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Datum: 03.12.1996, Berliner Zeitung
Ressort: Politik
Autor:(nicht benannt)

Lübeck: Gericht prüft Notrufe aus der Katastrophennacht

Lübeck. ba Im Prozeß um den Brand in einem Lübecker Asylbewerberheim hat ein Tonbandprotokoll gestern neue Aufschlüsse über die ersten Minuten der Katastrophe gebracht. Auf Antrag der Verteidigung ließ Richter Rolf Wilcken den Mitschnitt der Gespräche vorführen, die in der Brandnacht beim Polizei-Notruf eingingen. Trotz schlechter Tonqualität konnten Hausbewohner die Stimme von Frau Makudila aus Zaire erkennen, die offenkundig um 3.41 Uhr als erste aus dem Haus anrief und "Feuer! Kommen Sie schnell! Es sind die Nazis!" schrie. Wenig später sind nur noch Schluchzen und Wimmern zu hören und eine Kinderstimme, die sagt: "Wir kommen hier nicht mehr heraus!"Kurz darauf kommen Frau Makudila und ihre Kinder im Feuer um.

Der Mitschnitt stütze die These, daß nicht Safwan Eid den Brand angezettelt habe, erklärte Eids Verteidigerin. Doch die Anklage bleibt dabei, daß der Brand von Eid im ersten Stock des Hauses gelegt worden sei.

Zur Farce geriet die Befragung des Beamten der Spurensicherung über die Untersuchung des Wartburgs der ursprünglich verdächtigten Jugendlichen aus Grevesmühlen. Man habe zunächst mit einem Detektor nach "Brandbeschleunigern" gesucht. Bereits beim Annähern an den Wartburg habe der Zeiger des Geräts so stark ausgeschlagen, daß man eine genauere Prüfung unterlassen habe. Ein Protokoll wurde nicht gefertigt.

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© G+J BerlinOnline GmbH, 21.02.1997