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Heiter bis Wolkig Diskussion
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HbW und W.Droste
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Subject: HbW und W.Droste
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From: ifghh@krabat.nadir.org (Infogruppe Hamburg)
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Date: 13 Jun 1995 20:10:00 +0000
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Organization: feindliche technologische zone hamburg
## Nachricht am 18.06.95 archiviert
## Ursprung : /cl/antifa/diskussion
-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Im fogenden dokumentieren wir einige Texte zu zwei Ereignissen, die
am Wochenende stattgefunden haben. Zum einen das " Haerter bis Wolkig "
Konzert und der Auftritt von Wiglaf Droste:
*Folgendes wurde uns berichtet:*
Am Freitag den 9.Juni fand unter dem Motto "Kein Vergeben - Kein Vergessen!"
ein Konzert in Hamburg-Eimsbuettel statt. Noch am Mittag ging ein Fax des
St. Pauli-Fanladen im Infoladen Schwarzmarkt ein, dass die Gruppe "Heiter
bis Wolkig" ihren Auftritt abgesagt haette, angeblich aus Angst um ihre
'koerperliche Unversehrtheit'. Dies stellte sich am Abend dann als Luege
heraus, Heiter bis Wolkig spielte doch und gab auch zu, diese
Falschinformation mit verbreitet zu haben.
Nun gut, aufgrund(?) dieses Faxes waren wohl weniger Menschen gekommen, die
etwas gegen den Auftritt von HbW und anderen, als sexistisch bekannten
Gruppen (z.B. 'Terrorgruppe' und 'Die Kassierer'), hatten. Es versammelten sich
ca. 30 Menschen, um mit einem Transpi ('Kein Kommentar: Sexistische
St.Pauli-Fanteile und Schergen Hand in Hand fuers Patriarchat') und dem
Verteilen von Flugblaettern gegen die Veranstaltung zu protestieren.
Die Veranstalter hatten schon vorher 'reagiert' und Polizei zur Sicherung des
Konzertes angefordert. Die anwesenden Bullen (so 5-6) fuehlten sich
angesichts der gewaltigen Uebermacht von 30 Flugblattverteilenden sofort
berufen (in Absprache mit dem Veranstalter) , Verstaerkung anzufordern.
Daraufhin erschienen etwa 40 Schergen in Manschaftswagen. Diese konnten
sich, ebenso wie die anwesenden Zivis und Beamten des LKAs frei auf dem
Konzertgelaende bewegen, sie wurden sogar dazu eingeladen. Dies bei einem
sog. "antifaschistischem" Konzert. Die Anwesenden Konzertbesucher stoerte
die Anwesenheit der Bullen auch nicht weiter, sie unterhielten sich mit
ihnen... Was zu teilweise grotesken Szenen fuehrte (Punks die sich bei
musikalischer Untermalung von 'Hey, Rote Zora' angeregt mit Cops und Zivis
unterhalten - Wir hatten leider keinen Fotoapparat, Schade...). Da haben
wohl einige Menschen endlich mal ihre 'linke' Maske fallen lassen!
Auch zwischen GegendemonstrantInnen und den meist alkoholisierten Konzert-
besucherInnen kam es zu interessanten Wortwechseln ("Pariarchat, was isn das,
ey?"). Leider waren dann beim Auftritt von HbW nur noch so 15 Menschen da,
die diesen eigentlich verhindern wollten - weiter Aktionen waren somit nicht
moeglich...
Die finanzielle Erwartung der Veranstalter(Innen?) duerfte sich aber wohl
nicht erfuellt haben, es waren so ca. 300-400 Leute beim Konzert, und das
bei einem Eintrittspreis von 20,-DM!!!
Der Gewinn des Konzertes sollte uebrigens in die Taschen von zwei
Privatpersonen wandern - es handelte sich also um eine blosse Kommerz-
veranstaltung.
Abschliessend bleibt zu sagen, das es wohl nur aufgrund der Besonnenheit der
KonzertgegnerInnen nicht zu eine weiteren Eskalation kam, die BesucherInnen
des Konzerts gaben sich jedenfalls alle Muehe, eine solche Eskalation zu
herbeizufuehren.
"Kein Vergeben - Kein Vergessen !"
brt
*Folgendes wurde der TAZ Hamburg entnommen:*
taz HH, 12.06.1995; - Bericht - zu den Veranstaltungen von HbW & W. Droste
Zwei Auftritte
Buttersaeure & Haeme
Beide Seiten haben ihren Auftritt gehabt: Wiglaf Droste, von der links-
autonomen Szene als Sexist geschmaeht, konnte am Freitag abend mit
leichter Verzoegerung seine angekuendigte Lesung abhalten. Eine Gruppe von
rund siebzig Menschen aus dem autonomen Spektrum hatte zuvor in Halle 1
Flugblaetter gegen Droste sowie Buttersaeure verteilt, um die
Veranstaltung zu verhindern. Vor dem sich ausbreitenden Gestank fluechtete
das Publikum, nicht ohne die Aktion mit verstaendnislosen bis abfaelligen
Kommentaren zu bedenken. Eine halbe Stunde nach dem geplanten
Auftrittsbeginn gaben die Veranstalter bekannt, dass die Lesung in Halle 4
stattfinden werde. Da die Droste.KritikerInnen keine Karten mehr ergattern
konnten, verlief der Rest dees Abends ohne Zwischenfaelle.
Mit einem Trick sorgte die Anarcho-Comedy Gruppe "Heiter bis Wolkig", die
sich juengst in "Haerter bis Wolkig" umbenannt hat, dafuer, dass ihr
Konzert vor gut 150 ZuschauerInnen ungestoert ueber die Buehne ging. Die
Koelner Combo hatte am Donnerstag die Absage ihrer Veranstaltung lanciert.
"Lediglich eine taktische Massnahme, um den korrekten Ablauf des Konzertes
zu gewaehrleisten", teilte HbW am Samstag per Fax der taz mit.
Da die autonomen Gruppen, die das Konzert auf dem Sportplatz Corveystrasse
verhindern wollten, erts nach Beginn des Auftritts von dem taktischen
Verwirrspiel Wind bekamen, erreichten HbW ihr Ziel. "der Auftritt in
Eppendorf hat natuerlich stattgefunden und war ein grosser Spass", liessen
die Koelner Kuenstler nicht frei von Haeme verlautbaren.
Grund fuer die Auseinandersetzung: Etwa 20 Gruppen aus der linken Szene
hatten angedroht, die Veranstaltung zu verhindern, da HbW sich mit den
Vorwuerfen, ihr Programm habe sexistische Bestandteile, ebenso wenig
auseinandergesetzt haetten, wie damit, dass ein Gruppenmitglied von einer
Frau der Vergewaltigung beschuldigt wird.
taz HH, 12.06.1995
"Polemiken und Missverstaendnisse"
Ueber gute Menschen, linke Phrasen und spitze Federn: Wiglaf Droste tritt
doch beim Hamburger Kabarettfestival auf
An Wiglaf Droste gibt es einiges zu kritisieren. Vor allem dies: Er kann
nicht singen. Und versucht es doch immer wieder. So auch am vergangenen
Freitag zu spaeter Stunde beim Kabarettfestival auf Kampnagel. Droste las
aus seinen Texten, und zwischendrin stellte er mehrmals seinen Oberkoerper
gerade, schloss die Augen, konzentrierte sich angestrengt und liess dann
seine Stimme durch die Halle schweben. Oder eben nicht recht schweben,
sondern flattern, aner es sei ihm verziehen, bei soviel Imbrust ist es der
Versuch, der zaehlt. Ob Wiglaf Droste bei einem Festival fuer Kabarett gut
aufgehoben ist, ist eine andere Frage. Schliesslich ist er kein
Kabarettist (und nimmt die alkoholselig-narzistischen Usancen dieser
lustigen Leute auch recht huebsch aufs Korn). Entgegen einem
weitverbreiteten Missverstaendnis ist Droste auch kein Satiriker. Er
schreibt Polemiken. Das sind laut Meyers Grossem Taschenlexikon: "scharfe,
oft bis zur persoenl. Anfeindung und mit nicht sachbezogenen
Argumentengefuehrte Auseinandersetungen in mLiteratur, Kunst, Ethik,
Religion, Philosophie, Politik usw.Worauf es bei Polemiken von links, wie
Droste sie schreibt, ankommt: Erstens auf die richtigen Gegner - im
Zweifelsfall immer die, die zwar auch mal das Richtige wollen koennen,
dies aber nie mit Hilfe eines Denkvorgangs tun, sondern aufgrund von
Meinung und Betroffenheit. Zweitens kommt es auf die Spitzheit der Feder
an, bei der alterwuerdigen Kunstform der Polemik ist alles erlaubt. So tat
Droste am Freitag das, was von ihm erwartet werden durfte: Er machte sich
ueber Gutmenschen (Christen, Lichterkettenteilnehmer, Tierschuetzer)
lustig, streute Launiges ueber David Copperfield oder Eberhard Diepgen als
Berliner Panda-Baeren-Kuppler ein und entlarvte linke und sonstige
Phrasen. Dies tat er mit ordentlichen Vortragsquaolitaeten. Im Publikum
wurde gelacht. Warum auch nicht, es ist ja lustig. Wenngleich es so neu
nun auch wieder nicht ist. Uns selbst gefallen Drostes selbstironische
Betrachtungen aus dem links-alternativen Leben mit kuscheliger
Vergangenheit auf dem Flokati und Keith Jarrets Koeln-Concert auf dem
Plattenteller besser. Das war's. War's das ach ja, zuerst stank es allen
gewaltig. Ein autonomer Zusammenhang hatte vor Beginn der Lesung mit
Buttersaeure geworfen, es kam zu halbstuendiger Verspaetung und Verlegung.
Hierzu nur soviel: Die Vorwuerfe des Sexismus und des Taeterschutzes von
Kinderschaendern kann, wer Droste gehoert hat, bestenfalls unverstaendlich
finden. Ansonsten ist diesbezueglich alles gesagt, in der taz vom 5.5.,
der tah HH vom 10./11.6. und in der aktuellen Konkret.
*Artikel vom 10.06.1995, HH-MoPo*
"Kampnagel gestuermt"
100 Autonome vergossen stinkende Saeure
Sein Programm heisst:"Die schweren Jahre ab '33". Besonders schwer wurde
es fuer den Berliner Autoren Wiglaf Droste gestern abend, als er beim
Kabarett-Festival auf Kampnagel aus seinen Werken vorlesen wollte: Etwa
100 Autonome drangen vor Beginn ein, ueberrannten die Sicherheitsleute.
Dann verschuettetn sie im Foyer und auf der Buehne stinkende
Buttersuaeure. Den meisten der Zuschauer wurde schlecht, viele mussten den
Saal verlassen. Die Linken werfen Droste "sexistische Aeusserungen " vor.
Zwar provozierter gern mit deftigen Worten, doch sehen seine Anhaenger das
nicht als Beleidigung von Frauen an sich, sondern als satirische
Ueberspitzung gaengiger Macho- und Proletensprueche. Festivalsprecherin
Maiken Hagenmeister:" Offensichtlich haben einige Leute Drostes Texte
nicht richtig gelesen. Wir haben nichts gegen eine Diskussion, die Droste
auch angeboten hat, aber das hier ist unmoeglich." Droste, dessen Lesungen
schon oft gestoert wurden, kennt seine Pappenheimer: Vorsorglich hatte er
sich von der Festival-Leitung zwei Bodyguards bereitstellen lassen. Die
Droste-Veranstaltung sollte wegen des Gestanks in eine andere Halle
verlegt werden. Eine Kritik ueber seinen Auftritt lesen Sie Montag.
*Folgendes entnahmen wir der Zeck*
Kein Auftritt von Wiglaf Droste auf
Kampnagel und anderswo !
Am 9. Juni um 22.30 Uhr will Wiglaf Droste eine Lesung auf Kampnagel halten.
Wir wollen das nicht hinnehmen. Droste fielerstmals durch eine Pornoseite zum
Frauenkampftag am 8.3.88 in der TAZ auf. Seither tat er sich regelmaessig in
"lustigen" Artikeln von Tempo bis Titanic als Macker und Sexist hervor.
Seine ganz "besondere" Beutung fuer uns bekommt er jedoch nicht durch seinen
bei vielen Maennern verbreiteten Groessenwahn und Frauenhass, sondern durch
seinen aktiven Taeterschutz, indem er sich an der "Missbrauch mit dem
Miaabrauch-Kampagne" beteiligt. In diesem Zusammenhang fiel er erstmals
groesser bei einer Radiosendung am 2.1.94 auf. In dem Berliner Regionalsender
"fritz" moderierte er die Sendung "Erregte Aufklaerung - der Missbrauch mit
dem Missbrauch". In zynischer Art und Weise hat er dort voll und ganz die
Position Katharina Rutschkys und anderer unterstuetzt und die Sendung als
Agitationsbuehne benutzt, um Frauenorganisationen wie Wildwasser etc.
"das Handwerk zu legen."
Zum Thema Missbrauch aeussert er sich jedoch bereits schon frueher, z.B. in
der Titanic vom Maerz 93: "das Modesugget der Saison: Kindesmissbrauch, denn
ueber nichts laesst sich in den entsprechenden Kraenzchen und Runden bzw.
wenn der Fahrstuhl stecken geblieben ist, prickelnder und raumgreifender
sprechen als ueber, so heisst es einschlaegig, die diesbezueglichen
Erinnerungen und Nichterinnerungen. Wobei noch zu klaeren waere, was
enervierender ist: das sich bruesten mit tatsaechlich Erlit-tenenem, das
sich ergehen in permanenter Opfergestik oder -rhetorik oder das Graben in
Nichterinnerungen, das Zutagefoerdern erfundener Schrecken, um im Zuge der
allgemeinen Wichtigtuerei nicht abseits stehen zu muessen".
In seiner Radiosendug bezeichnet er die Auseinandersetzung um Gewalt gegen
Maedchen und Jungen als "Neuen Fundamentalismus". Er vergleicht den Boy-
kottaufruf von Frauen gegen einen Buchladen in dem eine Lesung mit
K. Rutschky ("Missbrauch mit dem Missbrauch"-Autorin) stattgefunden hat,
mit Zensur im NS-Faschismus ("..erinnert an die dunkelsten Stunden..") und
wirft Selbsthilfegruppen Hysteriie vor. Seine Studiobesucherin Carola
Ronneburg (Tip-Redakteurin) liess sich ueber Wildwasser und aehnliches aus,
indem sie Schreckensszenarien entwarf von Eltern, denen die Kinder entfuehrt
wurden, von verschreckten Eltern, die sich nicht mehr trauen mit ihren
Kindern ueber Sexualitaet zu reden, die Opfer des neuen, "prueden rigiden
Zeitalters" geworden sind und ueber Wildwasserfrauen, die als "Undercover-A-
gentinnen" durch die Gegend streifen, um Maenner oder Frauen wegen "angeblich
stattgefundenen Missbrauch" anzuzeigen.
Droste stammelt nach diesen Ausfuehrungen:
"Das ist ja alles ganz schrecklich, und da duerfte eigentlich jeder Mensch,
der Verstand hat im Kopf, muesste doch sagen, diesen Leuten muss man das
Handwerk legen... Das ist ja geradezu bedrohlich, da kriegt man ja
Angst..."
Durch mehrere Telefonanrufe (die er abbuegelt) auf die Einseitigkeit seiner
Darstellung hingewiesen, versichert er, dass er das ganz bewusst gemacht
habe: "Diese Seite (die Position von Wildwasser zu sexueller Gewalt) wird ja
ohnehin in allen Mainstreammedien (..) ausgewalzt bis zum geht nicht mehr.
(..) Dieses Thema und die Lufthoheit ueber dieses Thema..(solle mann)
nicht Leuten ueberlassen, die mit nichts antreten ausser ihrer eigenen
Betroffenheit." Droste hat die Einstellung, ueber alles Witze
machen zu koennen. Mit dieser Sendung verliess er die Ebene und kam zur
puren Hetze gegen Frauenprojekte und sexuell Angegriffene. Dies hat mit
Humor nichts mehr zu tun, sondern ist klare Parteiergreifung fuer
Vergewaltiger. Die sonstigen vermeintlichen Spaesse Drostes beschrieb ein
Zuhoerer als "morbiden Humor" der nichts befreiendes, nichts emanzipatives hat,
sondern nur auf Kosten Unterdrueckter auf diesen herumtrampelt und das mit
ihnen Geschehene vermarktet (Einladungen zu Talkshows, Veranstaltungen, die
ihm Schotter abwerfen).
In mehreren Staedten, wie z.B. Oldenburg und Bonn wurden in letzter Zeit
Auftritte und Lesungen mit Droste verhindert. In Kassel
kippten Frauen und Maenner Scheisse vor seinen Lesungsort und in Tuebingen
wurde ein Veranstaltungsort Drostes blockiert. Wir wollen verhindern, dass
Droste seine Hetze ungestoert weiterbetreiben kann. Wenn
Droste hier in Hamburg eine Veranstaltung halten will, dann soll dies nicht
widerstandslos geschehen. Wir fordern euch
dazu auf, Drostes Auftritt zu verhindern! Wir fordern Kampnagel dazu auf,
Droste abzusagen!
(aus dem Aufrufflugblatt eines gemischten autonomen Zusammenhanges)
- ---
r.
Infogruppe Hamburg (ifghh@krabat.nadir.org)
c/o Schwarzmarkt
Kleiner Schaeferkamp 46 20357 Hamburg
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Version: 2.3
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