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junge Welt, Donnerstag, 5. Dezember 1996, Nr. 284, Seite 5, inland

>> Ortstermin in Ruine

> Lübecker Gericht inspizierte Brandhaus

Bei einem Ortstermin in der Ruine des vor fast elf Monaten abgebrannten Flüchtlingsheims in der Lübecker Hafenstraße hat das Landgericht am Mittwoch versucht, sich Klarheit über den genauen Ort des Feuerausbruchs zu verschaffen. Der Vorsitzende Richter Rolf Wilcken ordnete an, daß die Verfahrensbeteiligten nur in Vierergruppen die Ruine betreten dürften. Als erstes ging er mit dem Angeklagten Safwan Eid sowie Verteidigerin Gabriele Heinecke und Staatsanwalt Michael Böckenhauer in das Haus.

Böckenhauer sagte nach der Besichtigung, er habe die stärksten Brandspuren im ersten Stock gesehen. Das würde die Anklage stützen, wonach Eid am 18. Januar eine brennbare Flüssigkeit im ersten Stock ausgekippt und angezündet haben soll. Die Verteidigung geht hingegen davon aus, daß der Brandherd im Erdgeschoß lag. Ihr Sachverständiger Ernst Achilles erklärte am Rande, er habe seine Einschätzung nicht geändert. Bei dem Feuer waren zehn Menschen ums Leben gekommen und 38 verletzt worden.

An dem Ortstermin nahm auch die Familie El Omari teil, die bei dem Brand einen Sohn verloren hatte. Die Mutter des Opfers, Assia El Omari, brach in Tränen aus, als sie vor der Ruine stand.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß Safwan Eid und möglicherweise noch ein weiterer Täter den Brand legten, weil es in dem Haus Streit gegeben habe. Die Familie Eid wohnte selbst in dem Gebäude, Safwan Eid wurde vom Dach des brennenden Hauses gerettet.

(AP/jW)