Aufruf zur
Netzkritik
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"Zu Internet fällt mir nichts ein." (Johan Sjerpstra) Netzkritik als Form und Kategorie ist nicht mehr als eine bestimmte offene Textform. Sie geht geht zurück auf eine Gruppenarbeit, ausgehend von Treffen und Mailinglistaktivitäten, bis hin zu Papierkrieg und Softwareentwicklung. Es gibt keine Weise sich der Netzkritik als solcher "zu stellen", sondern man kann sich darin betätigen oder nicht, etwas hinzufügen, etwas entgegnen oder etwas programmieren. Die Konstruktion von Gegnerschaft oder der Zwang zur Befürwortung ist nicht ihr vorwiegendes Geschäft. Es handelt sich in den hier vorgestellten Beiträgen nicht um exemplarische Wege aus der Unbedeutsamkeit, nicht um eine Umschulungsmaßnahme für begnadete Späteinsteiger, nicht um getarnte Propaganda für den globalen Ausverkauf, nicht um Diskursgepäck für die Besserinformierten, auch nicht um Geheimwaffen für den lagerinternen Grabenkrieg, sondern um ein Projekt an dem man sich beteiligen kann. Es geht nicht um ein Buchwissen das bestätigen soll, was man immer schon wußte, sondern um die einen eigenen Spielraum für radikalen Kritizismus innerhalb einer explodierenden elektronische Öffentlichkeit. Es geht um eine bestimmte Umgangsweise mit dem Netz, keine Theorie sondern eine Theoriepraxis. Eine allgemeine und spezielle Theorie des Netzes überlassen wir gerne anderen. Netzkritik, als Work in Progress verstanden, ist knapp gesagt, weder Technik- euphorie noch Kulturpessimismus. Sie setzt sich ab vom neo- liberalen Hippietranszendentalismus, aber haust in den technischen Medien und vermeidet eine elitäre Außenseiterposition die mit dem ganzen Arsenal von Zynismus bis Apokalypse den Untergang der abendländischen Kultur samt Nationalstaat und "Bewegung" besingt. Dem Akademismus bleibt es überlassen die allgemeine Theorie der Netze in ihre Teilbereiche zu untergliedern und die Art und Weise der Kritik so zu disziplinieren, daß weiterhin keine Wirksamkeit auf den Prozeß der Entwicklung des Untersuchungsgegenstandes stattfindet, wohl aber eine geordnete und elaboriertere Weise über das Netz als Medium kluge Dinge zu sagen. Netzkritik wäre dann eine zeitlich begrenzte Übung in taktischer Negativität welche die Belanglosigkeit der Computernetze genießt ohne sich den Verführungen gestiegenen Interesses zu verschließen. Sie analysiert die Organisation von Macht in der immateriellen Spähre und versucht diese selbst in den Griff zu bekommen, in dem Wissen daß der Kapitalismus nie einen unbesiedelten unzivilierten Cyberspace erlaubte. Die Mißgeschicke der Anderen sind also nur Aufruf zum Selbermachen. Noch gibt es die Freiheit sich nicht mit alten Idealgegnern zu befassen, sondern auf deren Neubildung Einfluß zu nehmen. Jetzt ist die Periode der Hyperwachsamkeit, eine komprimierte Entwicklung, die aller Erfahrung nach in eine bleierne Zeit übergehen wird, wie wir sie von anderen elektrischen Medien her kennen. Auszugehen ist davon, daß demnächst die Schonzeit für Neulinge, die sich nur ein wenig umschauen, vorbei ist. Die Offenheit der Entscheidung ob mitzumachen ist oder nicht, ändert sich wenn die Weichen für die Informationsgesellschaft gestellt wurden, und ganze Bundesländer ihre Verwaltungen ins Netz stellen unter furchtbaren Bedingungen, inclusive Polizeistaatlichkeit und Umgestaltung der Arbeitsplätze. Implizit ist, daß die Netze, Orte der Entscheidung sind, in denen sich zukünftige Machtordnungen abbilden und neu strukturieren. Wir unterstützen keine fundamentalistische Ja/Nein sondern versuchen Beispiele zu geben für Versuche das Medienmonopol auf allen Ebenen zu brechen, durch taktische Maßnahmen auf der Mikroebene vieler kleiner Entscheidungen. Zentral für eine Kritik der Netze sind darum die Erzählungen, Mythen und ideologischen Muster, die eine unsichtbare "Herrschaftsrethorik" reproduzieren, die Machtverhältnisse die in den Programmen der heutigen Medien eingeschrieben sind. Es ist für Neon-Marxisten absehbar, daß der Postfordismus einen Nachfolger in der Tyrranei eines "reibungslosen Kapitalismus" (Bill Gates) finden wird. Der Anspruch daß es nur eine richtige Strategie gibt, Technologie abzulehnen, ist im Wettlauf um die wahre revolutionäre Identität, den Öko-fundamentalisten, Moralpredigern und lustvoll Leidenden überlassen fest verankert an den Felsen von Wahrheit, Wirklichkeit und Idendität. Insbesondere müssen wir noch auf die Lehre der politischen Ökonomie des Cyberspace warten. Die Schwerfälligkeit des eigenen Methodenapperates wird nach wie vor kultiviert, und man gibt sich bisher allzuleicht zufrieden mit der Berichterstattung der Printmedien und deren Legendenbildungen. Es gehört zur Gnade der Späteinsteiger daß sie immer
Recht behalten und ein durchkommerzialisiertes Netz vorfinden das sie
schon immer herbeigefürchtet haben. Das trostlose Kapitel der deutschen
Mentalitätsgeschichte, die Kultur der Zögerlichkeit, hat nichts
zu tun mit real stattfindender Technologisierung oder dem Aufbau von Infrastruktur
(ISDN) sondern der biedermeierlichen Bodenständigkeit einer allzu
heilen Welt. Hinzu kommt das Fehlen von Kontrollmechanismen des Netzes
durch den Fürsorgestaat. Der Datendandy hat sich mittlerweile geübt im schreiben von endlosen
disclaimern. Im voraus werden allen möglichen Kontextualisierungen
durch vague (und gutgemeinte) Vorsichtsmaßnahmen vorweggenommen.
Was vorher noch mit viel Handarbeit auf der persönlichen Festplatte
verteilt wurde, findet sich heute ein Klick weiter auf einer liebevoll
gestaltete Heimseite. Das programm des digitalen Ästhetizismus ist
in die Software eingegangen und taucht in den neuen Versionen der Webbrowser
auf. Der Dandyismus der Daten hat sich ein Element bei der Definition
der Öffentlichkeit im Netz erwiesen. Die Beiteiligung an der Ausdifferenzierung
in Boulevards, Cafe's, Salons, Plätze und Datenbanken, geht zurück
auf den fundamentalen Freude an dekontextualisierten Datenobjekten und
deren Rekombination die zu entscheidenden Vorsortierungen bei der Genese
von Aussagegefügen führte. Überfluß und Overload
sind keine Gefährdung für eine politische Stellungnahme, solange
es nicht darum geht eine puritanische Essenz zu destillieren oder den
Glauben an die heiligen Städte des Wissens zu verteidigen. Statt
der Exegese von Texten geht es um Umleiten und Verschalten von Datenströmen,
statt Interpretation geht es um Rekombination, statt Repräsentation
geht es um Kontextualisierung, statt Differenzierung geht es um Vernetzung.
Heute ist der Subjektivierungswettbewerb auf dem Netz im vollem Gange
und die Gestalten haben sich vermehrt, allen voran die radikalen Konsumenten,
in der Drogenkultur des Netzsurfens, die alle Ecken und Enden des "global
brains" besucht haben, nur um sich immer wieder selbst zu treffen. Nach
langen Jahren kamen Politik und Ästhetik auf einander zu, beschnüffelten
sich und befanden es für notwendig ein taktisches Bündnis einzugehen
gegen Fundamentalismus, Digitalkommerz und Ökoapokalypse. |
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Im Juni 1995 fand in Venedig das Gründungstreffen von nettime statt. Als intellektuelles Tagesprogramm galt es sich parasitär am deutschen Techno-export zu beteiligen und der Repräsentationslogik des Kunstbetriebs ein nichtöffentliches diskursiv-dialogisches Ereignis entgegenzusetzen. Themen waren: eine erste Kritik an der Wired Ideologie, Grenzen der Stadtmetapher, Analyse von Info-Vitalismus und Künstlichem Leben, Dialog im Spannungsfeld von lokalen Bedingungen und globalen Verhältnissen sowie Möglichkeiten subversiver Praxis innerhalb der Netze, über das Hackertum hinaus. Zuvor fand im Spessart unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Vereins 707 einen Treffen statt (namens "Medien-ZK"), wo versucht wurde die Kultur der Zögerlichkeit zu überwinden und mit dem akademischen Mythos zu brechen eine Kritik am Internet wäre nur aus dem Pathos der kritischen Distanz möglich. Der Versuch eine gemeinsame Medienstrategie der Netze zu entwickeln und jenseits von Kommerz und Institutionen autonome Kommunikationsstrukturen aufzubauen schlug vorerst fehl. Das "Interfiction" Treffen im Dezember 95 in Kassel löste den Begriff der Gegenöffentlichkeit auf und dokumentierte eine fragmentierte linke Praxis die sich noch weitgehend an den alten Medien spiegelte. Es war zu unzeitgemäß, um von einer Netzkultur zu sprechen, da die Inseln kritischer Aktivität untereinander wenig Gemeinsames finden konnten. Auch der Anschluß an akademische Forschungen im Bereich Medientheorie- Medienkunst fand nur ungenügend statt, weil sich kein Minimalkonsens finden lies, um gemeinsame Handlungsräume zu definieren. Im Herbst 95 begann nettime als internationale Mailingliste hervorgehend aus losen E-mail-verbänden. Technisch gesehen handelt es sich bei einer Mailingliste um einen Verteiler der eine an ihn gerichtete Nachtricht anstatt an einen Empfänger an eine Liste von Abonnenten weiterleitet. Als ein offenes Forum fur den Austausch und die Selektion von elektronischen Texten ist es nicht das Hauptanliegen ein elektronisches Diskussionsforum für Netzambitionierte zu bieten, das traditionellerweise in die Beliebigkeit von "sozialen Rauschen" übergeht. Man kann es derzeit an zahlreichen Newsgroups und Mailinglisten sehen, daß ein elektronisches Forum nur ein gewisses Maß an "Neuzugängen" und richtungslosen Dialog verkraften kann. Darum sind Treffen (Symposien, Reisen, Gruppengespräche, Vorträge, Spaziergänge aber auch Ferngespräche) im Umfeld von nettime unumgänglich um gemeinsame Projekte zu realisieren und "networks of trust" aufzubauen. Die Netze haben eine nicht vernachlässigbare soziale Dimension, wobei unabhängig vom Gruppen oder Projektnamen die Tendenz, sich gegenseitig zu stützen, auszutauschen und dezentrale Allianzen und technische Koalitionen zu schließen, um Kontext herzustellen ohne den der Aufbau von "Content" unmöglich ist. Der Dialog findet somit mehr außerhalb von Nettime statt, während Diskurs sich je über den diskontinuierlichen Strom der Beiträge herstellt, die sich je gegenseitig kontextualisieren und eine sich über die Zeit verändernde Konsistenz und Kohärenz entwickeln. Die Dokumente, die in Nettime veröffentlicht werden tauchen später,
oft in anderen Zusammenhängen und Übersetzungen auf. Eine Weiterverwendung
ist erwünscht und organisiert sich unabhängig und dezentral:
Die Zeitschrift Arkzin aus Zahgreb, The Thing BBS network Wien/New York/Amsterdam/Basel,
mediafilter.org von Paul Garrin in New York, Telepolis in München,
die Zeitschrift MUTE in London, 21 C. in Sydney, Gondolat Jel in Budapest,
Strano in Florenz, Herbert A. Meyer in Kassel, Andere Sinema (Antwerpen),
Rewired in San-Francisco, Berlin. Dazu gibt es die englischsprachigen
ZKP Reihe (Zentral Kommitee Proceedings) die als Grundlage gediehnt hat
für dieses Buch. ZKP1 erschien wahrend den Next Five Minutes II in
Amsterdam, die zweite in Madrid zu 5cyberconf, und ZKP3 bei Metaforum
III in Budapest. Diese "Prepublishing" Strategie mag an die goldenen Zeiten
der Zines erinnern, oder die Preprints der scientific community, kleinen
selbstproduzierten und selbstvertriebenen Magazinen die vor allem in den
80er Jahren in den USA, u.a. durch die Verfügbarkeit von Produktionsmitteln
(DTP, Kopierer). Es geht uns darum, eine "Arbeit am Diskurs" in verschiedenen Kontexten
und Sprachen die Sache der Netzkritik voranzutreiben und dem Sieg über
den Infokapitalismus ein Stück weit näher zu kommen. Man versteht
jedoch das Modell von nettime besser, wenn man die seine Charakteristik
in Zeit und territorialer Verteilung näher betrachtet. Nicht die
Segmentarität eines Periodikas, sondern die Verteilung in Intensitäten,
Zeiten und Zonen diskontinuierlicher Aktivität im Feld kultureller
Differenzen, in denen es eher um das Moment der Bewegung als um eine kaderhafte
Durchorganisation nach dem Primat festzulegender ideologischer Leitlinien
geht, wo die Ausgrenzungsrituale aufblühen. Auch ist nettime
keine versteckte Form von Konzeptkunst, weil sie den Kunstbetrieb zwar
schneidet oder ihn anzapft, aber durchaus auch funktioniert ohne Kunst
genannt zu werden. Die Freiheit von der Technik soll Ausdruck verliehen werden, die sich
nicht nur im Aushandeln technischer Parameter abspielt sondern in deren
Umsetzung in die Kultur oder Soziosphäre. Einerseits geht es also
um Handlungsdimensinen im konkreten Sinne, d.h. z.B. das argumentative
Material zu liefern aus dem heraus erst eine gezielte Praxis möglich
ist, (Hacker der 2. Generation), aus dem ein bestimmtes gelebtes Verhältnis
zur Technologie möglich wird. Bestimmten Ideologien und Plänen
schon heute entgegenzutreten, bevor sie die Grundlage für in Technik,
Standards und Bestimmungen gesetzte Machtverhältnisse umgesetzt werden.
Das versteckte politische Programm der Cyberkultur, welche Technik als
eine unhinterfragbare Instanz einer naturgleichen Macht versteht, und
von einem Moment der Überwindung ausgeht, einen ebenso "posthumanen"
wie retro- modernen Neuen Menschen konstruiert. Es gilt die falschen Versprechungen
und frommen Wünsche allen Cyberpriester entgegenzutreten und die
Machtinteressen dahinter offenzulegen. Der Kollaps der Virtualisierung
muß als Negation der überzogenen Verheißungen zumindest
mitgedacht werden. Uns kümmert nicht die morbide Idee daß Europa
verloren hat, und nun dem Untergang geweiht auf der früheren Entwicklungsstufe
der "second wave" Industrialisierung stecken bleibt, verurteilt zum Kulturkampf
und der Verteidigung der Überreste einer ruhmreichen Geschichte.
Die Kritik am Neoliberalismus welche auf eine Möglichkeit der Kontrolle
der Netze hofft, baut auf eine kaum vorstellbare nationalstaatliche Lösung.
Mehr Sinn macht es sich international zu vernetzen um innerhalb transnationaler
Organisation der "corporate states" handlungsfähig zu bleiben. Es
geht darum vollständig erneuerte Modelle von Imperialismus- und Ideologiekritik
zu erarbeiten, welche den veränderten Bedingungen des globalen Kapitalismus
nach 89 gewachsen sind und auf den Begriff bringen. Eine solche soziale Praxis geht weg von der Frage wie eine technische Topologie des Netzes auszusehen hat, geplant von einem sozialdemokratischen Parteienapperat, sondern es sind im kleinen Modelle zu entwickeln die in ähnlicher Form Verbreitung finden, alleine weil sie allzu offensichtliche Vorteile für die Leute bieten die sich ihnen unterwerfen. Darum ist nicht nur am Theorie-Praxis-Abgleich zu feilen, sondern gleich das ganze Feld mitzudenken und zu entwickeln in dem sich eine solche veränderte Arbeitsweise ausbreiten soll. Der Vorteil an der ungemeinen Dynamisierung der Arbeitswelt durch neue Technologien ist, daß sich damit zumindest zeitweise die Möglichkeit bietet, praktikable Arbeitsmodelle zu entwickeln die für die Beteiligten Spaß und Geld genug zum Leben einbringt, mit einer Ausrichtung auf weiträumigere Ausbreitung solcher Modelle. Ein zartes Beispiel hierfür können möglicherweise die verschiedenen unabhängigen, un-hierarchischen Arbeitsgruppen um Websites, digitale Städte, Kulturprojekte bieten. Es geht der Netzkritik nicht nur eine Kritik der in Technolgien 'eingeschriebenen' Gesetze und Wahngebilde, nur um sie durch ihr Negativabdruck zu ersetzen, noch geht es um die Durchsetzung eines generalisierten Leitbildes. Nicht um korrektes Verhalten und aufgeklärtes Bewußtsein, nicht um Volksbildung im Sinne der Verbesserung der Menschen, bis hin zur Zähmung des Maschinellen, sondern jenseits der Negativierungen das angebotene Material einzubauen in existierende Strukturen ohne gleich die 'digitale Revolution' predigen zu müssen. Die unerträgliche Leichtigkeit der digitalen Kosmopoliten benötigt eine Verortung um Symposien, Netzarbeiterkollektiven, Kneipen, Privatwohnungen. Angesichts einer bevorstehenden Telekommunikatiosordnung die sich am Modell des Obrigkeitsstaates orientiert, besteht die Möglichkeit der Daten-Emmigration. 'exil.nl' bietet politisch verfolgten Datenbeständen einen Zufluchtsort. Die ersten "off-shore" (im internationalen Gewässer, auf einer Südseeinsel) für Steuerflucht oder Raubkopien existieren bereits, extraterrestrischen Satelliten- server und Dienstleistungen im Graubereich. Die optimale Ausnutzung der kleinen nationalen Unterschiede wird auch im Bereich der Politischen Daten zum Problem. |
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Burn, Cyberspace Burn! (Schade daß Information nicht brennt) | |||
Viele Aktivisten möchten nicht vertraut werden mit den Kreisen der Hacker, die in Verruf geraten sind durch den Ausverkauf durch alte Medien. Die Kriminalisierung elektronischer Kompetenz wurde auf breiter Basis akzeptiert und man ist sich nicht bewußt das es um die klassische Aneignung der Produktionsmittel geht. Weltweit wird die politische Aktivität auf den Netzen gleichgesetzt mit der Institutionalisierung politischer Arbeit unter das Dach weltweit operierender NGO's (APC, Soros). Der Mythos des Hackers besagt, daß er in der Vorgeschichte der Netze zurückbleibt, und als Sicherheitsproblem den Anti- viren-experten anvertraut wurde. Es geht nicht nur um die Onlinisierung politisch korrekten Content's sondern um den kreativen Umgang mit den technischen Möglichkeiten die sich hinter den Clickoberflächen verbergen, und zwar nicht in dem Sinne daß man sich mit den Arsenalen des Cyberwars gegenseitig fertig macht. Es reicht nicht nur den Anti-Mercedes-Benz-Site aufzumachen um effizient den weltweiten Kampf gegen multinationale Konzerne aufzunehmen, sondern über die Repräsentationstechniken hinaus, sich neue Formen von Netzcapagnen auszudenken. Der Zapatista-Mythos der netz- gestützten Revolution stützt sich faktisch mehr auf eine weltweite Fangemeinde, als die eigentliche Vernetzung der Chiapas-Region. Die Bereitstellung von Hard und Software aber auch die man-power um funktionierende unabhängige Systeme aufzubauen ist mindestens ebenso wichtig wie die Aufklärung über die Telepolis zu Hause. Über die Instrumentalisierung der Netze hinaus, gibt es trotz aller
Netzkritik, neue Freiheitsgrade zu erforschen und zu genießen. Hierzu
gehört die Ästhetisierung von LoTech, oder die Taktiken der
Verlangsamung, das Zusammenlöten hybrider Medienverbünde (Theater,
Radio, Super8, Fax, C64, Casio, Xerox, T-Shirts), das Operieren auf den
untersten Systemebenen, Downgrading the future, die Rückkehr zu ASCII
als Politikum, Net-Strike, innercity, Prenzlnet (Vernetzung aller Hinterhöfe),
public terminals, freie Vergabe von fake-e-mail-Adressen, anonyme Blitzmails.
In diesem Sinne ist der Aufruf zur Netzkritik zu verstehen. |
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