junge Welt | Kommentar |
17.09.1999 |
Am Ende gnadenlos niedergestreckt |
Zumindest gestorben ist Horst Ludwig Meyer wie ein Revolutionär |
Seit 15 Jahren weltweit gesucht, gejagt und nun in Wien auf offener Straße erschossen: Horst Ludwig Meyer gehörte zum letzten versprengten Häuflein ehemaliger Untergrundkämpfer der Roten Armee Fraktion. Jener Gruppe, die im Frühjahr 1998 ihre Selbstauflösung bekanntgab: »Vor fast 28 Jahren, am 14. Mai 1970, entstand in einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte.« Eine Auflösung, die bereits überfällig war. Mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers waren die Koordinaten, nach denen hierzulande von ultralinks Revolution gespielt wurde, nicht mehr verifizierbar. Ganz unabhängig davon, ob das »Projekt RAF« nicht bereits von Beginn an politisches Abenteurertum war. Vielleicht hatte Horst Ludwig Meyer längst diese Einsicht und gehörte - neben seiner Begleiterin Andrea Klump, die am Mittwoch in Wien festgenommen wurde - mit zu den Verfassern der 98er Auflösungserklärung. Eine Kapitulation, die nichts mehr genutzt hat. Der Staat, ob in Wien oder in Bad Kleinen, pfeift sich was um die Kapitulation seiner Fundamentalopposition, macht keinen Burgfrieden mit den Ex-Kombattanten, er schießt. Wolfgang Grams mußte 1993 in Bad Kleinen sterben, auch er hatte längst den »bewaffneten Kampf« aufgegeben. In den Spezialabteilungen der bundesdeutschen Hochsicherheitsknäste sitzen, und das zum Teil seit 20 Jahren, noch immer acht ehemalige RAFler, die nach einer jüngsten Stellungnahme der Bundesanwaltschaft auch so lange einsitzen sollen, bis sie die Betonkrätze kriegen. Horst Ludwig Meyer wußte, was ihm blüht, wenn er seinen
Häschern in die Hände Till Meyer/AP-Foto: Peter Schaffer |
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