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Datum: 27.03.1997, Berliner Zeitung
Ressort: Politik
Autor: Bo Adam, Lübeck

BKA stützt in Lübeck Theorie der Anklage
Wohnheim-Brand soll im 1. Stock ausgebrochen sein

Beim Prozeß um den Brandanschlag auf ein Lübecker Ausländerwohnheim im Januar 1996 unterstützte ein Brandexperte des Bundeskriminalamtes (BKA) am Mittwoch die Theorie der Staatsanwaltschaft, wonach das Feuer wahrscheinlich im ersten Stock des Katastrophenhauses ausbrach. Die Anklage wirft dem Libanesen Safwan Eid vor, den Brand im 1.Stock gelegt zu haben.

Die Indizien "legten dies nahe", sagte Diplomchemiker Peter van Bebber. Die Abbrandspuren seien im 1.Stock viel stärker als im Erdgeschoß. Die Verteidigerinnen des Angeklagten vermuten dagegen, daß der Brand im Erdgeschoß begann, als Täter von außerhalb Benzin in einen hölzernen Vorbau kippten und anzündeten. Bei der Katastrophe starben zehn Menschen, mehr als 40 erlitten Verletzungen.

Van Bebber war eine Woche nach der Katastrophe nach Lübeck gerufen worden, um bei der Aufklärung zu helfen. Er mußte zugeben, daß er aus technischen Gründen nicht den Vorbau habe untersuchen können. Da sei er auf die Angaben der bereits tätigen Ermittler angewiesen gewesen. Van Bebber schloß nicht völlig aus, daß es auch zwei Brandherde gegeben haben könnte. Im Verlauf des Verhandlungstages entschied das Gericht, daß der Brandsachverständige Professor Achilles nicht mehr in diesem Prozeß zur Verfügung stehen müsse. Achilles, der einen Brandausbruch im Erdgeschoß favorisiert, hatte vor zwei Wochen seine Position dargelegt. Allerdings hatte er wider Erwarten kein regelrechtes Gutachten abgegeben und sich auch in Details widersprochen. Richter Rolf Wilcken sprach von drei bis vier Sätzen aus dem Vortrag von Achilles, die für das Verfahren wichtig seien.

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© G+J BerlinOnline GmbH, 30.03.1997