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junge Welt Inland

13.07.1998
Maik Wotenows erneutes Geständnis
Beim Lübecker Brandanschlag 1996 Schmiere gestanden

Als vor zweieinhalb Jahren ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Lübeck verübt wurde und dabei zehn Menschen umkamen und 38 weitere zum Teil schwer verletzt wurden, erschrak die Republik, denn noch in der Brandnacht waren vier als rechtsextrem bekannte Jugendliche aus Grevesmühlen, die zudem bei ihrer späteren Festnahme Brandspuren an Wimpern und Augenbrauen aufwiesen, am Haus Hafenstraße 52 gesehen worden.

Dennoch wurden die Jugendlichen schon am nächsten Tag wieder freigelassen. Eine Polizeistreife gab den vier Grevesmühlenern das Alibi, das Deutschland so sehr brauchte: Die Beamten gaben an, sie hätten die vier zur mutmaßlichen Tatzeit an einem anderen Ort gesehen. Und die Brandspuren wollten sich die Jugendlichen plötzlich unabhängig voneinander beim Abfackeln von Hunden, Mofas usw. zugezogen haben. Daraufhin konzentrierten sich die Ermittlungen vor allem auf Safwan Eid, einen mit seiner Familie in dem abgefackelten Haus lebenden Libanesen, der die Tat noch in der Brandnacht gestanden haben soll. Ein Aufatmen ging durch das Land - von taz bis FAZ.

Jetzt hat einer der vier Verdächtigen, Maik Wotenow, die Tat gestanden - nicht zum ersten Mal. Zuletzt hatte er sich im Februar diesen Jahres im Gefängnis mit der Tat gebrüstet, und er gestand sie sogar einem Lübecker Staatsanwalt, doch der wertete das damalige Geständnis als »Angeberei«. Kripo- Beamte, die zur Vernehmung in das Gefängnis von Neustrelitz angereist waren, redeten so intensiv auf Wotenow ein, daß ein Beamter der Jugendvollzugsanstalt sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, sie seien gekommen, Wotenow das Geständnis auszureden. Dazu paßt, daß der zuständige Staatsanwalt nicht glaubt, daß an dem neuen Geständnis »was dran« sei. Da bleibt nur zu hoffen, daß die vier Jugendlichen aus Grevesmühlen während der Tat ein lückenloses Video aufgenommen haben. So könnte es vielleicht doch noch zu einer Verurteilung kommen.

Uwe Soukop

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