Datum=04.11.1996; Seite=7; Artikel=safy; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;
Titel: LÜBECK (lno).
Text:
Die Aussagen eines Rettungssanitäters haben gestern im Lübecker Brandprozeß die Angaben des Hauptbelastungszeugen Jens L. im Kern bestätigt. Sein Freund und Kollege Jens L. habe ihm von dem Geständnis des Angeklagten Safwan Eid berichtet, sagte der Zeuge.
am 13. Verhandlungstag vor der
Jugendstrafkammer des Landgerichts. Er könne sich allerdings
nicht mehr genau an den Zeitpunkt dieses Gespräches erinnern.
Auf das angebliche Geständnis Eids stützt sich unter anderem
die Anklage der Staatsanwaltschaft.
Sie wirft dem ehemaligen Hausbewohner Eid vor, am 18. Januar
Feuer in einem Lübecker Ausländerwohnheim gelegt zu haben. Bei
dem Brand waren zehn Menschen getötet worden.
Der Libanese dagegen bestreitet die Tat. Er will dem Sanitäter
L. in der Brandnacht gesagt haben: "Die warn's" und
damit Neonazis gemeint haben. Der 24 Jahre alte Zeuge erklärte,
er könne sich noch an einen Teil des Wortlauts erinnern, den L.
ihm übermittelt habe. Außerdem erinnere er sich daran, daß
dieses Gespräch zu einem Zeitpunkt stattgefunden habe, als er
gerade viel zu tun gehabt habe, sagte er weiter. Das könne vor
der Abfahrt der Busse zum Krankenhaus oder nach Rückkehr der
Sanitäter zur Rettungswache gewesen sein.
In früheren Vernehmungen hatte der Zeuge erklärt, L. habe ihm
bereits vor Abfahrt der Busse von dem Geständnis erzählt. Aus
seiner heutigen Erinnerung seien beide Varianten möglich,
genauer könne er es nicht sagen, erklärte der Zeuge.
Der Sanitäter L. hatte vor Gericht angegeben, Eid habe ihm
während der Fahrt ins Krankenhaus gesagt: "Wir
warn's." Gestern ging es auch um mögliche Kontakte des
Zeugen zur rechten Szene. Der junge Mann bestätigte, daß er
Anfang 1995 in Lübeck eine Gruppe mit dem Namen "Lübeck
Leathernecks" gegründet habe. Auch sein Freund L. habe sich
einige Male an dem von der Gruppe veranstalteten Spiel beteiligt,
bei dem sich die Teilnehmer aus langläufigen Luftpistolen mit
Farbkugeln beschießen. Der Zeuge bestritt jedoch, daß diese
Wettkämpfe den Charakter von Wehrsport gehabt hätten. Die
Verbindung des Sanitäters zu der umstrittenen Sportart hatte im
Vorfeld des Prozesses zu Spekulationen geführt, er könne seinen
Freund L. möglicherweise dazu überredet haben, den Angeklagten
zu belasten. Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, daß
das Feuer im ersten Stock gelegt wurde, glaubt die Verteidigung,
daß das Feuer von außen im Vorbau des Hauses gelegt wurde. Der
Brandgutachter Ernst Achilles hatte wiederholt erklärt, ein
solcher Tathergang sei wahrscheinlich. Diese Version wurde
gestern durch die Aussage eines Feuerwehrmannes gestützt. Er
erklärte, bei seinem Eintreffen habe der Vorbau
"licherloh" gebrannt.
Eingang=DPA_04/11_15:27
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