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Datum=09.10.1996; Seite=7; Artikel=libane; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;


Titel: LÜBECK (dpa).

Text:

Im Prozeß um die Lübecker Brandkatastrophe haben Feuerwehrmänner gestern die Annahme der Verteidigung gestützt, das Feuer sei im Erdgeschoß ausgebrochen. Es sei möglich, daß der Brand von außen gelegt wurde. Ein 35jähriger Oberbrandmeister berichtete vor dem Lübecker Landgericht, er habe bei seinem Eindringen in das Haus im Vorbau und im Treppenhaus "überall Flammen gesehen". Ein Kollege erklärte, er habe "heißen, weißen Qualm" aus dem Vorbau quellen sehen und damit gerechnet, daß es dort jeden Moment zu einer Durchzündung kommen könnte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Libanesen Safwan Eid vor, das Feuer im ersten Stock des Ausländerwohnheims gelegt zu haben.

Er muß sich deswegen seit dem 16. September vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Lübeck verantworten.

Bei dem Brand waren zehn Menschen getötet worden. Eid bestreitet die Tat. In seiner Zeugenaussage schilderte der Oberbrandmeister, er habe sofort nach seiner Ankunft am Brandort versucht, zum Löschen ins Innere des Hauses vorzudringen. Im Vorbau seien ein Meter hohe Flammen zu sehen gewesen. Auch auf der Steintreppe zum ersten Stock habe er überall Flammen

gesehen; Wände und Decken hätten in Flammen gestanden. Ein dritter Feuerwehrmann sagte aus, er habe "kleine Flammen an der vorderen Wand des Anbaus" beobachtet. Der Gutachter Ernst Achilles hatte wiederholt erklärt, er halte den Vorbau als Brandausbruchsort für wahrscheinlich und schließe einen Anschlag von außen nicht aus. Gutachter des Bundes- und des Landeskriminalamtes hatten erklärt, das Feuer sei im Innern des Hauses gelegt worden und habe sich vom ersten Obergeschoß aus im

ganzen Haus ausgebreitet. Über die Anträge der Staatsanwaltschaft und Vertretern von Nebenklägern, Achilles wegen Befangenheit abzulehnen, wurde gestern nicht entschieden. Die Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft vor, sie versuche durch ihren Antrag, unliebsame Gutachteräußerungen "aus diesem Prozeß zu eliminieren". Die Verteidigerin von Eid erklärte, sie habe einen Drohbrief einer "Powergroup für deutsche Gerechtigkeit" erhalten. Über den Inhalt des Briefes machte sie keine Angaben.


Eingang=DPA_09/10_16:52;