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Kieler Nachrichten vom 10.12.96

Hafenstraßenprozeß:

Hat die Kripo schlampig gearbeitet?

Lübeck - Die Todesursache von Sylvio Amossou ist auch nach dem 23. Verhandlungstag im Lübecker Hafenstraßenprozeß unklar. Vier Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr, die die verkohlte Leiche aus dem Vorbau des Asylbewerberheims geborgen hatten, konnten sich gestern an keinen Draht erinnern, mit dem der aus Togo stammende Mann möglicherweise gefesselt war.

Dafür lieferte ein 35jähriger Kriminalkommissar mit seiner Aussage der Verteidigung des Angeklagten Libanesen Safwan Eid ungewollt Munition für deren Theorie, die Ermittlungen der Kripo seien schlampig geführt worden. Der Beamte kam insbesondere bei seinem Bericht zur Untersuchung eines Wartburg ein ums andere Mal ins Schwimmen. Mit diesem Fahrzeug waren die aus Sicht der Verteidigung tatverdächtigen jungen Männer aus Grevesmühlen in der Nähe des Brandortes von der Polizei angetroffen worden. Trotz dieser Tatsache hat nach Aussage des Polizisten "kein Untersuchungsantrag vom K1 (Mordkommission, die Red.) vorgelegen". Er und seine Kollegen hätten das Fahrzeug lediglich "in Augenschein" nehmen sollen. Dabei sei ihm ein Stadtplan von Lübeck auf der Beifahrerseite aufgefallen. Diesen habe man jedoch nicht sichergestellt, da die Hafenstraße nicht markiert gewesen sei. Auch um den im Wartburg liegenden Müll habe man sich nicht weiter gekümmert. Benzinkanister, von denen nach Aussage des Fahrzeughalters drei Stück im Kofferraum gelegen haben sollen, habe er nichts bemerkt. Über die Durchsuchung sei weder ein Vermerk noch ein Sachverzeichnis der gefundenen Gegenstände angefertigt worden.

Diese Aussage stützt die Verteidigung genauso wie die Schilderung des Beamten über die Untersuchung des Vorbaus. Hier habe er mit einem Schnüffelgerät nach Resten von Benzin und anderen Brandbeschleunigern gesucht und darüber hinaus Brandschutt durchgesiebt. Nach welchem System er dabei vorgegangen war und warum der Fundort der Leiche von Sylvio Amossou nicht markiert wurde, konnte der Ermittler nicht sagen.

KAI-UWE DREWS


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