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          Sun Sep 10 22:31:29 1995
         
       
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Generalstaatsanwaltschaft wird nervoes
Nachdem vergangene Woche das Niedersaechsische Innenministerium
auf    einen   Fragenkatalog   des   Oberlandesgerichtes    zur
"Deeskalationsstrategie" der Polizei geantwortet  hatte,  wurde
von  der Generalstaatsanwaltschaft Celle in einem Schreiben  an
den  Vorsitzenden  Richter  des zustaendigen  Strafsenates  des
Oberlandesgerichtes   Celle   diese   Antwort   als   belanglos
bezeichnet.
Der  Staatssekretaer  im  Innenministerium,  Schapper,  kam  in
seinem  Antwortschreiben zu dem Schluss,  dass  die  sogenannte
"Goettinger   Deeskalationsstrategie"  auf  die   Politik   der
Autonomen  Antifa  (M) zurueckzufuehren sei. Die  im  vorhinein
veroeffentlichten  Demokonzepte wuerden  als  "Quasi-Anmeldung"
betrachtet    und    in   die   polizeiliche    Lagebeurteilung
miteinbezogen,   damit  kann  also  von  einem   rechts-   oder
vollzugsfreien Raum in Goettingen keine Rede sein.
Die  Nervositaet  der  diensteifrigen Generalstaatsanwaltschaft
waechst,   denn   die   Aeusserungen   des   Niedersaechsischen
Innenministeriums   stehen   im   eklatanten   Widerspruch   zu
Oberstaatsanwalt  Pfleiderers  Versuchen,  aus  der   Autonomen
Antifa (M) eine "kriminelle Vereinigung" zu machen.
Die   GSA   Celle   versucht  trotzdem,   ihren   harten   Kurs
fortzufuehren und weiterhin die Konstruktion einer "kriminellen
Vereinigung"  nach  ae129  aufgrund von "Verstoessen  gegen  das
Versammlungsgesetz"   und   "Noetigung    der    Polizei"    zu
legitimieren.
Leitender Oberstaatsanwalt Pfleiderer schreckt dabei weder  vor
Angriffen  gegen die Goettinger Polizeifuehrung noch gegen  die
Anfrage   des   Oberlandesgerichtes  an  das   Innenministerium
zurueck.
Die  Zusammenstellung  des Fragenkataloges  an  Staatssekretaer
Schapper, der Fragen zum sogenannten Deeskalationskonzept,  zur
Einsatztaktik  der Goettinger Polizei, sowie  zu  bestimmten  -
meist    von    der    Autonomen   Antifa   (M)   organisierten
Demonstrationen   -   enthaelt,  wird   in   seinem   Schreiben
kritisiert.  Der  Goettinger Polizei werden  "Vollzugsdefizite"
vorgeworfen,  da sie in wiederholtem Falle den Schwarzen  Block
auf Demonstrationen "hingenommen" habe, ohne einzuschreiten. Um
seine unhaltbaren juristischen Konstruktionen zu rechtfertigen,
beschwert   sich   Pfleiderer   auch   ueber   das   Goettinger
Ordnungsamt,  das der Generalstaatsanwaltschaft  trotz  Anfrage
angeblich Informationen vorenthielt.
Dass dem staatlichen Anti-Antifaschismus jedes Mittel und jedes
Konstrukt   recht  und  billig  ist,  gegen  linken  Widerstand
vorzugehen,  zeigt auch die Grossrazzia vom Dienstag,  bei  der
die  Polizei im Auftrag der Bundesanwaltschaft bundesweit  mehr
als  50  Wohnungen und Bueros durchkaemmte und in  deren  Folge
vier   Personen  inhaftiert  wurden.  Von  der  urspruenglichen
Begruendung  der  Durchsuchungen, naemlich  das  Auffinden  von
Mitgliedern  sogenannter "terroristischer Vereinigungen"  wurde
bereits    am   selben   abend   in   einer   Fernseherklaerung
Innenminister sKanther abgerueckt. Er erklaerte "die Aktion als
zielgerichtete praeventive Massnahme zur Einschuechterung gegen
die linksradikale Szene".
Autonome Antifa (M)
17.6.1995