Datum=30.10.1996; Seite=7; Artikel=lube; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;
Titel: LÜBECK (lno).
Text:
Das Feuer in einem Lübecker Ausländerwohnheim, bei dem im Januar zehn Menschen gestorben waren, ist nach Meinung von Mitarbeitern der Spurensicherung der Lübeker Kriminalpolizei im ersten Stock des Gebäudes gelegt worden. Die Beamten sagten gestern vor der Jugendstrafkammer des Lübecker Landgerichts, die Spuren deuteten darauf hin, daß die Eingangstür zum Vorbau verschlossen war. Das aus dem Brandschutt geborgene Schloß sei abgeschlossen gewesen, unter dem Türfalz habe kein Brandschutt gelegen. Sie stützten damit die Version der Anklage, derzufolge das Feuer im ersten Stock des Hauses entfacht wurde. Der Staatsanwalt verdächtigt den ehemaligen Hausbewohner Safwan Eid, das Feuer gelegt zu haben. Der Libanese hat bisher stets seine Unschuld beteuert.
Eine Kriminalbeamtin sagte am zwölften Verhandlungstag zu den Ergebnissen der kriminaltechnischen Untersuchung, bei der ersten Besichtigung sei ihr und ihren Kollegen aufgefallen, daß die stärksten Brandspuren in einem Flur des ersten Stocks zu sehen waren. Auch Gutachter von Bundes- und Landeskriminalamt hatten diese Stelle als Brandausbruchsort ermittelt. Ein Kollege der Frau erklärte, bei der Untersuchung im ersten Stock sei ein Gefälle auf dem Flur festgestellt worden. Das Niveau des Fußbodens an der Treppe sei höher gewesen als in der Mitte des Flures, erklärte er. Er könne aber nicht sagen, ob die Niveauverschiebung vor dem Brand vorhanden war, oder ob sie erst durch eine Absenkung der durchnäßten Geschoßdeken entstanden sei. Die Verteidigung hatte in der Vergangenheit das Gefälle im Flur als Indiz dafür gewertet, daß Safwan Eid das Feuer nicht gelegt habe. Die Staatsanwaltschaft stützt sich mit ihrer Anklage unter anderem auf ein angebliches Geständis Eids. Dabei soll er einem Sanitäter gesagt haben: "Wir haben Benzin ausgeschüttet, das dann brennend die Treppe hinuntergelaufen ist." Eid bestreitet diese Äußerungen. Die Verteidigung geht davon aus, daß der Brand von ausländerfeindlichen Tätern im Vorbau des Hauses gelegt wurde. Der Frankfurter Brandsachverständige Ernst Achilles hatte wiederholt die Ansicht vertreten, eine Brandstiftung in dem Vorbau sei wahrscheinlich. Die Verteidigung wirft der Staatsanwaltschaft vor, sie den Verdachtsmomenten gegen vier Männer aus Grevesmühlen und UMgebung nicht hinreichend nachgegangen. dpa/lno em jg 301646 Okt 96
Eingang=DPA_30/10_15:48
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