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Datum=18.11.1996; Seite=8; Artikel=eid5; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;


Titel: LÜBECK (lno).

Text:

Im Lübecker Brandprozeß haben gestern zwei ehemalige Hausbewohnerinnen die Position der Anklage im wesentlichen gestützt. Die 43jährige Assia El-Omari und ihre Tochter berichteten übereinstimmend von einem auffälligen Verhalten des Angeklagten Safwan Eid nach seiner Rettung aus dem brennenden Haus. Er habe kurz darauf einen Bekannten angerufen, berichteten die Zeuginnen. Diesem habe er aus dem fahrenden Krankentransportbus Zeichen gegeben. Die 43jährige sagte, Eid sei vom Krankenhaus aus in die Wohnung dieses Bekannten gefahren, wo er die Kleider gewechselt und geduscht habe. "Als er wiederkam, war er sauber, die Rußspuren in seinem Gesicht waren weg," sagte sie.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß Eid das Feuer im ersten Stock des Hauses gelegt hat. Als Motiv nimmt sie Streit an. Sie stützt sich dabei auf Gutachten des Landes- und des Bundeskriminalamtes, die einen Brandausbruch im ersten Stock des Hauses bescheinigen. Außerdem soll Eid einem Sanitäter noch in der Brandnacht gesagt haben: "Wir waren's". Bei dem Feuer am 18. Januar wurden zehn Menschen getötet. und 38 zum Teil schwer verletzt.

Ungeachtet der Nachfragen der Verteidigerinnen des Angeklagten blieb Assia El-Omari am 17. Verhandlungstag bei dem, was sie schon am vergangenen Mittwoch ausgesagt hatte. Danach hat es Streitigkeiten unter den Hausbewohnern gegeben. Sie bestätigte, daß sie in der Brandnacht ein Streitgespräch in einer afrikanischen Sprache im Haus gehört habe. Diesen Streit konnte ihre 22jährige Tochter nicht bestätigen. Dafür sei ihr aufgefallen, daß Eid nach seiner Rettung aufgeregt gewesen sei und telefoniert habe. "Von allen seinen Geschwistern war er der aufgeregteste," erinnerte sich die junge Frau.

In der Brandnacht sei sie von ihrer Mutter geweckt worden, sagte die Zeugin weiter. Sie bestätigte, daß ihre Wohnung rasch voller Qualm gewesen sei. Sie könne sich allerdings nicht daran erinnern, ob der Fußboden an einer Stelle heiß gewesen sei. Ihre Mutter hatte das ausgesagt und damit die These unterstützt, daß das Feuer im ersten Stock des Hauses ausgebrochen ist.

Die Verteidigung geht im Gegensatz zur Anklage davon aus, daß das Feuer im Vorbau des Hauses von außen gelegt wurde. Sie stützt sich dabei unter anderem auf verschiedene Aussagen von Hausbewohnern, wonach die Fenster des Vorbaus leicht von außen zu öffnen gewesen seien. Assia El-Omari erklärte dagegen gestern, sie habe noch kurz vor dem Brand diese Fenster geputzt. Dabei hätten sie sich nicht öffnen lassen. Ein Ortstermin am 29. November soll nun diese Frage klären.

Um diese Fragen zu klären, kündigte der Vorsitzende für den 29. November einen Ortstermin an.


Eingang=DPA_18/11_16:00


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