Datum: | 01.10.1996, Berliner Zeitung | |
Ressort: | Politik | |
Autor: | (nicht benannt) | |
Widersprüchliche Zeugenaussagen
im Prozeß von Lübeck
Ein Beamter des Bundesgrenzschutzes erklärte vor dem Lübecker Landgericht, er habe Flammen aus dem ersten Stock des Asylbewerberheimes schlagen sehen. Als er mit seinem Kollegen am Brandort eingetroffen sei, habe er außerdem zwei Personen in der Nähe einer Telefonzelle gesehen. Ein 22jähriger Zivildienstleistender sagte dagegen aus, er habe den Vorbau aus Holz komplett in Flammen stehen sehen. Eine 29jährige Studentin, die etwa 500 Meter Luftlinie entfernt vom Heim wohnt, gab an, sie habe Feuer aus dem zweiten Stock des Heimes bemerkt. Als sie, um zu helfen, zum Brandort gerannt sei, habe sie sich gewundert, daß es an zwei Stellen brannte, weil auch der Vorbau in Flammen gestanden habe. Eine 39jährige Verkäuferin sagte, das Haus habe, als sie daran vorbeifuhr, lichterloh gebrannt. Flammen habe sie aus Fenstern des ersten Stockes über dem Vorbau schlagen sehen. Bei dem Feuer in dem Asylbewerberheim am 18.Januar waren zehn Menschen ums Leben gekommen und 38 zum Teil schwer verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Libanesen Eid vor, das Haus, in dem er selber wohnte, nach einem Streit mit einem Hausbewohner angezündet zu haben. Die Sachverständigen sind sich über den Ort des Brandherdes uneins. Während Gutachter des Landes- und des Bundeskriminalamtes ausschließen, daß der Brand von außen gelegt wurde und als Ausbruchsort den ersten Stock annehmen, kam der Frankfurter Experte Ernst Achilles zu dem Schluß, daß das Feuer im Vorbau gelegt wurde. |
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