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Nachrichten aus Deutschland und der Welt vom 12. November 1996
Das Bild des friedlichen Zusammenlebens der Bewohner des in der Nacht zum 18. Januar ausgebrannten Asylbewerberheimes bekommt leichte Risse. Anders, als es Verteidigung und Anti-Rassismus-Bewegungen stets gerne darstellen, ist das Neben- und Miteinander der Hausbewohner wohl schon gewesen. Gestern, am 15. Verhandlungstag gegen den Angeklagten Safwan E. wurde deutlich, daß es - neben den alltäglichen, eher harmlosen Kabbeleien unter den Kindern - auch durchaus ernste Aufeinandertreffen gegeben hat.
So habe es, erklärte der aus Syrien stammende 17jährige George A., einmal einen Streit zwischen Mitgliedern der Familie Eid und der Mutter der Familie el Omari gegeben. Auch von "Autogeschäften" zwischen Safwan E. und Jean-Daniel Makodila berichtete der 17jährige und davon, daß ungefähr drei Monate vor dem Feuer ein Hakenkreuz und eine dunkle Flüssigkeit an die Bürotür und Wände des Asylbewerberheimes geschmiert worden seien.
In der Brandnacht selbst sei er von seiner Mutter, die vom Geräusch des Feuermelders wach wurde, geweckt worden. Beide hatten keine Explosion gehört. "Unsere Zimmer waren voller Qualm, auf den Flur konnte man auch nicht mehr."
Der Prozeß wird morgen fortgesetzt, dann soll die Mutter der Familie el Omari, Assia, als Zeugin gehört werden.
Manfred Rüscher
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