Stellungnahme der Gruppe Mila26 zu den Ereignissen auf der Antifa-Demonstration am 31.01.04 in Hamburg

 

Am 31. Januar demonstrierten Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet in Hamburg gegen die Wehrmachtsausstellung. Ein breites Bündnis mobilisierte zwischen 3500 – 5000 Menschen zu einer Gegendemonstration und weiteren Aktionen. Zu Beginn der antifaschistischen Demonstration kam es aus der Demo heraus zu Übergriffen auf andere Demonstrationsteilnehmer. Dabei wurde versucht, Personen der Gruppe KP-Berlin ihr Transparent mit der Aufschrift „Deutschland denken heißt Auschwitz denken“ zu entwenden. Mit dem Auftauchen einiger Israel- und Union-Jack – Fahnen eskalierte die Situation völlig. Da sich Personen aus Erfurt mit den Angegriffenen solidarisierten, können diese die schon mehrfach geschilderte Situation bestätigen, nach der unter „Intifada,Intifada“ und „Sharon ist – ein Mörder und Faschist“- Rufen die TrägerInnen der Israel-Fahnen angegriffen wurden. Die Fahnen wurden zerrissen und in den Dreck geworfen. Als die Bullen die Angegriffenen als „Störer“ identifizierten und aus der Demo herausholten hielt es auch niemand für nötig, diesen Angriff abzuwehren. Einem Antifaschisten aus Erfurt wurde in dem darauf folgenden Kessel völlig unvermittelt mit einem Schlagstock die Brille zerschlagen. Die Demonstration schien offentsichtlich froh, die unliebsamen Teilnehmer los zu sein und widmete sich wieder dem weitaus unverfänglicheren Tagesgeschehen. Von den Gruppen, welche die Demonstration vorbereitet und mitgetragen haben,  ist leider keine Positionierung zu den Vorfällen erfolgt – was immer noch angebracht wäre.

 

Betrachtet man den verlogenen Kompromiss, dem Streit um die vieldiskutierten Nationalfahnen durch ein Totalverbot aus dem Weg zu gehen, ist es erfreulich, dass einzelne Gruppen dennoch versuchten durch das Mitführen von Israelfahnen eindeutige antifaschistische Akzente zu setzen. Dem selbstverständlich anstehenden Konflikt aus dem Wege zu gehen war möglicherweise das Anliegen der vorbereitenden Gruppen. Für uns jedoch ist die Solidarität mit Israel eine Voraussetzung für eine antifaschistische Positionierung. Dieser Notwendigkeit aus dem Weg zu gehen und auf solch einer Demonstration eben keine Pro-Israel Position zu vertreten würde heißen, sich einer Sichtweise zu beugen, für die eine Solidarität mit dem Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden und seiner Selbstverteidigung eben keine Selbstverständlichkeit darstellt. Wie die Reaktion zahlreicher Demonstrationsteilnehmer zeigte, war der bewusste Verstoss gegen den „Fahnen-Kompromiss“ durchaus notwendig. Solange die Teilnahme von Antisemiten und Intifada – Freunden auf Antifa-Demonstrationen geduldet wird und dem durch eine eindeutige Positionierung für Israel nichts entgegen gesetzt wird, ist jeder Kompromiss fehl am Platze.

 

Für eine israelsolidarische, antifaschistische Linke!

 

15. Februar 2004 

Mila26 (Erfurt)

 




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