facts & Hintergründe zum WEF und den Salzburger Protesten

Summer of resistance - zu Salzburg

Auf dieser Seite findet ihr

eine Presseerklärung des AK Internationalismus AK Feminismus der Uni München (Doku)
eine Liste mit Mitgliedsfirmen WEF sowie
eine kurze Geschichte über das Entstehen des WEF


Alle Beiträge sind der Seite indymedia.org entnommen.

Dokumentation: Mitgliedsliste der Firmen im WEF (nur BRD)


Das WEF umfasst 1007 Mitgliedsorganisationen.Die regionale Verteilung dieser Organisationen (meist Großkonzerne) spricht eine deutliche Sprache: Wenn sich das WEF trifft, bleiben die Armen aussen vor. Hier einige Zahlen und Fakten:

Mitgliedsorganisationen nach Regionen

Europa 430
Nordamerika 262
Asien 131
Lateinamerika 75
Mittlerer Osten 45
Afrika 43
Australien/Ozeanien 22

Zu erwähnen bleibt noch, daß 33 der 43 afrikanischen Mitgliedsorganisationen aus Südafrika kommen. Ansonsten liest sich die WEF Mitgliedereliste wie ein Who is Who der multinationalen Konzerne.

Von deutscher Seite mischen mit:

ADOLF WÜRTH GMBH & CO. KG
AICHER GROUP
ASB GREENWORLD
AUDI AG
AXEL SPRINGER VERLAG AG
BABCOCK BORSIG AG
BAYERISCHE BRAUSTIFTUNG JOSEF SCHÖRGHUBER & CO. HOLDING KG
BERTELSMANN AG
BIRKART GLOBISTICS AG
CARL ZEISS
CONTINENTAL AG
DAIMLERCHRYSLER AG
DB CARGO AG
DEG - GERMAN INVESTMENT AND DEVELOPMENT COMPANY
DEUTSCHE BANK AG
DEUTSCHE BÖRSE AG
DEUTSCHE LUFTHANSA AG
DEUTSCHE POST AG
DEUTSCHE TELEKOM AG
DRESDNER BANK AG
EFE HANDELS GMBH & CO. KG
EM.TV & MERCHANDISING AG
FELIX SCHOELLER HOLDING GMBH & CO. KG
FERROSTAAL AG
FESTO AG
GEORGSMARIENHÜTTE HOLDING GMBH
GERLING GROUP
HAARMANN, HEMMELRATH & PARTNER
HEIDRICK & STRUGGLES INTERNATIONAL INC.
HELLMAN WORLDWIDE LOGISTICS GMBH & CO.KG
HENKEL KGAA
HOCHTIEF AG
HUBERT BURDA MEDIA
HYMMEN GROUP
INA WÄLZLAGER SCHAEFFLER OHG
KLINGE STIFTUNG UND CO. HOLDING KG
KPMG GERMANY
LANDESBANK RHEINLAND-PFALZ
LFA FÖRDERBANK BAYERN
MARQUARD & BAHLS AG
MRH MINERALOEL-ROHSTOFF-HANDEL GMBH
MUE-LI AG
OBO BETTERMANN GMBH & CO.
RHEINMETALL AG
ROBERT BOSCH GMBH
ROLAND BERGER & PARTNERS INTERNATIONAL MANAGEMENT CONSULTANTS GMBH
RUHRGAS AG
SAP AG
SIEMENS AG
SIXT AG
STEIGENBERGER HOTELS AG
STO AG
TENGELMANN GRUPPE
THYSSEN KRUPP AG
VEREINS- UND WESTBANK AG
VOLKSWAGEN AG
VTG-LEHNKERING AG
WEBASTO AG FAHRZEUGTECHNIK
WESTDEUTSCHE LANDESBANK GIROZENTRALE (WESTLB)
WILHELM E.H. BIESTERFELD
WÜRTTEMBERGISCHE HYPOTHEKENBANK AG
ZF FRIEDRICHSHAFEN AG

Presseerklärung des AK Internationalismus und des AK Feminismus im AStA der Uni München

1. Juli in Salzburg: Demonstration trotz Verbot Massive Einschränkung der Demonstrations- und Bewegungsfreiheit Österreichische Polizei kesselt DemonstrantInnen über 6 Stunden lang ein Anlässlich des Weltwirtschaftsforums am 1. Juli 2001 in Salzburg hält die österreichische Polizei knapp 1000 GipfelgegnerInnen zum Teil mehr als 6 Stunden in einem Kessel fest. Zahlreiche GlobalisierungsgegnerInnen wurden aus Österreich ausgewiesen, bzw. in Deutschland an der Ausreise gehindert und mit Meldeauflagen versehen. Der AK Internationalismus und der AK Feminismus des AStA der Uni München protestieren gegen die Einschränkungen demokratischer Grundrechte wie Reise-, Bewegungs- und Demonstrationsfreiheit. Trotz Demonstrationsverbots zogen am 1. Juli mehrere Tausend Menschen durch die Salzburger Innenstadt, um gegen das Europatreffen des World Economic Forum zu protestieren. Die österreichische und deutsche Polizei hatte massive Vorkehrungen getroffen, um die GegnerInnen der kapitalistischen Globalisierung an der Bekundung ihres Protests zu hindern. Allein aus München wurde zwei Personen für die Dauer von einer Woche eine Meldepflicht bei der Polizei auferlegt und der Personalausweis eingezogen. Einige andere wurden während der Fahrt nach Salzburg von der Polizei zurückgeschickt bzw. an der Grenze für mehrere Stunden in Gewahrsam genommen. In Salzburg hatten 5 000 PolizistInnen die Innenstadt in eine Festung verwandelt. Am Nachmittag formierte sich ein Demonstrationszug von der genehmigten Kundgebung am Bahnhofsplatz zu den Absperrungen um das Tagungszentrum des WEF. Die Zusammensetzung der Demo war international und umfasste ein breites politisches Spektrum. Schließlich wurde die Demo ohne jegliche Vorwarnung oder Aufforderung seitens der Polizei einer Seitenstrasse eingekesselt. Die Einkesselung dauerte von 17 Uhr bis 23:30 Uhr. Entgegen anderslautender Pressemeldungen befanden sich in dem Kessel nicht etwa nur 300, sondern ca. 1000 Personen. Es handelte sich dabei auch nicht nur um sogenannte "jugendliche Gewalttäter", sondern um Mitglieder verschiedenster politischer Strömungen: Gewerkschaften, KPÖ, Linkswende, türkisch/kurdische Organisationen, antirassistische und internationalistische Gruppen und Autonome, darunter auch ältere Menschen und Kinder. Während der ganzen Zeit gab es für die Eingekesselten nichts zu Essen, zu Trinken und keine Möglichkeit auf die Toilette zu gehen. Die Sanitätsgruppe musste mehrere Menschen behandeln, die Schwächeanfälle erlitten hatten. Die Aufforderung der Polizei sich einzeln kontrollieren und erkennungsdienstlich behandeln zu lassen wurde geschlossen verweigert. Bei dem Versuch die Eingekesselten gewaltsam abzuführen setzte die Polizei Schlagstöcke und CS-Gas ein, mehrere Menschen erlitten Verletzungen. Nach mehreren uneingelösten Zusagen auf freien Abzug durften die Eingeschlossenen schließlich den Kessel in kleinen Grüppchen verlassen, wobei sie einzeln abgefilmt wurden. Mehrere Personen, darunter auffallend viele MigrantInnen, wurden herausgegriffen und festgenommen. Der AK Internationalismus und der AK Feminismus im AStA der Uni München protestieren gegen die Freiheitsberaubung an GegnerInnen des neoliberalen Kapitalismus, gegen die Einschränkung der Demonstrations- und Bewegungsfreiheit und erklärt sich solidarisch mit denjenigen, die trotz Repressalien von ihren Grundrechten Gebrauch gemacht haben. Weiterhin kritisieren der AK Internationalismus und der AK Feminismus die übliche Berichterstattung in der Presse, die bei Protesten gegen internationale Wirtschaftsgipfel ein verzerrtes Bild von zielloser Gewalt zeichnet, und die legitime Kritik am neoliberalen Kapitalismus konsequent ausblendet. Damit wird in der Öffentlichkeit ein Klima der Akzeptanz für die zunehmende Beschneidung von Grundrechten geschaffen und der Kriminalisierung systemkritischer Stimmen Vorschub geleitstet.

München, den 2.7.2001
Arbeitskreis Internationalismus und Arbeitskreis Feminismus im AStA der Uni München

Was ist das WEF [World Economic Forum]?


Das WEF wurde 1971 vom findigen Betriebswirtschaftsprofessor Klaus Schwab gegründet, wobei es zunächst "European Management Symposium" hieß. Erst 1987 erfolgte die Umbennung in "World Economic Forum". Anfangs sollte das Symposium als Plattform für Topmanager aus ganz Europa dienen. Nach dem Erdölschock und der Flexibilisierung des Wechselkurssystems wurde das Treffen in Davos neu ausgerichtet. Ziel war nun auch direkt in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und "soziale Probleme" einzugreifen. Neben den jährlichen Treffen, die offiziell "privat" sind, kamen immer mehr regionale Konferenzen in aller Welt hinzu. 1982 fand beim jährlichen Treffen in Davos erstmals eine inoffizielle (geheime) Zusammenkunft mit Politikern und Köpfen anderer großer Organisationen, wie etwa IWF, Weltbank und WTO statt. Heute nehmen an den Treffen etwa 1000 Personen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft teil. Das WEF spielt eigenen Aussagen zufolge eine führende Rolle bei der Globalisierung.

Nach wie vor sind diese Gipfel als "Privattreffen" deklariert, die Registrierung dafür kostet jeweils mehrere Zehntausend Dollar. Die einzelnen Teilnehmer haben sich ein eigenes weltweites Kommunikations-Netz aufgebaut. So sind sie etwa durch ein Videokonferenzsystem [WELCOM] miteinander verbunden, welches es ihnen ermöglicht, sich sehr kurzfritig miteinander in Verbindung zu setzen, um etwa neue Allianzen zu bilden oder Probleme zu erörtern.

Seit 1994 gibt das WEF zusammen mit dem Lausanner Managementinstitut IMD einen sogenannten World Competitiveness Report heraus, welcher OECD- und Entwicklungsländer aufgrund ihrer Wettbewerbsfähigkeit einstuft. Dem WEF zufolge ist damit ein "institutioneller und politischer Rahmen zur Förderung eines anhaltend raschen Wirtschftswachstums, und zwar vorausblickend über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren" gemeint. Also niedrige Steuern und geringe Sozialausgaben.

Die etwa 1000 Mitgliedsorganisationen des WEF sind zum großen Teil transnationale Konzerne, mit Milliardenumsätzen aus allen Bereichen. So sind einige Mitglieder etwa Banken (Deutsche Bank, Citibank, Chase Manhattan, diverse deutsche Landesbanken usw.), Autokonzerne (DaimlerChrysler, VW (Gerhard Schröders Konzern), Audi, Ford, General Motors,...), Ölkonzerne [Exxon, Shell,...), Agrarkonzerne (Monsanto, Cargill,....), Telekommunikations-, Medien- und IT-Konzerne (Axel Springer, Bertelsmann, Microsoft, AT&T, AOL-Time Warner, Viacom.... ), Pharmakonzerne (Pfizer, DuPont,...), Drogenkonzerne (Philip Morris, British American Tobacco,...), Privatisierte Staatsunternehmen (Deutsche Post, Deutsche Telekom, Deutsche Bahn,...) und und und.... Spätestens ab hier muß die Frage der unkritischen Medienberichterstattung nicht mehr weiter behandelt werden.

Der Politologe Samuel Huntington der Mitglied der neoliberalen Trilateral Commission- Denkfabrik ist, prahlt etwa: "Davos people control virtually all international institutions, many of the world's governments and the bulk of the world's economic and military capabilities".

Und tatsächlich scheinen sie die Weltgeschichte gehörig zu beeinflussen. So schreibt etwa die Tageszeitung "Salzburger Nachrichten": " Das World Economic Forum hat vor allem bei seinen Jahrestreffen Geschichte geschrieben: 1987 hielt Hans-Dietrich Genscher, damals deutscher Außenminister, in Davos seine legendäre Rede "Geben wir Gorbatschow eine Chance": Sie markiert das Anfang vom Ende des Kalten Krieges.
1990 traf der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl in Davos DDR-Ministerprä-sident Hans Modrow. 1992 begegneten dort einander Nelson Mandela und Frederik de Klerk."


Beim Treffen in Salzburg werden etwa 600 Teilnehmer erwartet. Es ist das erste gesamteuropäische Treffen, die Jahre zuvor lief die Regionalkonferenz unter dem Titel "Central- and Eastern European Summit". Offizielle Themen sind EU-Osterweiterung und Osteuropa allgemein als Schwerpunkte, Wettberwerbsfähigkeit, Biotechnologie, IT-Sektor, E-Commerce, Sicherheit (!) und Stabilität in Europa, weitere Privatisierungen, Sozialabbau und mehr. "Die abschließende Plenarsitzung um 15.30 Uhr wagt den Blick in die Zukunft mit der Frage "How will Europa look next year?" (Presseagentur ots) Zuvor gibt es noch ein bisher geheimes WEF-Treffen in Crans Montana vom 28.6.2001 bis zum 1.7.2001.

Für die ÖVP/FPÖ - Regierung in Östrerreich bedeutet das Zusammentreffen mit den "global leaders" wieder einmal mehr ein Stück "Normalität".