Datum: | 16.09.1996, Berliner Zeitung | |
Ressort: | Nachrichten | |
Autor: | Bo Adam | |
"Konstruierter Verdacht"
Berliner Zeitung: Was erwarten Sie vom Prozeß? Gabriele Heinecke: Natürlich hoffe ich, daß im Verlauf des Verfahrens klar wird, daß mein Mandant Sawfan Eid unschuldig ist - daß hier der offenkundig Falsche auf der Anklagebank sitzt. Ferner erwarte ich, daß der Prozeß in die völlig verworrenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Licht bringen wird. Was werfen Sie ihr vor? Wenn ich alle kritikwürdigen Details jetzt aufzählen wollte, würde es den Rahmen völlig sprengen. Zusammenfassend: Die Verdachtsmomente gegen Safwan Eid wurden im wesentlichen von der Staatsanwaltschaft konstruiert, ohne daß sie eine wirklich nach den Akten beweisbare Grundlage hätten. Auf der anderen Seite hat die Staatsanwaltschaft energisch alle massiven Indizien gegen die verdächtigen Jugendlichen aus Grevesmühlen weggeschoben. Die Staatsanwaltschaft hat laut Gesetz die Aufgabe, alle be- und entlastenden Momente zu erforschen und auch im Prozeß geltend zu machen. Das hat die Staatsanwaltschaft versäumt. Gegen Eid wird nur Belastendes oder angeblich Belastendes geltend gemacht. Die Anklage will immerhin an die 60 Zeugen aufmarschieren lassen, um ihre Auffassung zu stützen. In Wirklichkeit hat die Staatsanwaltschaft gar nicht so viel anzubieten. Es konzentriert sich alles auf die Aussage des Hauptbelastungszeugen, der in der Brandnacht ein Geständnis von Eid gehört haben will. Doch die Aussagen des Sanitäters widersprechen sogar der Theorie der Anklage, wo und wie der Brand entstand. Laut Sanitäter soll Safwan Eid Benzin gegen eine Tür im ersten Stock geschüttet haben, das dann brennend die Treppe herunterlief. Doch dort, wo laut Anklage der Brand begann, befinden sich weder eine Tür noch eine Treppe. Und auch Benzinspuren haben die Sachverständigen dort nicht finden können. |
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