"Piazza Carlo Giuliani"
Über 200 Menschen bei Kundgebung und Platzumbenennung in Göttingen
Über 200 Menschen haben
sich am Samstag Abend in Göttingen an einer Kundgebung zum ersten
Todestag des italienischen Demonstranten Carlo Giuliani beteiligt. Carlo
Giuliani wurde während der militanten Massenproteste gegen das G8-Treffen
in Genua am 20. Juli 2001 von der Polizei erschossen.
In Redebeiträgen und während
einer Dia-Show ließen die VeranstalterInnen die Ereignisse des letzten
Jahres Revue passieren. Kritisch auseinandergesetzt wurde sich hierbei
auch mit den Möglichkeiten und Grenzen der Antiglobalisierungsbewegung
und insbesondere der Rolle des "black bloc". "So wie sich
die Bewegung bis Genua dargestellt hat, besteht sie offensichtlich nicht
weiter. Auf die Fragen der inhaltlichen Widersprüche, der Militanz
und massiven staatlichen Repression bedarf es Antworten für die Zukunft",
erklärte eine Sprecherin der Autonomen Antifa [M]. Die Gruppe hatte
unter dem Motto "Lotta continua - Der Kampf geht weiter! Antikapitalistischen
Widerstand globalisieren!" zur Kundgebung aufgerufen.
Den Höhepunkt und Abschluss
der Veranstaltung bildete die Umbenennung des Göttinger Bahnhofsplatzes
in "Piazza Carlo Giuliani". "Die Bereitschaft des
bürgerlichen Staates gegenüber seinen unliebsamen KritikerInnen
in offen Terror umzuschlagen, gilt es ins öffentliche Bewusstsein
zu rücken. (...) Mit der heutigen Umbenennung des Bahnhofsplatzes
in Piazza Carlo Giuliani nehmen wir uns die Öffentlichkeit innerhalb
derer sich Bewusstsein weiterentwickeln soll." erläuterte
eine Rednerin die Aktion. Noch am Sonntag Morgen hing ein an der Bahnhofs-Pergula
gehisstes großer Transparent. Während der Kundgebung plakatierten
TeilnehmerInnen den neuen Namen um den Platz. Bereits in der Nacht zum
Freitag hatten Unbekannte zahlreiche Straßenschilder in der Göttinger
Innenstadt mit dem Schriftzug "Via Carlo Giuliani" überklebt.
Die Kundgebung und Platzumbenennung
in Göttingen stand im Zusammenhang europaweiter Aktionen zum Genua-Jahrestag.
Allein in Genua demonstrierten gestern 100.000 Menschen. Mittels einer
Telefonschaltung ließen sich die Göttinger KundgebungsteilnehmerInnen
direkt aus Genua berichten und sandten solidarische Grüße an
die AktivistInnen in Italien.
Eine Sprecherin der Autonomen
Antifa [M] bewertete die Kundgebung als vollen Erfolg: "Wir
wollen die Diskussionen um die Erfahrungen und Perspektiven der Antiglobalisierungsbewegung
neu beleben. Die relativ große Resonanz ist dafür ein gutes
Zeichen." Für den Spätherbst 2002 kündigte
die Göttinger Antifagruppe eine Beteiligung an den Mobilisierungen
gegen die NATO-Tagung in Prag und den EU-Gipfel in Kopenhagen an.
Mit antifaschistischen Grüßen
Autonome Antifa [M]
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