Datum=21.10.1996; Seite=5; Artikel=spurex; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;
Titel: LÜBECK (lno).
Text:
Im Prozeß um die Brandkatastrophe in einem Lübecker Asylbewerberheim am 18. Januar haben Zeugen gestern erneut unterschiedliche Schilderungen zum Brandverlauf abgegeben. Die Aussagen des Leiters der Spurensicherung stützen die Anklage, wonach das Feuer im ersten Stock des Hauses gelegt wurde. Auch ein BGS- Beamter erklärte, daß er in dem Vorbau des Hauses weder Flammen noch Rauch gesehen habe. Seit elf Verhandlungstagen muß sich der ehemalige Hausbewohner Safwan Eid vor der Lübecker Jugendstrafkammer verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Libanesen
vor, das Feuer im ersten Stock des Hauses gelegt zu haben. Bei dem Brand waren zehn Menschen getötet worden. Sachverständige des Bundes- und des Landeskriminalamtes gehen davon aus, daß das Feuer in einem Flur des ersten Stockwerkes gelegt wurde. Ein Feuerwehrmann dagegen untermauerte mit seiner Aussage die These der Verteidiung von Safwan Eid, die sich auf den Frankfurter Brandsachverständigen Ernst Achilles stützt. Danach muß das Feuer von außen gelegt worden sein. Dies würde den Angeklagten entlasten. Er habe den Anbau "in voller Ausdehnung" brennen sehen, sagte der Feuerwehrmann.
Der Leiter der Spurensicherung berichtete, er sei unmittelbar nach dem Brand auf das Vordach gestiegen, um in ein Flurfenster des ersten Stockes zu sehen. "Das Dach war nur dort, wo es an das Hauptgebäude anstößt, beschädigt. Ansonsten war die Dachpappe völlig unbeschädigt", berichtete der 46jährige Hauptkommissar der Kripo Lübeck am elften Verhandlungstag. Die Spuren am Brandort deuteten darauf hin, daß die Eingangstür zum Vorbau verschlossen gewesen sei. Das aus dem Brandschutt geborgene Schloß der Tür sei zweimal umgeschlossen gewesen, an der Türschwelle seien keine Brandspuren zu sehen gewesen. Der BGS-Beamte erklärte, er sei auf einer Streifenfahrt kurz nach 03.30 Uhr an dem Haus in der Hafenstraße angekommen. Zu diesem Zeitpunkt seien Flammen aus einem Fenster im ersten Stock des Hauses geschlagen. Auch an der Rückseite des Gebäudes habe er Flammen im ersten Stock gesehen. Im Vorbau dagegen habe er kein Feuer bemerkt. Der Feuerwehrmann dagegen berichtete von Flammen in dem hölzernen Anbau. Er traf einige Zeit nach dem BGS-Beamten am Brandort ein, als Löscharbeiten bereits begonnen hatten. Kollegen, die zur gleichen Zeit mit ihm eintrafen, hatten in der Vergangenheit unterschiedliche Angaben zum Feuer im Vorbau gemacht. dpa/ lno em/hl ks 211649 Okt 96
Eingang=DPA_21/10_15:53
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