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Fri Sep 4 00:14:49 1998
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junge Welt, Dienstag, 17. Dezember 1996, Nr. 294, Seite 4, inland
Der gestrige Prozeßtag im Lübecker Brandprozeß gab Aufschluß darüber, wie die polizeilichen Vernehmungsprotokolle zustande gekommen sein müssen. Die Verhandlung dauerte am Montag nämlich nur etwa eine Stunde. Dann mußte die Vernehmung der ehemaligen Bewohnerin der Lübecker Hafenstrafe 52 Kate Davidson wegen Übersetzungsproblemen abgebrochen werden.
Das Gericht hatte für die Frau aus Liberia zwar einen Englisch-Dolmetscher geladen. Der aber sprach nur Oxford-Englisch, so daß weder er die Zeugin noch diese den Übersetzer verstand. Schon als Frau Davidson zu Beginn ihrer Vernehmung ihr Alter angeben sollte, kam es zu ersten Mißverständnissen. Zu einem neuen Termin sollen nun ein Dolmetscher für die Landessprache Bassa und ein weiterer für Englisch gesucht werden.
Offenbar war den Prozeßbeteiligten bis Montag nichts von den Verständigungsschwierigkeiten mit Davidson bekannt. Dabei hatte sie, wie alle ehemaligen BewohnerInnen der Flüchtlingsunterkunft, mehrfach bei der Polizei ausgesagt. Nach dem gestrigen Tag drängt sich nun die Frage auf, wie die Vernehmung ablief und wie die Protokolle darüber verfaßt werden konnten.
Während des seit drei Monaten andauernden Prozesses waren immer wieder Zweifel an den Ermittlungsmethoden von Polizei und Staatsanwaltschaft aufgeworfen worden. Gerade Widersprüche zwischen den Angaben vor der Polizei und in der Hauptverhandlung erklärten viele ZeugInnen damit, daß sie die ihnen aus den Polizeiprotokollen vorgehaltenen Aussagen nie gemacht hätten. So etwa der ehemalige Hausbewohner Kibulo Katuta vor zwei Wochen. Auf den Einwand, er habe der Polizei gegenüber gemutmaßt, das Feuer sei über ihm im ersten Stock ausgebrochen, hatte er empört erwidert: »Das habe ich nie gesagt«.
Elke Spanner, Lübeck