nadir start
 
initiativ periodika Archiv adressbuch kampagnen suche aktuell
Online seit:
Sat Jul 29 23:49:51 1995
 

Absender : G.LANGE@LINK-GOE.zerberus.de (GIV c/o Gerhard Lange)

Betreff : Geheimdienste parlamentarisch nicht zu kontrollieren

Datum : Di 30.05.95, 08:36 (erhalten: 31.05.95)


Struck verläßt die PKK

*SPD-Politiker nennt Kontrolle der*

*Geheimdienste unmöglich*

Von Helmut Lölhöffel

BONN, 28. Mai. Aus Verärgerung über die "unergiebige" Informationspraxis in der Parlamentskommission zur Kontrolle der

Geheimdienste (PKK) tritt der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, aus dem Geheimgremium aus. "Ich mache das nicht mehr mit", sagte Struck am

Sonntag der FR in Bonn. "Immer wieder werden uns Auskünfte verspätet, unvollständig oder gar nicht gegeben."

Die Bundesregierung erfülle ihre gesetzliche Informationspflicht

nicht, bemängelte Struck. So sei eine wirksame Kontrolle der Geheimdienste unmöglich, "und darum ist meine Mitgliedschaft in

der PKK nicht mehr sinnvoll".

Oft könne die Kommission erst aktiv werden, wenn es Berichte in

der Presse gegeben habe. Diese beruhten entweder auf journalistischen Recherchen oder auf gezielten Indiskretionen aus der

Bundesregierung und den Diensten selbst. Gerade die Aufdeckung

der Plutoniumaffäre und das Verhalten der Behörden habe wieder

gezeigt, "daß wirkliche Aufklärung nur in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß möglich ist".

Er sei es leid, sagte Struck, hinter verschlossenen Türen von

Staatsminister Bernd Schmidbauer (CDU) nichtssagende, wertlose

Informationen zu bekommen, über die alle PKK-Mitglieder wegen

ihrer Verpflichtung zur Geheimhaltung nicht sprechen dürften,

aber kurze Zeit später im Fernsehen hören zu müssen, wie Schmidbauer das gleiche "öffentlich hinausposaunt". Struck kündigte

an, er werde in der SPD-Fraktion seinen Vorschlag weiterverfolgen, die PKK aufzulösen und sie durch einen vom Bundestag mit

Zweidrittelmehrheit zu wählenden Beauftragten für die Geheimdienste zu ersetzen. Er könne viel wirkungsvoller kontrollieren

und dann dem Parlament berichten.

Anfang 1990 hatte aus den gleichen Gründen wie jetzt Struck der

damalige SPD-Fraktionsgeschäftsführer Gerhard Jahn die PKK verlassen. Er erklärte damals den Versuch, die Geheimdienste von

Abgeordneten kontrollieren zu lassen, für "gescheitert". Seit

1992 gilt ein neues PKK-Gesetz, in dem es heißt: "Die Bundesregierung unterrichtet die Parlamentarische Kontrollkomission umfassend über die allgemeine Tätigkeit (der Nachrichtendienste)

und über alle Vorgänge von besonderer Bedeutung." Dem Gremium

gehören neun Mitglieder an: Vier der CDU/CSU, drei der SPD, je

eines von Bündnisgrünen und FDP. Den Vorsitz führt zur Zeit der

CSU-Abgeordnete Wolfgang Zeitlmann, am 1. Juli fällt er turnusgemäß der SPD zu.

aus: FR, v. 29. 05. 95

* * * * *