer, die statt der Geißel des Krieges wieder verstärkt auf
das schleichende Gift der ökonomischen Ausblutung, der sozialen Zerrüttung
und kulturellen Vernichtung setzen.
Mit dem dramatischen Ausruf eines trilateralen16 Vertreters: Wir
brauchen Märkte und keine Massengräber ist nichts weiter gemeint, als daß
Massaker als unerläßlicher Bestandteil imperialistischer Politik in Zukunft
flexibler gehandhabt werden müssen. Jüngstes blutiges Beispiel dieses
flexible response ist Zaire17: trotz Waffenstillstandsangebot der
Rebellenarmee zur Evakuierung der Europäer wurden französische
Fallschirmjäger losgeschickt. Dort haben sie ein derart grauenhaftes
Blutbad unter den Zivilisten angerichtet, daß selbst die Europäer vor ihnen
in Panik flohen und sich erst von den Belgiern retten ließen. Doch
Giscard18 und seine berüchtigten Fremdenlegionäre handelten nicht auf
eigene Faust. Die Transportmaschinen Hercules und Transall, mit
sämtlichen Plänen, Satellitenbildern usw. wurden ihnen auf der Rhein/Main
Airbase, dem Militärflughafen der amerikanischen Armee in Frankfurt, zur
Verfügung gestellt. Wir haben das frankfurter Offizierscasino der
Rhein/Main Airbase im vergangenen Jahr bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Da das frankfurter Hauptquartier (IG Farben-Haus) samt
dazugehörigem Terrace-Club (ebenfalls ein Offizierscasino) wegen mehrfacher
schwerer Bombenanschläge als stark gefährdet gilt, sind viele US-Offiziere
auf sicherere Casinos ausgewichen, unter anderem auf das in Wiesbaden.
Wir sind ihnen gefolgt!
Aktion gegen das Kasernengelände Garlstedt (September
78)
Die revolutionären Zellen haben heute das im Bau
befindliche Kasernengelände in Garlstedt angegriffen.
Auf dem Gelände sollen voraussichtlich im September ca. 3.600
Ledernacken sowie 200 Kettenfahrzeuge und zahlreiche Atomsprengköpfe
untergebracht werden. Dafür wurden rund 1.500 qm Heidefläche verwüstet. Daß
über 45.000 Unterschriften, die örtliche Bevölkerung und deren Initiativen
in ihrem Kampf gegen die Stationierung ignoriert und zum Teil
kriminalisiert wurden, zeigt einmal mehr die Notwendigkeit, unseren
Widerstand gegen die ökologische Verwüstung, der US-Invasion im
Einvernehmen mit der Bundesregierung und der Kriminalisierung derjenigen,
die sich dem widersetzen, keine Grenzen zu setzen.
Anschlag auf die Kantine der US-Streitkräfte, Frankfurt (Mai
81)
Die Revolution im Westen, die Herausforderung der
kapitalistischen Macht in den Hochburgen ist das Gebot der Stunde. Sie ist
von entscheidender Bedeutung. Die derzeitige Weltsituation kennt keinen Ort
und keine Kräfte, die in der Lage wäre, eine friedliche Entwicklung und
eine demokratische Stabilisierung zu garantieren. Die Krise spitzt sich
tendenziell zu. Sich jetzt provinzialistisch abzukapseln oder den Kampf auf
später zu verschieben, bedeutet man wird in den Strudel des umfassenden
Niedergangs hineingerissen. Il Manifesto, aus These 55.19
Wir haben heute nacht die schöne neue Kantine der US-Streitkräfte in
Frankfurt am Main in der Hansa-Allee ein bißchen vorgekocht. Und das nicht
aus Futterneid, sondern als Ausdruck unseres Hasses auf die
menschenverachtende US-Politik. Einer Politik, die, um die Weltherrschaft
zu erlangen, sich skrupellos über das Selbstbestimmungsrecht aller Völker
hinwegsetzt und nicht davor zurückschreckt, Völkermord zu begehen, so zur
Zeit in El Salvador. Einer Politik, die nur so lange funktioniert, wie sie
ein politisch, ökonomisch und sozial stabiles Hinterland zur Verfügung hat
und somit immer auch angewiesen ist auf sogenannte kooperative Regierungen.
Ein günstiger Zeitpunkt, solch eine Regierung aufzubauen, war 1945 in den
damaligen Westzonen gegeben. Günstig war die in der Bevölkerung
vorherrschende Ideologie in Form des Antikommunismus, die der Faschismus
schon während seiner Herrschaft hergestellt hatte. Günstig war (und ist)
die geografische Lage (Nähe zur Sowjetunion).
Nachdem inzwischen
Heidelberg (Hauptquartier der US-Armee in Europa) zur
zweitwichtigsten Befehlszentrale nach dem Pentagon ausgebaut wurde,
sich hier die größten CIA-Niederlassungen und das größte US-Atom- und
konventionelle Waffenarsenal außerhalb der USA befindet und
in der BRD mit die größten Kapitalinvestitionen der USA in der Welt
getätigt werden,
gipfelt die Unterwerfung der BRD durchgesetzt mit Hilfe
der Sozialdemokratie unter die Perversion imperialistischer US-Politik in
der geplanten Stationierung der Cruise Missiles.
Und noch etwas Wir sind mitverantwortlich für die Menschen in der dritten Welt, auf
deren Kosten wir leben und die täglich verhungern oder ermordet werden. Und
deshalb werden wir nicht aufhören, gegen den US-Imperialismus als
Hauptfeind zu kämpfen.
Daß die Gewalt der Herrschenden nur durch die
revolutionäre Gewalt der Unterdrückten beseitigt wird, ist eine
revolutionäre Binsenweisheit, durch jahrtausendlange Geschichte aller
Völker der Welt belegt. Rolf Pohle20 in Athen
Anschläge zum Nato-Gipfel im Juni 82 in Bonn
McDonell Douglas, Köln
Am Vorabend dieses Gipfel des Schreckens war der
amerikanische Rüstungskonzeren McDonell Douglas in Köln Ziel des Angriffs
der Revolutionären Zellen.
Er ist einer der Hauptgewinner des 1,6 Billionen Dollar
Rüstungsprogramms der US-Regierung. Imperialistischer Krieg und Völkermord
ist sein Geschäft. Wenn in der 3.Welt Städte und Dörfer in Schutt und Asche
gelegt werden, wenn Menschen von Bomben zerrissen werden, klingelt bei
McDonell Douglas die Kasse.
Wie im Libanon20a, wo die israelische Luftwaffe mit F-16-Jagdbombern aus
den USA, hergestellt und entwickelt von McDonell Douglas Städte,
Flüchtlingslager, Krankenhäuser und Kindergärten bombardiert, um das
palästinensische Volk endgültig auszubluten. Niemand soll uns erzählen, daß
der Zeitpunkt dieses geplanten Völkermordes parallel zum NATO-Gipfel
zufällig sei. Das war vielmehr klassisches imperialistisches Timing, um
unter lautem Abrüstungs-Getöse den Widerstand der Palästinenser gegen die
Unterwerfung des Nahen Ostens unter westliche Kapitalinteressen mit Bomben
und Panzern auszulöschen.
Wir warten nicht, bis Reagan kommt
Wir haben uns daran gewöhnt, daß die bürgerliche Presse
und die taz unsere Aktionen herunterspielen. Bewaffneter Widerstand,
Sprengstoff- und Brandanschläge sollen als mögliche Widerstandsform sinnlos
erscheinen. Deshalb hier noch einmal eine vollständige Auflistung der von
uns in diesem NATO-Gipfel-Zusammenhang durchgeführten Aktionen 1.6.82 *
Sprengstoffanschlag auf das US-Hauptquartier in
Frankfurt
Sprengstoffanschlag auf den AFN Berlin
Sprengstoffanschlag auf ITT Hannover
Sprengstoffanschlag auf IBM, Düsseldorf
Sprengstoffanschlag auf Control Data Düsseldorf
Sprengstoffanschlag auf US-Offiziersclub Hanau
Sprengstoffanschlag auf US-Offiziersclub Gelnhausen
4.6.82 *
Brandanschlag auf Bourns Ketronic Flugtechnik
Hamburg
5.6.82 *
Sprengstoffanschlag auf Deutsch-Amerikanisches Institut
Tübingen.
Revolutionäre Zellen und Rote Zora
Anschlag auf die ITT-Tochter SEL, Düsseldorf (Februar
83)
Wir haben in der Nacht vom 27.2.1983 auf den 28.2.1983 den
Elektronikkonzern Standart Elektrik Lorenz (SEL) in Düsseldorf mit einem
Sprengsatz angegriffen.
SEL gehört zum ITT-Verband und ist einer der großen
Weltkonzerne, der direkt Profit schlägt aus der militärischen Hochrüstung
des imperialistischen Staatensystems und aus dem Triumphzug der Elektronik
und Mikroelektronik in der Rüstungsindustrie und allen anderen
Produktionsbereichen.
In den dreißiger Jahren hat ITT die Standart Elektrik Gesellschaft und
das Unternehmen Lorenz erworben und zu seinem Tochterunternehmen SEL
zusammengefaßt. Diese hat z.B. für die Luftwaffe des Nazi-Faschismus die
erste Fluglandehilfe (eine Form von Radarsystem) entwickelt und
produziert.
ITT gehört zu den 10 größten Konzernen der Welt überhaupt, ist bekannt
nicht nur für seine speziellen Beziehungen zur CIA, sondern auch für die
direkte Unterstützung faschistischer Regimes in der 3. Welt wie z.B.
Südafrika und Chile wo er seine Finger in der blutigen Niederschlagung
des Aufstandes von Soweto 1976 genauso wie im faschistischen Militärputsch
gegen die Unidad Popular21 in Chile 1973 im Spiel hatte. ITT hat seine
Finger ganz besonders nah am Puls der Aufstandsbekämpfung und ist in der
finanziellen Unterstützung konterrevolutionärer Bewegungen nicht gerade
zurückhaltend in einer offziellen Untersuchung waren es 13 Millionen
Dollar, die ITT für politische Zwecke an einzelne Persönlichkeiten oder
reaktionäre Institutionen und Parteien in den Jahren 1971-1975 bezahlt
hat.
SEL hat deutsche Mitarbeiter, deutsches Management und nach eigenem
Selbstverständnis ein hohes Maß an Autonomie in der Firmenpolitik. Von ITT
kommt das know-how eines großen Teils der Grundlagenforschung, die
weltweite Vertriebsorganisation und das Kapital. ITT kassiert die
Profite.,
1976 gingen 40 Prozent des Inlands-Umsatzes von SEL aus Aufträgen der
Öffentlichen Hand für Polizei, Militär, Bahn und Post hervor. SEL
produziert in den Unternehmensbereichen: Nachrichtentechnik, Elektronische
Bauelemente, Private Nachrichten- und Datensysteme, Rundfunk, Fernsehen,
Video, Phono, Fernschreibtechnik, Satellitenelektronik,
Übertragungstechnik, Funkanlagen, Mobilfunk, Aufklärungs- und Radarsystems,
Navigationssysteme, Bordelektronik.
Glasfaser: SEL hat gemeinsam mit einem englischen Parallelunternehmen,
auch ITT-Tochter, die Glasfaser entwickelt. Glasfaser hat im Vergleich zum
Kupferkabel eine um 1 Million höhere Übertragungskapazität. Solche
Leitungen sind abhörsicher, da Informationen auf Laserlicht übertragen
werden, die im Gegensatz zu herkömmlichen Übertragungstechniken keine
elektromagnetischen Felder aufbaut. Glasfaser ist gegen elektromagnetische
Impulse von außen störsicher.
Außerdem ist das Glasfaserkabel der entscheidende technologische
Fortschritt, der das NATO-Projekt NICS (NATO integrated communication
system) möglich macht. Dieses System sieht die Zusammenführung sämtlicher
militärischer und ziviler Fernmeldeeinrichtungen in einem NATO-weiten
Informationssystem vor.
Zitat von Vorstandsmitglied Ludwig zum Zusammenhang ziviler und
militärischer Forschung: Die Grundlagenentwicklung kann man zivil wie
militärisch nutzen, beispielsweise auf dem elektrooptischen Sektor, wo wir
von der zivilen Seite herkommen mit digitalen Übertragungsstrecken mit
Glasfasern ... Wir haben ganz erhebliche Nutzeffekte aus der Wehrtechnik
gezogen, insbesondere für die zivilen Funkgeräte für Polizei bis hin zu
Taxis ... Die Fertigung unserer militärischen Produkte haben wir in unserem
Werk in Mannheim konzentriert, das jedoch auch zivile Produkte
herstellt.
AWACS: SEL ist mit Siemens, AEG, Dornier und Elektronik System
Gesellschaft (die SEL zu 25 % gehört) in einer Arbeitsgemeinschaft, welche
von der NATO und dem AWACS-Generalunternehmen Boeing in den Bau des
AWACS-Systems einbezogen wird. Diese Unternehmen sind zusammen mit ITT und
Westinghouse für die elektronische Ausrüstung der AWACS zuständig. SEL
liefert einen großen Teil des zentralen Bordrechners: Auftragsvolumen
einschließlich Wartung nach Inbetriebnahme: ca. 1 Milliarde DM.
Die AWACS-Flugzeuge sind das erste völlig transnational gebaute,
gemanagte und betriebene Waffensystem der NATO: Sie werden vor allem in der
BRD und in der Türkei stationiert. Ihr Hauptquartier ist Geilenkirchen am
Niederrhein. Sie haben für die Kriegspläne und Kriege der Imperialisten
wichtige Funktionen: ihr Radarschirm erfaßt in einem Umkreis über 500 km
alle militärischen und sonstigen Bewegungen. Sie liefern den Bodenstationen
der NATO-Streikkräfte ohne Zeitverzögerung genaue Standortbestimmungen und
ermöglichen so gezielte Angriffe. Sie werden eingesetzt in allen
Spannungsgebieten in der 3. Welt, in Marokko gegen die Polisario, in der
Karibik und in Mittelamerika gegen die starken Befreiungsbewegungen, von
der Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten aus gegen die revolutionären Kräfte
im Nahen Osten.
Und sie werden eingesetzt an den Grenzen zu den Warschauer Pakt-Staaten,
zu ständigen Patrouillenflügen; AWACS sind Teil im Projekt der
Stationierung der neuen Mittelstreckenraketen: sie sind die Kommandostände
für den Abschuß und das Steuerungssystem für die Flugbahnen der Cruise
Missiles.
Die Multis repräsentieren heute die herrschende Elite der Bourgoisie und
bestimmen und planen das Weltgeschehen über alle nationalen Grenzen hinweg.
Sie benutzen ihre Mutterländer, die abhängig von ihrer wirtschaftlichen
Macht sind, als Wahrer ihrer jeweiligen Interessen. Im schnell
voranschreitenden Prozeß der Konzentration des Kapitals erwachsen immer
wenigere, dafür umso mächtigere und stärkere, multinationale Konzerne,
allen voran insgesamt gesehen die US-amerikanischen. Dazu sind viele
der westeuropäischen Großkonzerne, die transnational operieren, von
nordamerikanischem Kapital durchdrungen oder sind ganz direkt Töchter
amerikanischer Mütter. SEL ist da ein Beispiel. In der Regel arbeiten die
großen Multis nicht nur in einem Produktionszweig, sondern versuchen durch
ihr Engagement in verschiedenen Industriesektoren auf breitem Fuß zu
stehen. Es lassen sich jedoch immer Schwerpunkte ihrer industriellen
Aktivitäten festmachen. Ein gegenwärtig sehr starker Bereich ist der der
Rüstungsproduktion.
SEL liefert viele Beispiele dafür, daß sich die zivile und
militärische Forschung und Gebrauchswerte nicht mehr voneinander trennen
lassen. Die Mikrochiptechnologie ist nur ein Beispiel davon. Sie ist eine
technologische Errungenschaft, die in den Fabriken und Büros die Automation
von ganzen Produktionsprozessen oder Arbeitsbereichen, die Rationalisierung
und die Zergliederung von Arbeitsabläufen auf immer kleinere Einheiten
ermöglicht. Für den Kapitalisten bedeutet es, die Produktion hier in den
Metropolenfabriken auf hochtechnisierte Abläufe reduzieren zu können,
höhere Arbeitsproduktivität und damit Profitraten zu erzwingen. Für die
Menschen hier bedeutet es Massenarbeitslosigkeit und für die, die Arbeit
haben, entvölkerte Arbeitsstätten, auf das Minimum reduzierte
Arbeitsabläufe, die keine Chance haben sollen, auf den Produktionsprozeß
Einfluß zu nehmen (was in der Vergangenheit die Macht der Arbeiter gewesen
ist), dazu durch Videokameras überwachte Arbeitsplätze, die jeden
Widerstand im Keim ersticken sollen. Um ihr System der Ausbeutung und
Unterdrückung zu sichern, müssen sie die Welt in einen einzigen Markt
umstrukturieren. In der 3. Welt haben die Imperialisten ihre
Skrupellosigkeit in der brutalen und gewaltsamen Durchsetzung ihrer
Interessen, in der Installierung von faschistischen Regimen, in der
Militarisierung der von ihnen abhängigen Staaten tausendfach bewiesen. In
den Jahren, in denen die Imperialisten die Menschen hier mit der
psychologischen Kriegsführung und dem Angebot des warmen Platz am Arsch
einkaufen konnten, haben sie gleichzeitig Vorbereitungen getroffen, die
militärische Kontrollierbarkeit über sie zu erlangen. Der zivile
Mikrochip in den Computerterminals des BKA ermöglicht ihnen die datenmäßige
Erfassung all dessen, was zu erfassen ist und die Verarbeitung des
Rohmaterials. Der Chip, das Video auf den Straßen und an den Treffpunkten
und die hochentwickelten Nachrichtenübertragungssysteme von einem
Großcomputer zum nächsten, vom KOB direkt in den BKA-Terminal, sind u.a.
zivile SEL-Produkte, die die Kontrolle des Staatsschutzes, der Bullen
neuerdings in allen Unis, über alle Bereiche, in denen wir leben und
arbeiten, verbessert Überschaubarkeit, Kontrollierbarkeit, schnelle
Registrierung und schneller Zugriff. Der Anfang von ihrem Ende ist, den Anschein ihrer
Unbesiegbarkeit zu zerstören. Das vermittelt die Hoffnung, die den Anstoß
für andere gibt, aufzustehen und zu brechen mit der Selbstzerstörung, der
Droge, dem Konsum und der Lethargie, um für ein anderes, neues Leben den
Kampf zu beginnen. Der Anfang ist gemacht, wenn wir in die Räder greifen,
die das System am Laufen halten; auf Dauer, wenn immer wieder von neuem
fundamentale Teile des Ganzen außer Kraft gesetzt werden, kann es das nicht
verkraften. Das ist die Erkenntnis, die wir aus dem Kampf der
Befreiungsbewegungen in der 3. Welt, deren Siegen und aus den Kämpfen hier
ziehen können.
Jeder muß eigenständig und eigenverantwortlich das anfangen, wo er steht
mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten und er kann nicht auf die
Bestätigung oder das Management anderer warten. Das kann nur ein vollkommen
aktiver und selbstbestimmter Prozeß sein, sich zur Waffe für die
Veränderung der Verhältnisse zu entwickeln, die Unversöhnlichkeit und
Entschlossenheit zu festigen und handelnd seine Möglichkeiten zu
verändern.
Wider den linken Antiamerikanismus
Daß diese Anfänge revolutionärer Mobilisierung noch auf
politisch schwachen Füßen steht, zeigt u.a. der auch unter den Militanten
verbreitete Anti-Amerikanismus, zu dem wir hier noch mal was sagen wollen
Anti-Amerikanismus ist eine Tendenz, die nicht zuletzt auch von den
Herrschenden in die Welt gesetzt wird, um wegzudrücken, daß es uns um die
internationalen Klassenwidersprüche zwischen imperialistischer Bourgoisie
und den unterdrückten Menschen und Völkern der Welt geht, um die Auflösung
dieses Widerspruchs zu unseren Gunsten durch den internationalen
Befreiungskrieg, die Revolution im internationalen Rahmen.
Anti-Amerikanismus verschleiert den Klassencharakter und führt in der
Konsequenz zu einem platten Nationalismus und zu Rassimus gegen Amerika als
Ganzes, wo die Differenzierung zwischen dem herrschenden Kapital und den
Völkern in den USA nicht mehr gemacht wird. Dem Anti-Amerikanismus liegt
eine immer noch unterentwickelte Analye der Rolle der BRD im
imperialistischen Staatensystem zugrunde. Ein anderer wesentlicher Grund
dafür, daß wir die hessischen Anschläge vom November und Dezember nicht
schnell als von Staatsschutz und Faschisten initiiert erkannt haben, ist
der, daß es wesentlich an Vorstellungen fehlt, wie wir unseren Kampf gegen
dieses Herrschaftssystem auf die festen Füße einer langatmigen Konzeption
stellen können und wenn wir es für möglich hielten, daß die Anschläge von
Linken gemacht wurden, haben wir die Wichtigkeit der Kritik und der darin
liegenden Möglichkeit der Auseinandersetzung nicht begriffen. In diesem
Zusammenhang können wir vom Befreiungskampf des vietnamesischen und aktuell
salvadorianischen Volkes lernen. Doch bestimmen sich die Angriffe auf
Büttel in den Polizei- und Militärapparaten ausschließlich im Rahmen
entscheidender strategischer Offensiven. Im Rahmen solcher militärischen
Offensiven nimmt die Agitation in den feindlichen Gewaltapparat hinein, die
Aufforderung zu desertieren, überzulaufen oder direkt die Gewehre
umzudrehen, eine wichtige Rolle ein. In einer Situation, wo wir uns hier
immer noch im Anfangsstadium des revolutionären Volkskrieges befinden, ist
die Linie, militärisch x-beliebige Soldaten und Bullen anzugreifen, falsch
und politisch schädlich. Angriffe in den homeareas der yanks leisten einem
politisch zurückwerfenden Aktionsmus und Anti-Amerikanismus Vorschub und
geben den Herrschenden Waffen in die Hand, die Bestimmung unseres Kampfes
zu denunzieren. Sie ziehen weg von den anstehenden Auseinandersetzungen um
die Stabilisierung anti-imperialistischen Bewußtseins und von der genauen
Bestimmung unserer politischen und praktischen Aufgaben und Möglichkeiten
in diesem wichtigen Jahr 1983. Dieses Jahr wird für die weitere
Entwicklung, Verbreiterung und Festigung revolutionärer Politik eine
entscheidende Phase sein. Unsere politische Praxis darin, vom Flugblatt bis
zum materiellen Angriff, wird danach beurteilt werden müssen, ob wir denen,
die angefangen haben zu kämpfen, Beispiele und Orientierungshilfe geben,
die Ursachen der konkreten Widersprüche zu erklären und gleichzeitig
praktische Alternativen für den Widerstand zu entwickeln. Wir müssen, weil
wir hier als revolutionäre Kraft noch schwach sind, die Ansatzpunkte, an
denen wir mit praktischen Initiativen angreifen, nach ihrer Bedeutung und
Wichtigkeit für die imperialistische Herrschaftsstrategie und zwar aus dem
internationalen Zusammenhang heraus, bestimmen. Den politischen Preis hochtreiben
Das Ziel unserer Praxis an diesen Punkten ist, den
Herrschenden den politischen Preis für die Durchsetzung ihrer Projekte so
hoch wie möglich zu treiben. Der größte Verlust für die Imperialisten ist,
daß hier Menschen die Notwendigkeit zu kämpfen erkennen und sich daran
machen, die Frage zu lösen, wie dieser Kampf zu gewinnen ist. Dabei steht
für uns fest, daß ein wesentlicher Teil unseres politischen Handelns der
materielle Angriff ist. Wir müssen darin unser Wissen und unsere
Möglichkeiten auf dieser Ebene so verändern, daß die materielle Schärfe des
Angriffs zunimmt.
Wir finden es falsch, den Protestbewegungen missionarisch
hinterherzurennen und da unsere Sachen reinzutragen. Es wird vielmehr
darauf ankommen, daß wir unser politisches Ziel, im Widerstand gegen
entscheidende Stützpfeiler und zentrale Projekte der imperialistischen
Macht, verdeutlichen können und daß wir darin die Einheit zwischen Wort und
Tat herstellen.
In den letzten Jahren ist es uns punktuell gelungen, nur hat es nach
jedem Punkt Brüche gegeben, keine Festigkeit und Kontinuität. Als ein
wesentliches Defizit sehen wir die fehlende Organisierung und das fehlende
Bewußtsein über die Notwendigkeit der Organisierung. Die Lösung dieses
Problems wird aber mit zeigen, ob wir hier eine revolutionäre Bewegung
werden oder nicht. Organisierung kann nur auf der Basis eines gemeinsamen
Ziels und Einigkeiten über den Weg dahin erfolgen. Es wird darauf ankommen,
gerade unter diesen Kampfbedingungen in der Metropole, ohne breite
Verankerung im Volk, wie jeder einzelne und dann mit anderen gemeinsam
Ideen und Vorstellungen entwickelt, die mit der nötigen Entschlossenheit
angegangen werden und das vor allem in schwierigen Phasen, wo es mehr
Fragen als Antworten gibt.
Organisierung ist ein mühsamer Prozeß, der sich darin entwickeln muß,
gemeinsame Erfahrungen im Kampf zu machen und daraus nächste Schritte zu
entwickeln. Es gibt kein Rezept, nach dem es hier laufen kann. Eigene
Entwicklung und Organisierung im Widerstand hängt davon ab, wie jeder mit
der Reaktion des Feindes umzugehen lernt. Das setzt voraus, daß sich jeder
eine Vorstellung davon macht, was Knast für ihn heißt, damit er und das
ist eine Bedingung für das Weiterkämpfen die Angst vor einer möglichen
Konsequenz überwinden kann.
Diese Angst wird nicht einfach verfliegen, aber sie schwindet, wenn
unser Bewußtsein wächst, daß es für uns nichts anderes gibt, als zu kämpfen
und daß der Kampf um Befreiung im Knast weitergehen kann und weitergehen
wird. Das ist eine Erfahrung, die wir an den Gefangenen gemacht haben, als
wir ihren Widerstand zu unserem gemacht haben und darüber die Vorstellung
drinnen und draußen ein Kampf real faßbar wurde. Daß dies möglich ist,
haben wir von ihnen gelernt und so ist es eine wichtige Aufgabe für uns,
sie in unsere Auseinandersetzungen hier draußen miteinzubeziehen, die
Einheit mit ihnen über Mauern und Gitter hinweg herzustellen.
Anschlag gegen IBM Reutlingen (März 83)
Die Bedeutung der IBM ist durch zwei Punkte gekennzeichnet
einmal ist IBM einer der größten multinationalen Konzerne mit einem Umsatz
von 44 Milliarden Dollar (1982), zum anderen ist IBM größter
Computerhersteller der Welt. Beide Aspekte sind unter kapitalistischen
Verhältnissen insofern verquickt, als der Computer eines der wichtigsten
Rationalisierungsmittel ist, als auch das einzige Instrument, Informations-
und Steuerungsprobleme in den Griff zu bekommen. IBM leistet in der Computeranwendung selbst
Schrittmacherdienste, um die Entwicklung der elektronischen
Datenverarbeitung (EDV) voranzutreiben. Ziel ist die Einsparung von
Arbeitskräften, die Automatisierung von Produktionsabläufen und
Verwaltungsprozessen, innerbetriebliche Kontrolle der Arbeiter, umfassende
Verbesserung von Information und Kommunikation zwischen Konzernleitung und
den Zweigbetrieben. Die Kapitalisten sind so in der Lage, Widerstand in den
Betrieben im Vorfeld zu zerschlagen, das Personaldatensystem liefert
jederzeit ein vollständiges Bild des einzelnen Arbeiters. Wieviel hat er
produziert, verhält er sich kooperativ am Arbeitsplatz und zu den
Vorgesetzten, wie lebt er in der Freizeit, ist er gewerkschaftlich
organisiert, wie oft war er krank.
Die AOK Baden-Württemberg zum Beispiel, ausgestattet mit einem
IBM-Rechnerverbund, verfügt über die Daten von 7 Millionen Personen und
führt für 86.000 Unternehmen die Konten. Über dieses Datensystem ist der
Zugriff auf die Krankheitsstatistik aller Arbeiter für die Unternehmer
gesichert.
In Bezug auf Personalplanung und Steuerung ist IBM selbst Musterbetrieb.
Der Personalbereich soll ähnlich langfristig geplant und flexibel
kontrolliert werden wie die Produktion. Dazu ist ein Betriebssystem
notwendig, das menschliche Beziehungen erfaßbar miteinschließt, in dem die
Gegensätze zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verwischt, rationell
gestaltet, überschaubar, regelbar und damit planbar macht. Dies gelingt
nur, wenn die abhängig Arbeitenden mitspielen, wenn sie sich mit den
vorgegebenen Planzielen identifizieren und sich im Betrieb integrieren. IBM
hat dafür ein umfangsreiches Gehirnwäscheprogramm entwickelt, das die
Illusion eines demokratischen Betriebes erweckt. Über Kummerbriefkästen und
Beschwerdestellen werden die Arbeiter zur Kritik aufgefordert. Das
ermöglicht der Betriebsführung, Unruheherde frühzeitig zu erfassen.
Belohnungen für produktivitätssteigernde Ideen binden den Arbeiter an die
Probleme der Computerfertigung. Organisierte gemeinsame Freizeiten der
Arbeiter sollen das Gefühl vermitteln, sie gehören alle zur IBM-Familie. So
schafft sich IBM bis ins Detail Überblick über das Leben ihrer Arbeiter,
die nicht nur in der Produktion, sondern auch als Werbeträger und
Öffentlichkeitsarbeiter nach außen funktionieren sollen . Zusätzlich
verfügt IBM über einen starken Überwachungsapparat. Kameras sind
installiert, Telefongespräche werden abgehört. Gehirnwäsche und
Kapitalismuspropaganda beschränken sich längst nicht auf den eigenen
Konzern. Mit IBM-finanzierten öffentlichen Kunstausstellungen und
Musikveranstaltungen, über betriebseigene Zeitschrift und gekaufte
Fernsehprogramme schaltet sich IBM direkt ins kulturelle Leben ein. Die
5.000 Bildschirmtextcomputer der Bundespost sind IBM-Technologie, ein
aktiver Beitrag zur kapitalistischen Medienpolitik.
In den NATO-Stabsrahmenübung WINTEX werden Zivilverteidigung zur
Aufrechterhaltung der Staatsgewalt und der inneren Sicherheit und die
direkte Unterstützung der NATO durch den Zivilschutz und die
Zivilverwaltung im Krisenfall und Krieg geprobt. Das
NATO-Informationssystem ist IBM-System.
Deshalb ist es wohl auch kein Zufall, daß sich im selben Gebäude auch
das Wehrkreiskommando der Bundeswehr, die Hamburg-Mannheimer Versicherung,
der Metallarbeitgeberverband Hohenzollern, die Brücke Organisation zur
Förderung und Weiterbildung von Führungskräften und das Arbeits- und
Sozialgericht befinden.
Wir wollen an dieser Stelle nochmals deutlich sagen, daß sich unsere
Angriffe niemals gegen die Menschen der unterdrückten Klasse richten,
sondern gegen die imperialistischen Technokraten, die die Fäden dieses
unmenschlichen Systems in der Hand halten, gegen deren Institutionen und
Strukturen, mit denen sie uns alle terrorisieren.
Die antiimperialistische Front aufbauen!
Erfüllung der Forderungen nach Zusammenlegung der Gefangenen in
Gruppen!
Es ist immer Krieg, wenn das Militär auf die Straße
geht!
1973 war es zum ersten Mal soweit aufgrund der massiven,
militanten Proteste der damaligen außerparlamentarischen Opposition sahen
sich die Herren West-Berlins der Senat und die Alliierten nicht in der
Lage, ihre alljährliche Truppenparade auf der Straße des 17. Juni
durchzuführen. Sie verkrochen sich aus der City zu einem kurzen Zeremoniell
am Schloß Charlottenburg. Wie alle Ratten kamen auch sie Ende der 70er Jahre wieder aus ihren
Löchern, um uns an der Siegessäule wieder mit Marschmusik und
Panzergerassel zu erfreuen. Im Jahr 1980 benötigten sie schon 3.000
Bullen, um ihre Militärparade durchzuziehen. Im Anschluß an die 80er Parade
wurde das Dach des Amerikahauses aus Protest gegen die imperialistische
Politik der USA bestiegen.
Mit dem Anschlag um 4 Uhr 30 in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai haben
wir versucht, die 83er Parade zu verhindern.
1.) Wir haben dieses militaristische Spektakel satt. Immer
schon dienen Truppenparaden nicht der Abschreckung nach außen, sondern der
psychologischen Kriegsführung im Innern. Genau deshalb werden seit einigen
Jahren wieder öffentliche Treuegelöbnisse und ähnlicher Müll in Stadien,
Fabriken u.a.m. durchgeführt. Aber das ist nicht der einzige Grund. Der
Krieg der Engländer auf den Malvinen22 im letzten Jahr hat gezeigt, wie
sehr militärische Aggressionen und kriegslüsternes Gehabe alle sozialen und
gesellschaftlichen Konflikte vergessen machen können.
2.) Wir drücken mit diesem Anschlag unseren Protest und Widerstand gegen
die Hochrüstungspläne der NATO aus. Wir hoffen auf viele ähnliche Aktionen,
nicht nur im Zusammenhang mit der Stationierung von Pershing II, sondern
gegen Militär und Rüstung überhaupt.
Anders als Teile der Friedensbewegung schlagen wir dabei keine
nationalen Töne an. Wir wehren uns nicht gegen Atomraketen und Rüstung,
weil wir glauben, daß die Deutschen dadurch besonders bedroht seien,
sondern weil damit die gesamte Menschheit ausgerottet werden kann. Wir sind
von Herzen internationalistisch. Wir leben, lieben, lachen und kämpfen mit
unseren Genossinnen und Genossen aus Westeuropa oder Mittelamerika lieber,
als uns deutsch-deutsches Spießertum, Gefühlsarmut, Beton und Plaste auch
noch als wertvolle nationale Werte reinzutun. Wir haben nicht vergessen,
was die dumpfe deutsche Nationalismus-Küche in zwei Weltkriegen bewirkt
hat. Und heute ist dies nicht viel anders die BRD ist an allen
Schweinereien der NATO direkt oder indirekt beteiligt, oft genug als
treibende Kraft (z.B. beim Militärputsch in der Türkei). Nicht von ungefähr
betreibt die BRD einen blühenden Rüstungsexport. In Westberlin ist die NATO allerdings vor allem durch amerikanische,
englische und französische Truppen präsent. Angriffe gegen die Bundeswehr
oder Rüstungsbetriebe sind hier nicht möglich.
3.) Die Alliierten sind hier in Berlin nicht etwa
symbolische Schutzmacht, sondern Garant bürgerlicher Ordnung. Bei den
entsprechenden Anlässen (z.B. Haig- und Reagan-Besuch) arbeiten sie mit den
Bullen Hand in Hand. Und natürlich üben sie ihren Häuserkampf in Kreuzberg
und Schöneberg nicht aus Langeweile, sondern um sich auf den Ernstfall,
d.h. ihren Teil der Aufstandsbekämpfung, vorzubereiten.
4.) Dieser Anschlag ist nicht antiamerikanisch,
antifranzösisch oder antibritisch. Er ist antiimperialistisch. Er richtet
sich gegen die Politik der Engländer in Irland, gegen die französische
Afrikapolitik, gegen die imperialistische Politik der USA in großen Teilen
der Welt. Wir haben zu der Perspektive und Form solcher Aktionen im
Zusammenhang der Faschisten im Frankfurter Raum vor einigen Wochen bereits
ausführlich Stellung genommen. Wir stehen seit einem Jahrzehnt in der
Tradition des antiimperialistischen Kampfes. Die ersten Aktionen von
Revolutionären Zellen richteten sich 1973 gegen Niederlassungen von ITT,
wegen deren Verantwortlichkeit für den Putsch in Chile. Wir werden uns auch
weiterhin bemühen, den weltweiten Kampf gegen den Imperialismus mit
Aktionen im Herzen der Bestie zu unterstützen. Und wir werden dies
fortsetzen, ob es nun in Mode ist oder nicht.
5.) Bei einem Anschlag gegen die alliierte Truppenparade
in Berlin müssen auch ein paar Worte zu den uns umgebenden sowjetischen
Truppen gesagt werden. Wir wehren uns allerdings gegen eine plumpe
Gleichsetzung der USA und der UdSSR. Ebenso wenig können wir allerdings
zwischen guten (sozialistischen) und bösen (imperialistischen) Raketen
unterscheiden. Die Dinger gehören generell verschrottet. Die inneren
Verhältnisse in der UdSSR oder in der DDR sind uns ein Greuel, die Invasion
in die CSSR23 oder Afghanistan24 nicht zu verteidigen. Die gefallenen und
ermordeten sowjetischen Sozialrevolutionäre sind uns tausendmal näher als
die herrschende real-sozialistische Technokratenclique. Es entspricht der
Schachspielmentalität beider Seiten überall den CIA und KGB am Werke zu
sehen und sogleich mit den notwendigen Bauernopfern zu kontern.
Dennoch ist unverkennbar, daß die USA in den letzten Jahren
ihren Hegemonieanspruch zunehmend wieder mit militärischen Mitteln
durchsetzen will und einen Atomkrieg ins Kalkül miteinbezieht. Gegen diese
Angriffe verteidigen sich Befreiungsbewegungen überall auf der Welt auch
mit sowjetischer Hilfe. Der US-Imperialismus (assistiert von seinen
jeweiligen Partnern) ist Hauptangriffspunkt antiimperialistischer
Politik.
Nachdem mit seiner Hilfe der Zionismus und die arabische Reaktion den
palästinensischen Widerstand im Libanon angegriffen und vertrieben haben,
ist derzeit Mittelamerika der Schauplatz imperialistischer Kriegsführung
gegen die Befreiungsbewegungen der gesamten Region. Deswegen gehört ihnen
heute unsere besondere Solidarität.
Venceremos !
Kampf der elektronischen Totalkontrolle!
Aktion gegen die
alliierte Truppenparade, Berlin (Mai 83)
aus:
Die Fruechte des Zorns
Texte und Materialien zur Geschichte der Revolutionaeren Zellen und
der Roten Zora
ID-Archiv im IISG/ Amsterdam (Hg.)
ISBN: 3-89408-023-X
[Inhaltsverzeichnis]