Presseerklärung vom 02.10.1998
Polizei verzichtet auf Angriffe!
Über 500 AntifaschistInnen haben in Göttingen heute unter dem Motto "Solidarisch kämpfen! - Dem rechten Vormarsch entgegentreten!" demonstriert. Bereits traditionell finden am 2. Oktober, am Vortag der nationalistischen "Einheitsfeiern", in Göttingen antifaschistische Demonstrationen statt. In diesem Jahr stand die "Innere Sicherheit" und Ausgrenzung von Minderheiten im Vordergrund. Zuvor fand auf dem Marktplatz ein antifaschistischer Kulturtag statt. Als besonders erfolgreich ist zu bewerten, daß es sich heute um die erste antifaschistische Demo in Göttingen seit zwei Jahren handelte, die nicht von der Polizei angegriffen wurde.
Das Ausbleiben von Polizeigewalt führt die Autonome Antifa (M) auf die zuvor erfolgte massive Öffentlichkeitsarbeit zurück. Im Vorfeld hatten sich Land- und Bundestagsabgeordnete von PDS und Grünen gegen Polizeigewalt und die Eskalationsstrategie der Göttinger Polizei ausgesprochen. Auf der heutigen Demonstration beobachteten namhafte Göttinger Bürgerinnen und Bürger den Polizeieinsatz. Daß sich die Polizei heute zurückhielt, beweist erneut, daß es der Staatsschutz nicht leiden kann, wenn ihm jemand auf die Finger guckt. Eine Sprecherin der Autonomen Antifa (M) äußerte zum Polizeiverhalten: "Es ist ein Erfolg, daß sich die Polizei heute auf die Verkehrsregelung beschränken mußte. Eigentlich wäre dies ihre Aufgabe bei jeder Demo. Der Regelfall sind jedoch Angriffe, Knochenbrüche und Platzwunden. Nur unter großen öffentlichem Druck scheinen Demonstrationen wie heute erfolgreich durchgeführt werden können."
Der antifaschistische Kulturtag mußte aufgrund des schlechten Wetters mit stark eingeschränkten Programm stattfinden. Besonderen Anklang fand dennoch die Wurfbude der Antifa Jungendfront und der Auftritt von HipHop-DJs. Inhaltlich drehten sich sowohl der Kulturtag als auch die Demonstration um die Verdrängung von Menschen, die nicht in die angestrebten Konsummeilen in den umstrukturierten Innenstädten passen. Mit den Instrumentarien der "Inneren Sicherheit" werden Obdachlose, DrogenbenutzerInnen, MigrantInnen und "auffällige" Jugendliche gezielt vertrieben und kriminalisiert.
Solidarisch miteinander gegen Sozialabbau und "Innere Sicherheit" wurde der Tag gestaltet. "Wir haben heute gezeigt, daß es für uns am morgigen Tag keinen Grund zum Feiern geben wird. Wir werden kämpfen für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Unterdrückung, auch wenn Deutschlands Polit- und Wirtschaftsprominenz genau darauf morgen anstoßen wird.", so die Sprecherin der Autonomen Antifa (M).