*BND hört Hunderttausende Auslandsgespräche ab*
Hamburg (AFP) - Der Bundesnachrichtendienst (BND) hört nach
Angaben des Hamburger Datenschutzbeauftragten Hans-Hermann
Schrader täglich Hunderttausende von Auslandstelephonaten
ab. Die Gespräche würden mit Hilfe von sogenannten WortBanken automatisch ausgewertet, sagte Schrader dem Hamburger Abendblatt. Der BND dürfe eine Fülle von Auslandstelephonaten von Bürgern aufzeichnen, "ohne jeden Verdacht und
ohne jeden Anlaß dafür, daß sie sich rechtswidrig verhalten
haben". Schrader betonte: "Wir Datenschützer halten das für
eindeutig verfassungswidrig." Hamburg habe daher beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eine Beschwerde eingereicht. Besorgt äußerte sich Schrader auch über Video-Überwachungen der Bürger. Er beklagte, daß der Staat "immer
mißtrauischer gegenüber dem Bürger" werde. Der Staat schaffe immer strengere Gesetze zu Lasten des Datenschutzes.
aus: SDZ, v. 10. 05. 1995