Seit Über zwei Monaten sitzt Safwan Eid in
U-Haft. Er soll das Asylbewerberheim am Lübecker Hafen
angezündet haben. Zehn Menschen starben, 38 wurden
verletzt. Doch ist der Libanese wirklich der Täter? Von
Uli Hauser, Peter Sandmeyer und Andreas Schmidt
Der Lauschangriff begann am 1. Februar 1996. Als der
21jährige Libanese Safwan Eid. des zehnfachen Mordes und
der besonders schweren Brandstiftung beschuldigt. an
diesem Tag in der Besucherzelle der JVA Lübeck seinem
Bruder Bilal gegen-übersaß, da waren die beiden nicht
unter sich. Per Wanze mit dabei: die Ermittler, die seit
dem mörderischen Feuer im Asylbewerberheim in der
Lübecker Hafenstraße am 18. Januar dessen Hintergrund
und Verlauf aufzuklären versuchen. Bislang ohne großen
Erfolg.
Auch das Ergebnis ihrer Abhör-Operation war
enttäuschend. Neben zahllosen Anrufungen Allahs, seiner
Größe, Güte und Gerechtigkeit, übersetzte der
Dolmetscher vor altem Beteuerungen des Beschuldigten aus
dem Arabischen. » Bei Gott, ich bin unschuldig«,
versicherte Safwan seinem Bruder, »wie kann ich jemanden
umbringen ich bin unschuldig. Die Deutschen sind
gefährlich.«
Sitzt der Falsche?
Davon sind nicht nur seine Familienangehörigen
überzeugt sondern auch eine rege Unterstützer-Szene und
manche Journalisten. Die Ermittlungen in Lübeck seien
schlampig bis »vorsätzlich rassistisch« geführt
worden, so Sympathisanten »ein Ermittlungsskandal erster
Ordnung«, so das ARD-Magazin »Monitor« - aus Opfern
sollten offenbar Täter gemacht werden und die wahren
Brandstifter im dunkeln bleiben. Die vermutet Marwan Eid,
der Vater des Beschuldigten, nach wie vor im Dunstkreis
der Skins und Neonazis.
Der 44jährige Libanese kam 1990 mit seiner Frau und
sieben Kindern nach Deutschland und hatte sich fortan in
der Grauzone des nicht anerkannten, aber geduldeten
Asylbewerbers eine halbwegs komfortable Existenz
aufgebaut. Mit seinen älteren Söhnen verdingte er sich
als Putzer auf dem Bau: nebenher besserte auch der Handel
mit alten Autos, die in den Libanon verschifft wurden,
die Sozialhilfe auf, von der die Familie offiziell lebt.
In dem dreistöckigen Haus in der Hafenstraße bewohnte
Familie Eid vier Zimmer - eins im Dachgeschoß, wo die
Söhne Safwan, Mohammed und Ghasswan schliefen, drei
weitere im ersten Stock. wo der Vater mit seiner Frau,
der Tochter Jinan und drei weiteren Söhnen ihre Betten
hatten.
Er habe lange wachgelegen in der Nacht vom 17. zum 18.
Januar erzählt Marwan Eid, weil die Afrikaner im
Stockwerk über ihm mal wieder Lärm gemacht hätten.
Unruhig schlafe er sowieso seit man vor wenigen Monaten
versucht habe, sein Auto vor der Tür zu knacken. Gegen
2.30 Uhr sei er endlich eingenickt, kurz darauf aber
wieder von einem Geräusch geweckt worden. Marwan Eid
will das Quietschen der Gartenpforte vor dem Haus und
gleich darauf das Splittern einer großen Glasscheibe
gehört habendas große Fenster neben der Eingangstür im
Erdgeschoß, vermutet er. » Unmittelbar danach hörte
ich einen Knall, ähnlich wie bei der Explosion einer
Bombe.« Als er zum Fenster gerannt sei, habe er sehen
können, wie aus dem von ihm beschriebenen Fenster,
welches zuvor eingeworfen worden sei. Flammen
herauskamen.
Ein klarer Fall, wie es schien: Die Brandstifter kamen
von außen. Und fürdiesen Schein sprach auch das
Zusammenleben der Hausbewohner aus dem Libanon und
Syrien, aus Angola, Liberia, Togo und Zaire, das »wie in
einer großen Familie« gewesen sei, geprägt von
»Frieden und Freundschaft«. Es sei, sagte Marwan Eid
seinen Vernehmern »das beste Haus in ganz Deutschland«
und völlig ausgeschlossen, daß darin einer gegen den
anderen mit Feuer vorginge.
Im Laufe der Ermittlungen ergab sich allerdings
Korrekturbedarf am Bild der romantischen Sozialidylle.
Streit war in der Hafenstraße an der Tagesordnung. Mal
ging es um zu laute Musik, mal um den ruhestörenden
Lärm der Waschmaschine, deren Stromkabel dann von einem
Mitbewohner kurzerhand gekappt wurde. Auch das Auskippen
einer Bitumen-artigen braunen Flüssigkeit im Erdgeschoß
am 26. Juni 1995 wurde von den Sozialarbeitern der
Hafenstraße nicht auf Außen-Einwirkung zurückgeführt,
sondern darauf, »daß jemand aus dem Haus irgendwie
seinen Frust abgelassen haben könnte«.
Als besonders frustriert fielen immer wieder der
13jährige Ray Sossou aus Togo und der gleichaltrige
Libanese Miaz auf, der jüngste Sohn der Familie Eid.
Beide provozierten häufig die Sozialarbeiter, beide
standen im Verdacht, deren Bereitschaftspläne angekokelt
und Streben aus der Treppe herausgetreten zu haben. Beide
sind Kickboxer. Miaz tat sich in seiner Schule überdies
mit »Heil Hitler«-Grüßen, Sprüchen wie »Super, alle
Juden abschlachten« und wiederholten Ausfällen gegen
die Schwarzafrikaner im Haus hervor: Die nervten
ständig, brieten morgens schon Fisch, so daß es
überall stinke, und wären überhaupt Menschen zweiter
Klasse. Ähnlicher Ansicht ist offenbar sein Vater, der
im - abgehörten - Gespräch mit seinem einsitzenden Sohn
die Afrikaner grundsätzlich »Sklaven« nannte. » Es
handelt sich um eine abfällige Wortwahl«, merkte der
Dolmetscher ausdrücklich an.
Daß das Motiv für die Brandstiftung innerhalb und nicht
außerhalb des Hauses zu suchen ist, hat den Ermittlern
auch das Brandgutachten des Landeskriminalamtes
nahegelegt. Es lokalisiert den Brandherd zweifelsfrei
»im ersten Obergeschoß im Flur der rechten Wohnung von
der Eingangsseite aus gesehen«. Der Gutachter schließt
weitere Brandherde ebenso eindeutig aus wie die
Entstehung des Feuers durch Unachtsamkeit, beispielsweise
eine weggeworfene Zigarettenkippe. » Es ist von einer
Entzündung unter Zuhilfenahme fester oder flüssiger
Brandlegungsmittel auszugehen.« Und ebenso klar wie die
Tatsache der Brandstiftung ist für den LKA-Gutachter,
daß alle Zerstörungen im Eingangsbereich - wo Vater Eid
die ersten Flammen beobachtet haben will - lediglich
»Folgeschäden« sind.
Der Libanese steht mit seiner Version der
Brand-Entstehung allein. Kein Zeuge kann sie bestätigen.
Und auch in sich ist die Version des Familienvaters
unplausibel. Warum, beispielsweise, sollte ein
Attentäter eine quietschende Gartenpforte öffnen, wenn
unmittelbar daneben ein freier Zugang zum Haus ist?
Theoretisch wäre denkbar daß Marwan Eid seine
Wahrnehmung nur falsch zugeordnet hat und das
Glassplittern nicht aus dem Erdgeschoß, sondern vom
Flurfenster im ersten Stock hörte, durch das jemand vom
außen einen Molotowcocktail geschleudert haben könnte.
Praktisch aber schlossen die Kriminalisten diese
Möglichkeit aus: Das Fenster war zu hoch und der
Wurfwinkel zu steil, um mit einer vollen Flasche eine
Thermopanescheibe einzuwerfen. Außerdem ergab das
Spurenbild. daß dieses Fenster nicht zertrümmert,
sondern von der Hitze geborsten war. Überdies verursacht
ein explodierender »Molli« schlagartig eine Flammenwand
- die aber hat keiner der Hausbewohner gesehen.
Wahrgenommen wurde zunächst nur beißender Qualm. Als
der 13jährige Ray Sossou im Zimmer am Ende des Korridors
der ersten Etage davon wach wurde, daß sein Bruder
Silvio neben ihm »Feuer, Feuer« schrie, war es 3.10
Uhr. Dic Brüder tiefen auf den Gang, sahen nur Rauch.
aber keine Flammen, und versuchten zunächst zum
Treppenhaus und weiter nach unten zu kommen. Wegen des
starken Qualms dort kehrte Ray aber um und sprang
schließlich aus einem Fenster. Silvio schaffte es
offenbar bis ins Erdgeschoß, wo aber die Eingangstür
verschlossen war. Er kam in den Flammen um. Der
Brandgutachter glaubt, daß das Feuer in der ersten Etage
sich in zwei Phasen entwickelt hat. Das
»Brandlegungsmittel« - vermutlich Spiritus oder Benzin
- lief dort wahrscheinlich den Gang hinunter weil das
Haus eine leichte Neigung hat, und sorgte entlang der
rechten Wand für eine Glimm-Zone, an der Ray und sein
Bruder - beide barfuß - noch gefahrlos vorbeilaufen
konnten. Möglicherweise schwelte der Brand eine Zeitlang
sogar nur in den Holzpaneelen der Wandverkleidung. Erst
als Türen und Fenster von den durch Rauch alarmierten
Bewohnern aufgerissen wurden und der Schwelbrand frische
Sauerstoffzufuhr bekam, wurde er zu lodernden Flammen
angefacht. Rays Tante Marie Agonglovi, die im
Nachbarzimmer schlief und vom Geschrei des Neffen geweckt
wurde, sah von ihrer Tür am anderen Ende des Ganges »in
Höhe der Wohnung Davidson Flammen, die ca, einen halben
Meter hoch gewesen sein dürften es war nur ein kleines
Feuer«. Auch sie riß dann »spontan« ihr Fenster auf.
Als Kate Davidson von den Flammen vor ihrer Zimmertür
aufgescheucht wurde, öffnete sie ebenfalls sofort ein
Fenster, das auf einen hölzernen Anbau führte, und
brachte über diesen Vorbau ihre beiden Kinder und sich
selbst in Sicherheit.
»Nachdem ich von dem Anbau runtergesprungen war, sah ich
mich noch einmal zu meiner Wohnung um und konnte sehen,
daß die ganze Einrichtung hell in Flammen stand. Die
Flammen schlugen zu der Zeit bereits aus dem Fenster nach
draußen«, erinnert sich die Frau aus Liberia. Auch ein
Polizeiobermeister des BGS, der (nach der Kontrolle eines
russischen Frachters) kurz nach 3.30 Uhr als einer der
ersten Zufalls-Zeugen am Brandort war sah die beiden
Fenster der Wohnung von Kate Davidson als einzige zu
diesem Zeitpunkt »voll in Flammen, also die Flammen
schlugen weit aus dem Fenster«. Mit rasender
Schnelligkeit breitete das Feuer sich unter dem Einfluß
der Zug-Iuft jetzt vom Brandherd in alle Richtungen aus.
Es fraß sich durch die Decke in das zweite Stockwerk und
entwickelte sich durch den nun auch noch entstandenen
Kamineffekt zu einer Feuerwalze. Von 15 Bewohnern des
zweiten Stockwerkes konnten nur acht gerettet werden.
Safwan Eid, der sich mit seinen Brüdern Mohammed und
Ghasswan noch ein Stockwerk höher ein Mansardenzimmer
unter dem Dach teilte, wurde angeblich erst durch den
Alarm eines Feuermelders wach. Gleichzeitig habe die
Zimmernachbarin an die Wand gehämmert. » Ich habe
geschrien: Mohammed Safwan, Ghasswan, bitte helft uns«,
sagt Aida Alias aus Syrien. Sie bewohnte mit ihren drei
Kindern die Zimmer neben den Brüdern. » In heiden
Zimmern war bereits sehr viel Rauch. Wir mußten schon
husten.« Die Brüder handelten umsichtig. Sie kletterten
raus dem Fenster ihres Zimmers auf die Dachrinne,
hangelten sich zum Küchenfenster der Nachbarin und
halfen dort ihren drei Söhnen - einer ist geistig
behindert - und ihr selbst auf das Dach. Von dort konnten
alle später durch die Feuerwehr gerettet werden. Safwan,
der sich bei der Rettungsaktion beide Ohren verbrannte
verließ das Dach als letzter. Mörder oder Held? »
Safwan ist kein Brandstifter«, sagt seine Familie, »er
ist kein Kind, das mit Feuer spielt und sich dann ruhig
ins Bett Iegt, bis das Feuer sein Gesicht verbrennt.« In
der Tat erscheint es unwahrscheinlich, daß jemand im
ersten Stock eines Hauses Feuer legt und anschlie-ßend
im Dachgeschoß zu Bett geht. » Aber erstens« sagt der
ermittelnde Staatsanwalt Michael Böckenhauer,
»verhalten sich Straftäter nicht immer plausibel, sonst
würden sie keine Straftaten begehen. Und zweitens hat
der Täter vermutlich selber nicht geahnt, was sich aus
dem kleinen Schwelbrand entwickeln würde.« Noch auf dem
Dach des brennenden Hauses habe Safwan gesagt: »Keine
Angst, es ist » nur ein kleines Feuer.«
Für den Lübecker Ankläger steht fest: Safwan war's.
Zunächst stützte sich diese Überzeugung lediglich auf
die Aussage eines 25jährigen Rettungssanitäters, der in
der Katastrophen-Nacht Verletzte aus der Hafenstraße auf
dem Bus-Transport ins Krankenhaus begleitete. Ihm fiel
ein Mann auf der letzten Bank auf. Er saß allein in der
Mitte und verhielt sich sehr ruhig. Da der Sanitäter
wußte, daß solche Ruhe häufig die Fassade eines
Schocks ist, ging er zu dem Mann - es war Safwan - und
fragte ihn, ob alles okay sei. » Er sagte dann
wortwörtlich: "Wir warn's". Ich war zunächst
erstaunt stand auf und setzte mich genau links neben ihn
auf die Bank. Dabei sagte ich: »So was sagt man nicht,
wie kommst du darauf? Das kann einen doch Kopf und Kragen
kosten.Ohne daß ich ihn gefragt habe, erzählte er mir
dann die ganze geschichte. Er sagte mir, daß sie streit
mit einem Familienvater hatten. er sagte:Wir wollten uns
dafür rächen. Und dann haben wir ihm Benzin an die Tür
gekippt, angezündet, und dann ist das brennend die
Treppe runtergelaufen, und mit einem Mal stand die Treppe
in Flammen« dieser Zeuge ist für die staatsanwaltschaft
glaubwürdig, obwohl er sich erst anderthalb Tage später
bei der Kriminalpolizei meldete - aus Skrupel, die
Verstörtheit eines Hilfebedürftigen auszunutzen wie er
angab. Doch unmittelbar nach dem Gespräch mit Safwan
hatte der Helfer einer Kollegin von dem »Geständnis«
erzählt, was diese bestätigt. Für die Ermittler steht
damit fest: Safwan hat zu einem Zeitpunkt, als die
Ursache des Feuers noch vollkommen unbekannt war, Wissen
offenbart, das nur der Täter haben konnte. Der
Beschuldigte bestreitet. Zunächst leugnete er,
überhaupt mit dem Sanitäter gesprochen zu haben. Dann
behauptete er, von ihm falsch verstanden worden zu sein:
»lch habe ihm das erzählt, was ich von meinem Vater
wußte und auch den Kriminalbeamten erzählt habe. Ich
habe wörtlich gesagt: >Die haben das gemacht. Die
haben zuerst die Treppe verbrannt, damit wir nicht
runtergehen können.<" für die
staatsanwaltschaft eine nachgeschobene schutzbehauptung,
in sich unschlüssig und von keinem der von Safwan
benannten Zeugen bestätigt. Ungereimtheiten ergeben sich
allerdings auch aus dem angeblichem nächtlichen
Geständnis: Einerseits paßt das Bekenntnis, der Brand
sei gleich zu Beginn außer Kontrolle geraten weder zu
der Sachverständigen-Annahme eines längeren
Schwelbrandes noch zu Safwans anschließender Rückkehr
ins Dachgeschoß. Und andererseits gibt es dort, wo der
Experte den Brandherd lokalisierte, keinen
»Familienvater«. Kate Davidson, vor deren Tür die
ersten Flammen aufloderten, lebt mit ihren beiden Kindern
allein. Allerdings ist die 22jährige Afrikanerin eine
ebenso ansehnliche wie lebenslustige Frau. die häufig
Besuch von Männern - auch über Nachthatte. Deswegen
gingen die Ermittler hesonders intensiv dem Verdacht
nach, der Brand vor ihrer Tür sei aus verschmähter
Liebe gelegt worden. Doch beim Verdacht ist es bislang
gebliehen. Safwan Eid habe sie kaum gekannt, sagt die
junge Schwarze zum STERN. » Ich habe auch zu keiner Zeit
mit einem von der Familie irgendwelchen Ärger gehabt. Es
gibt keinen Grund, daß die Verdächtigen meinetwegen
eine Brandstiftung begangen haben könnten.« In den
daneben liegenden Wohnungen fanden die Fahnder ebenfalls
keinen Anlaß für einen feurigen Racheakt oder
»Denkzettel«. Nirgendwo wohnt ein »Familienvater«,
niemand hatte Streit mit Safwan oder einem seiner
Brüder. » Was das Motiv für die Brandstiftung
angeht«, räumt Staatsanwalt Böckenhauer ein, »tappen
wir leider noch im dunkeln.« Dennoch hat er keinen
Zweifel daran, daß für Safwan Eid dringender
Tatverdacht besteht. Dessen Unschuldsbeteuerungen zum
Trotz hätten auch die abgehörten Gespräche des
Libanesen mit seinen Brüdern und seinem Vater diesen
Verdacht erhärtet. In der Unterhaltung mit Bilal sagte
Safwan beispielsweise weinend und mit zitternder Stimme:
»Wenn ich den Koran lese, erkenne ich meine Fehler. Ich
habe meine Fehler erkannt. Ich weiß was ich im Gebäude
gemacht habe.« Und wenig später: »Ich saß und dachte
nach, wie das ist, was ich tat, und ich bat meinen Herrn
Gott um Verzeihung.« Die Abhör-Protokolle bestätigen
tür den Staatsanwalt eine weitere Vermutung, die sich
bei den Ermittlungen ergeben hatte: Bewohner des Hauses
seien unter Druck gesetzt und Zeugenaussagen abgesprochen
worden. » Niemand kann etwas gegen dich beweisen«,
beruhigte Bilal seinen Bruder im Gefängnis, »ich habe
alle zum Schweigen gebracht. Alle Leute sind gekommen und
haben ihre Zeugenaussagen verglichen, alle.«
Versengte Haare...
aber vier anfangs Festgenommene aus Grevesmühlen
scheiden für die Staatsanwaltschaft als Täter aus Vier
junge Männer aus Grevesmühlen, die nach dem Brand
festgenommen und tags darauf wieder freigelassen wurden,
scheiden für die Staatsanwähe als Täter aus. Zwar habe
einer von ihnen, der 18jährige Skin Maik W., sich von
Freunden »Klein Adolf« nennen lassen und Anfang Januar
einem Bekannten erzählt, daß er "in Lübeck was
anstecken will«. Doch die vier Freunde aus Mecklenburg
haben nach Ansicht der Ermittler ein Alibi: Sie hatten in
jener Nacht einen schwarzen Golf GTl geklaut, den einer
dann nach Hause fuhr. Die drei anderen wurden um 2.30 Uhr
am Lübecker Bahnhof von einem Taxifahrer beobachtet, um
2.45 Uhr von einem Feuerwehrmann auf einem Parkplatz in
Lübeck-Schlutup, um 3.19 Uhr auf einer Tankstelle im
Stadtteil Moisling - fünf bis sechs Kilometer vom Brand
entfernt, der laut Haftbefehl gegen Safwan Eid
"gegen 3.30 Uhr oder geraume Zeit zuvor" gelegt
worden ist. Um 3.47 Uhr wurden sie von Polizisten vor dem
brennenden Haus überprüft und gaben an, zufällig
vorbeigekommen zu sein. Ungeklärt ist, weshalb drei der
vier Grevesmühlener "im Bereich des Kopfhaares, der
Augenbrauen und der Wimpern Hitzeschädigungen im Sinne
von versengten Haarenden« aufwiesen, wie ein
Rechtsmediziner nach der Festnahme feststellte. Die
Ermittler prüfen nun, ob diese »frischen
Veränderungen« daher stammten, daß die Männer
geklaute Autos nach dem Ausschlachten angesteckt hatten.
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