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junge Welt, Donnerstag, 21. November 1996, Nr. 272, Seite 6, inland

Zeugenaussagen aus den Fernsehnachrichten

> Lübeck-Prozeß: Angehörige der Familie El Omari bestätigen Freundschaft mit den Brüdern Eid

Beiläufig zog der Vorsitzende Richter Wilcken am Mittwoch im Lübecker Brandprozeß ein Resümee: »Wir haben noch nicht allzuviel aufklären können.« Er hoffe auf Ergebnisse vor allem durch die Befragung weiterer Gutachter. Unterdessen ging am Mittwoch die Zeugenvernehmung weiter. Auch zwei der Töchter und ein Sohn der Familie El Omari bestätigten am Mittwoch das eher friedvolle Zusammenleben der Flüchtlinge in der im Januar abgebrannten Unterkunft in der Lübecker Hafenstraße. Vor dem Landgericht Lübeck ist der Libanese Safwan Eid, der selbst mit seiner Familie das Haus bewohnte, angeklagt, das Feuer gelegt zu haben.

Auch die El Omaris lebten in der Hafenstraße 52. »Wir haben alle miteinander gespielt«, erzählte Salua El Omari am Mittwoch vom Verhältnis der Töchter und Söhne der einzelnen Familien zueinander. Vor allem der beim Brand gestorbene Sohn Rabia El Omari habe sich gut mit den Brüdern Eid verstanden. Oft habe er sie besucht. Auch Safwan sei ein guter Freund gewesen. Das Verhältnis der BewohnerInnen wird zur Zeit vom Landgericht intensiv abgeklopft, da die Staatsanwaltschaft auf ihrer Suche nach einem möglichen Tatmotiv für Safwan Eid über einen Streit unter den Flüchtlingen spekuliert hatte. Nahrung hatte diese Mutmaßung durch die Aussage des Rettungssanitäters Jens L. bekommen. Der will von Safwan Eid angeblich ein Geständnis gehört haben, in dem von Streit die Rede gewesen sei.

Wie zuvor seine Mutter sagte auch Walid El Omari am Mittwoch, daß er in der Brandnacht im Halbschlaf laute Stimmen gehört habe. Ebenso wie seine Mutter hielt er es aber auch für möglich, daß die Stimmen von draußen und nicht aus dem Haus kamen. Auch er sagte, es sei »afrikanisch« gesprochen worden. Safwan Eid spricht wie seine Landsleute El Omari arabisch.

Auffällig bei den Aussagen der El Omaris ist, daß sie sich bezüglich ihres Wissens um die Vorgänge rund um die Hafenstraße häufig auf das berufen, was sie über die Medien erfahren haben. Walid El Omari hielt beispielsweise die Angabe von Safwan Eids Vater Marwan, er habe um 2.30 Uhr »eine Bombe« gehört, für gelogen, weil »im Fernsehen gesagt wurde, das Feuer ist erst um 3.40 Uhr ausgebrochen«.

Elke Spanner, Lübeck