Lübeck (Kad) Sie war mit Spannung erwartet worden, die Aussage der ehemaligen Hausbewohnerin Kate Davidson im Hafenstraßenprozeß. Vor ihrer Tür ist das Feuer am 18. Januar möglicherweise gelegt worden, mit ihrem damaligen und mittlerweile spurlos verschwundenen Lebensgefährten könnte der Angeklagte Safwan Eid jenen Streit gehabt haben, der nach Version der Staatsanwaltschaft das Motiv für die Brandstiftung gewesen ist. Was dran ist an dieser Theorie, blieb gestern jedoch im dunkeln. Nach nur 90 Minuten wurde die Zeugenvernehmung auf einen späteren Termin vertagt. Begründung: Verständigungsprobleme.
Dem Abbruch vorausgegangen war zunächst der Versuch des Gerichts, das Alter der Zeugin zu ermitteln. Mit Hilfe eines Dolmetschers für Englisch erklärte Davidson, sie sei "fast 24". Durch hartnäckiges Nachfragen von Richter Rolf Wilcken kam schließlich heraus, daß Kate Davidson 22 Jahre alt ist.
Unklar blieb, aus welchem Land die Zeugin kommt. Bei früheren Vernehmungen hatte die Asylbewerberin angegeben, aus dem Bürgerkriegsland Liberia zu stammen. Gestern konnte sie allerdings nicht sagen, in welchem Teil des Landes sie gelebt hat. Auf die Frage nach ihrer Muttersprache nannte sie die Stammessprache "Bassa", die jedoch nicht in Liberia, sondern in Nigeria gesprochen wird. Als das Gericht ihr anbot, einen Dolmetscher dieser Sprache beizuziehen, erklärte sie, doch lieber auf Englisch befragt zu werden.
Zuvor hatte Wilcken versucht, das Dolmetscherproblem auf höchst unkonventionelle Weise zu lösen. "Ist jemand hier im Gerichtssaal, der das übersetzen kann?" fragte er in die Runde der Zuhörer. Ein Afrikaner, als Aktivist für ein Bleiberecht von Asylbewerbern bekannt, trat vor. Seine Bestellung zum Gerichtsdolmetscher scheiterte jedoch an der Intervention von Staatsanwaltschaft und Verteidigung.
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