Lübeck: Gericht prüft Notrufe aus der Katastrophennacht Lübeck. ba Im Prozeß um den Brand in einem Lübecker Asylbewerberheim hat ein
Tonbandprotokoll gestern neue Aufschlüsse über die ersten Minuten der Katastrophe
gebracht. Auf Antrag der Verteidigung ließ Richter Rolf Wilcken den Mitschnitt der
Gespräche vorführen, die in der Brandnacht beim Polizei-Notruf eingingen. Trotz schlechter
Tonqualität konnten Hausbewohner die Stimme von Frau Makudila aus Zaire erkennen, die
offenkundig um 3.41 Uhr als erste aus dem Haus anrief und "Feuer! Kommen Sie schnell! Es
sind die Nazis!" schrie. Wenig später sind nur noch Schluchzen und Wimmern zu hören und
eine Kinderstimme, die sagt: "Wir kommen hier nicht mehr heraus!"Kurz darauf kommen Frau
Makudila und ihre Kinder im Feuer um.
Der Mitschnitt stütze die These, daß nicht Safwan Eid den Brand angezettelt habe, erklärte
Eids Verteidigerin. Doch die Anklage bleibt dabei, daß der Brand von Eid im ersten Stock
des Hauses gelegt worden sei.
Zur Farce geriet die Befragung des Beamten der Spurensicherung über die Untersuchung des
Wartburgs der ursprünglich verdächtigten Jugendlichen aus Grevesmühlen. Man habe zunächst
mit einem Detektor nach "Brandbeschleunigern" gesucht. Bereits beim Annähern an den
Wartburg habe der Zeiger des Geräts so stark ausgeschlagen, daß man eine genauere Prüfung
unterlassen habe. Ein Protokoll wurde nicht gefertigt.
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