- ARS ELECTRONICA (Hrsg.): Philosophien
der neuen Technologie., Merve Verlag Berlin, Berlin, 1989, 14.- DM.
Sammelband mit Beiträgen von H. Böhringer, H. v. Foerster, V. Flusser,
F. Kittler, P. Weibel und J. Baudrillard zu einer Philosophie der "neuen Technologien".
Der Band besteht aus sehr heterogenen Blicken auf die gegenwärtigen Verhältnisse
von Mensch und Technik.
"...Es muß also darauf ankommen, die Amechanie als konstitutives Element
der Maschine zu begreifen und die amechanische Kunst zu lernen, ein sich auflösendes
Floß zu manövrieren, die Ohnmacht des Handelns, die Passivität
zu handhaben, sich im Bauch des zerbrechenden Pferdegestells einzurichten,
auf dem man reitet..."
- Bordieau, Pierre: Über
das Fernsehen., edition suhrkamp, Frankfurt am Main, 1998, 14.80 DM.
2 Fernsehvorträge über die Bedingungen der Diskursproduktion des
Fernsehen. Die Voträge beinhalten eine Analyse der (schleichenden) Zensurmechanismen,
der Genese eines selektiven Blicks der "journalistischen Klasse", der Geschloßenheit
der Nachrichtenzirkulation und der Angleichung der Sendungen, der "Inszeniertheit"
der Debatten, der Auswirkungen des Kampfes um Marktanteile, und bennent dabei
Widersprüche, die eine positive politische Wendung in und außerhalb
des Mediums ermöglichen sollen. Die Analyse des "gesättigten" Mediums
Fernsehen lädt ein zu einer Übertragung auf die zukünftige Entwicklung
des Internets ...
"Im Alltäglichen wie auf globaler Ebene geht es in der Politik unter
anderem um die Durchsetzung von Wahrnehmungsprinzipien, um die Brillen, mit
denen die Menschen die Welt aufgrund bestimmter Einteilungen sehen (Jugend
und alte Leute, Ausländer und Franzosen usw.). Die Durchsetzung solcher
Einteilungen schafft Gruppen, die sich mobilisieren und es auf diesem Wege
schaffen können, ihre Existenz geltend zu machen, Druck auszuüben
und Vorteile zu verlangen. In solchen Auseinandersetzungen spielt heute das
Fernsehen eine entscheidende Rolle. Wer heutzutage noch glaubt, daß
es ausreicht zu demonstrieren, ohne an das Fernsehen zu denken, läuft
Gefahr sein Ziel zu verfehlen: Demonstrationen müssen mehr und mehr für
das Fernsehen produziert, also so gestaltet werden, daß die Fernsehleute
sich aufgrund ihrer Wahrnehmungskategorien dafür interessieren, sie aufgreifen,
den Adressatenkreis erweitern und ihnen damit erst zur vollen Wirkung verhelfen."
- Dery, Mark: Escape Velocity-
Cyberculture at the End of the Century. Hodder & Stoughton, London,
1996.
Derys historische Kulturanalyse beschreibt verschiedenste Entwicklungslinien,
die seit Anfang der 90er Jahre in eine Sammelsurium von High-Tech Subkulturen
münden, und unter dem Begriff der Cyberculture gebündelt werden.
Er unterzieht dabei die jeweiligen Aneignungsweisen und den damit verbundenen
Mythen einer Kritik. Der Begriff "Escape Velocity" bedeutet die
Geschwindigkeit, die dazu nötig ist, daß ein Gegenstand die Erdumlaufbahn
verläßt. Dieser Begriff fungiert als ironisches Bild für die
kulturellen Praxen der Cyber-Kulturen:
"The rhethoric of escape velocity crosses cyberpunk science-fiction with the
Pentecostal belief in an apocalyptic Rapture, in which history end and the
faithful are gathered up into the heavens. Visions of cyber-Rapture are a
fatal seduction, distracting us from the devastation of nature, the unraveling
of the social fabric, and the widening chasm between the technocratic elite
and the minimum-wage masses. The weight of social, political and ecological
issues brings the posthuman liftoff from biology, gravity, and the twentieth
century crashing down to Earth."
-
Kroker, Arthur / Weinstein,
Michael A.: Data Trash - the theory of t the virtual class.
St. Martin's Press, New York, 1994.
Weinsteins und Krokers Versuch, kritische Theorie mit Baudrillard auf
das Internet zu übertragen. In Data Trash wird eine Theorie der "virtuellen
Klasse" beschrieben, deren Ideologie untersucht, der "Wille zur Virtualität"
ergründet und eine "politische Ökonomie der virtuellen Realität"
erstellt. Auf deutsch erschienen bei Bollmann.
"The highway becomes the Net. What appears as 'empowerment' is a trompe
l'oeil, a seduction, an entrapment in a Baudrillardian loop in which the
Net elicits information from the 'user' and gives it back in what the selectors
say is an appropriate form for that user. The great agent of possibility
becomes the master tool of normalization, now a micro-normalization with
high specificity ... perphaps uniqueness! Each 'individual' has a unique
disciplinary solution to hold them fast to the Net, where they are dumped
for image processing and image reception. The information highway is the
way by which bodies are drawn into cyber-space through the seduction of
empowerment."
- nettime (Hrsg.): Netzkritik
- Materialien zur Internetdebatte,
Edition ID-Archiv, Berlin, 1997,
Sammelband einer Auswahl von Artikeln, die in der internationalen Mailingliste
nettime erschienen. Die Artikel bestehen aus Kritiken, die sich Kulturpessimismus
und der Technikeuphorie der Hypephase des Internets entziehen. Die Beiträge
variieren stark in ihren Ansätzen und liefern so eine aktuelle Bestandsaufnahmen
kritischer Auseinandersetzungen mit dem Netz.
"Ich nehme die intellektuell entrückten New-Age-Propheten und die Cyberkapitalisten
[...] so ernst wie man Typen nehmen muß, die an den Joysticks der Macht
rumfuchteln. ..."
- Noble, David F.: Maschinenstürmer,
Wechselwirkung-Verlag, Berlin, 1986.
Eine historisch-materialistische Studie der sog. "Maschinenstürmer",
die versucht einen Diskurs einer sozialen Kritik von Technologien auzugraben
und zu rehabilitieren, der weder einem Fortschrittsoptimismus noch einer prinzipiellen
Ablehnung von Technologien verfällt. Er beschreibt, wie die als "ziellos"
diffamierte Sabotage der sog. Ludditen sich als Teil des Arbeitskampfes vorgewerkschaftlicher
Arbeiterorganisation erweist.
"...Der Historiker Eric Hobsbawn erinnert uns daran, daß die im 19.
Jahrhundert lebenden "Maschinenstürmer" im Gegensatz zu ihren Nachkommmen
im 20. Jahrhundert sich nicht um die abstrakte Formdes technischen Fortschritts
kümmerten. Somit waren sie in der Lage, die Veränderungen in ihrer
Gegenwartsform tatsächlich zu erfassen, also nicht als eine unvermeidbare
Entfaltung ihres Schicksals, sondern als die politische Schöpfung eines
Herrschaftssystems, die zu ihrer Vernichtung führen sollte."
-
Plant, Sadie:
nullen + einsen, Digitale Frauen und die Kultur der neuen Technologien,
Berlin Verlag, Berlin, 1998.
nullen + einsen erzählt eine Art Geheimgeschichte . Plant konstruiert
die "digitalen Frau" durch die strategische Erzählung von
einer verborgenen Traditionslinie und Aufwertung der Beteiligung von Frauen
an der Entstehung der neuen Technologien, Technowissenschaften und -kulturen.
"Sie arbeitet automatisch. Sie ist mit den Gedanken nur halb bei der Arbeit.
Von Rhythmus und Monotonie getragen, schweift sie ab, driftet ab, verliert
sich in den Buchstabenfolgen, die sie tippt, den Nummern, die sie aufschreibt,
den Zahlen, die sie abschreibt, den Codes hinter den Schlüßeln.
Mikroprozesse. Sie hört, aber hört nicht zu. Sie sieht, aber sieht
nicht hin. Mustererkennung ohne Bewußtsein. Taktile Vibrationen auf
straffen Membranen. (...) Angeschlossen an ein Subnetzwerk unwahrnehmbarer
Verknüpfungen und Leitungen, decodiert sie und codiert sie, verbindet
und trennt im Wechsel. Buchstaben in Ziffern, Wörter in Anschläge,
Stimme in Finger, Gesichter in anonyme Zeichen. (...) Da sind Tonsamples
in ihrem Ohr, Stimmen in ihrem Kopf, Gesprächsfetzen von mitgehörten
Besprechungen, Momente unbekannter, unterbrochener Leben, 'durch ihre Fingerspitzen
geleitete unsichtbare Stimmen'..."