Um 13.24 Uhr betraten Birgit Hogefeld und der Spitzel Steinmetz das
Billardcafé auf dem Bahnhof von Bad Kleinen. Gegen 14.00 Uhr holte Birgit
Hogefeld Wolfgang Grams vom Zug ab. Beide kehrten in die Gaststätte zu
Steinmetz zurück. Außer einigen Gästen und der Bedienung waren
eine BKA-Beamtin, ausgestattet mit einem Funkgerät, und zwischen 13.25 und
14.15 Uhr zwei Observationskräfte der GSG 9 anwesend. Diese hatten den
Auftrag, sich ein genaues Bild über den Aufenthaltsort der Gesuchten zu
verschaffen. Bis ca. 15.00 Uhr besuchte außerdem BKA Nr. 1 für eine
Stunde das Restaurant.
Außerhalb der Gaststätte hörten zwei BKA-Beamte, die in
der Böschung an Gleis 5 hinter einem Gebüsch hockten, die Gespräche
der drei über Steinmetz' Personenschutzsender mit.
Auf Bahnsteig 1/2
war ein Beobachtungsposten der GSG 9 postiert, der durch die Fenster Einblick in
die Gaststätte hatte.
Die drei standen somit sowohl akustisch wie
auch optisch unter direkter und totaler Überwachung.
Mit der Zeit
verließen die übrigen Gäste das Café, so daß sich
neben der Bedienung, der BKA-Beamtin und einigen Jugendlichen im Nebenraum, dem
Billardraum, niemand mehr dort aufhielt.
Soweit die Fakten. Nun der Bericht, den der polizeiliche Leiter des Einsatzes in
Bad Kleinen und damaligen Leiter der Terrorismus-Abteilung des BKA, Rainer
Hofmeyer, dem Innenausschuß des Bundestags erstattete:
"In der
Bahnhofsgaststätte saßen Grams und Hogefeld. Wir wußten aber,
weil wir die Beobachtungsziele weit weg hatten, um nicht aufzufallen, nicht, was
sonst an Publikum in dieser Gaststätte war. Daß der Wirt und
vielleicht eine Bedienung drin waren, ist nach menschlichem Ermessen anzunehmen.
Das heißt, es gab die Möglichkeit, daß bei einem Einsatz
weitere, unbeteiligte Personen gefährdet würden. Außerdem
konnten wir die Einsatzkräfte nicht so heranführen, daß sie für
die beiden, die darin saßen, unerkannt blieben, sondern hier war allein
schon bei der Annäherung und beim Eindringen eine Hochgradigkeit an Risiko
gegeben. Die Kräfte hätten quasi in das Lokal hineinspringen müssen,
hätten versuchen müssen, die Terroristen zu sehen, zu identifizieren.
Sie hätten quasi über die Tische hinwegfliegen müssen, um die
Unbeteiligten auf den Boden zu werfen, wenn das überhaupt gelingt, wenn
nicht schon vorher ein Schußwechsel ist. Es gibt auch keine Möglichkeit
einer schnellen Annäherung. Das Ganze hätte von vornherein in einem
Duell zwischen Terroristen und Polizei geendet."
Das war am 30.
Juni,1993, also einen Tag, bevor Monitor die Aussage der Zeugin Baron öffentlich
machte.
Im gesamten Bahnhofsbere.ich waren zu diesem Zeitpunkt nach frühen offiziellen Angaben insgesamt sowohl 21 Kräfte der GSG 9 als auch 21 Kräfte des MEK postiert. Diese Zahl wird später offiziell auf jeweils 20 Kräfte reduziert. Doch auch diese Anzahl ist offensichtlich unzutreffend. Dem Zwischenbericht der Bundesregierung liegt beispielsweise ein Plan des BKA über die Postierung der jeweils eingesetzten 20 Beamten von MEK und GSG 9 bei. Eingezeichnet sind aber für beide Gruppen nur jeweils 19. Die GSG 9 soll laut Einsatzführer des Zugriffs mit insgesamt 35 Spezialisten im Einsatz gewesen sein, der Zwischenbericht hingegen spricht von 37. Es ist also einiges unklar: waren von BKA und GSG 9 jeweils 21 oder 20 Kräfte vor Ort? Warum sind auf dem Plan des BKA sowohl für BKA als auch GSG 9 nur 19 Beamte eingezeichnet? Was ist mit den restlichen GSG 9-Beamten, deren Anzahl man irgendwo zwischen 14 (= 35 minus 21) und 18 (= 37 minus 19) veranschlagen muß. Auch der Staatsanwaltschaft Schwerin ist es nicht gelungen, deren Verbleib festzustellen.