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junge Welt, Dienstag, 25. März 1997, Nr. 71, Seite 5, inland

>> Brandspurenleser auf Fährtensuche

> LKA-Gutachter im Lübecker Prozeß stützt Staatsanwälte

»Im Flur des 1. Obergeschosses gab es die stärksten Brandzerstörungen«, die allerdings sehr ungleichmäßig verteilt gewesen seien. Mit dieser Zusammenfassung des »Brandspurenbildes« begründete der Brandsachverständige des Kieler Landeskriminalamtes (LKA), Holger Herdejürden, am 46. Verhandlungstag des Lübecker Brandprozesses gegen Safwan Eid seine These, daß das Feuer im 1. Stock des Flüchtlingsheimes ausgebrochen sein muß. Wäre der Brand im hölzernen Vorbau gelegt worden, wie die Verteidigung und der Brandsachverständige Ernst Achilles vermuten, hätte es nach Übertritt des Feuers in den ersten Stock dort eine gleichmäßigere Verteilung der Brandschäden geben müssen. So aber sei davon auszugehen, daß in der Mitte des Obergeschoßflures »während der primären Brandphase hohe Energien freigeworden« seien, was darauf hindeute, daß das Feuer hier »nicht etwa durch eine Zigarette, sondern unter Verwendung brennbarer Flüssigkeiten« entstanden sei.

Dem Vortrag des LKA-Gutachters, der sich am morgigen Mittwoch den Fragen der Prozeßparteien stellen muß, war eine schroffe Kritik der Verteidigerinnen Gabriele Heinecke und Barbara Klawitter an dem Lauschangriff auf ihren Mandanten im Lübecker Untersuchungsgefängnis vorausgegangen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft waren im Februar 1996 mehrere Gespräche des beschuldigten Libanesen heimlich mitgeschnitten worden, die er mit Verwandten und Freunden in der Besucherzelle geführt hatte. Da es unter anderem bis heute »keine zweifelsfreie Übersetzung« der aufgezeichneten Gespräche gebe, beantragte das Verteidigerinnen-Duo nun ein »Verwertungsverbot« für die Tonbandmitschnitte im Lübecker Brandprozeß.

Marco Carini, Lübeck