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Fri Sep  4 00:22:04 1998
 

Datum=27.11.1996; Seite=6; Artikel=zeug6; Schlagwort=Kriminalität/Brände/Prozesse/;


Titel: LÜBECK (lno).

Text:

Ein ehemaliger Hausbewohner hat gestern im Lübecker Brandprozeß seinen bisherigen Aussagen widersprochen. Das Fenster im Vorbau habe sich nach außen öffnen lassen, erklärte der Mann auf eine entsprechende Frage eines Nebenklagevertreters. Bislang hatte er stets gesagt, das Fenster hätte sich von außen nach innen aufdrücken lassen. Es sei von allein aufgegangen, wenn im Garten spielende Kinder einen Ball gegen den Rahmen geworfen hätten. Das Fenster spielt eine zentrale Rolle in der Theorie der Verteidigung Safwan Eids, die von einer Brandstiftung von außen ausgeht. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt dagegen den ehemaligen Hausbewohner, das Feuer im Innern des Hauses gelegt zu haben.

Bei dem verheerenden Brand waren im Januar zehn Menschen ums Leben gekommen. Auch in anderen Punkten lieferte der Zeuge, ein 37jähriger Zairer, der im Erdgeschoß des Wohnheims gelebt hatte, widersprüchliche Aussagen. So erklärte er am Mittwoch, er habe die in ihrem Zimmer eingeschlossenen Kinder eines Nachbarn in ein Zimmer an der Vorderseite des Hauses geschickt, um sie von dort retten zu lassen. Bei seiner ersten Vernehmung am Montag dagegen hatte er gesagt, er habe sie in einen Raum an der Rückseite geschickt. Weiter sagte er am Mittwoch aus, in der Brandnacht habe er aus dem Treppenhaus prasselnde Geräusche wie von Feuer gehört. Diese Wahrnehmung würde die Annahme unterstützen, das Feuer sei im Erdgeschoß ausgebrochen. Diesen Tathergang hält der Frankfurter Brandschutzexperte Ernst Achilles für wahrscheinlich. Zuvor hatte der Zeuge jedoch erklärt, er habe im Treppenhaus nichts gehört und seine Wohnungstür nicht geöffnet. Die Staatsanwaltschaft stützt sich mit ihrer Annahme von der Brandstiftung im Innern auf Gutachten des Bundes- und des Landeskriminalamtes. Die hatten eine Stelle im Flur des ersten Stockes als Brandausbruchsort festgestellt. Zum Schluß des 20. Verhandlungstages stellte die Verteidigung einen Beweisantrag, der die Zeugenaussagen der vor zwei Wochen vernommenen Assia El-Omari relativieren soll. Die Libanesin hatte von einem Streit in der Brandnacht gesprochen und mit ihren Beobachtungen zum Brandverlauf die Theorie der Staatsanwaltschaft vom Brandausbruch im ersten Stock unterstützt. dpa/lno em jg 271650 Nov 96


Eingang=DPA_27/11_14:58


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