Aktionsaufruf zur UN-Biodiversitätskonferenz (COP/MOP)
im Mai in BonnZerstörung von Natur und biologischer Vielfalt
und
Wer darf diese wichtige Ressource Wie nutzen ?
⇒ 190 Staaten verhandeln dazu in Bonn
Die deutsche Regierung nennt die Verhandlungen „Naturschutzkonferenz” und lenkt so von den eigentlichen Inhalten ab. Unter dem Deckmäntelchen des Naturschutzes wird die Biodiversitätskonvention zunehmend genutzt, um die Kommerzialisierung und Privatisierung von Natur, von genetischen Ressourcen und dem dazugehörigen traditionellen Wissen der (indigenen) Bevölkerung in den biodiversitätsreichen Staaten voranzutreiben. Das ist vor allem im Interesse von transnationalen Biotech-, Pharma-, und Saatgut-Konzernen – den modernen Biopiraten. Sie setzen ihre technologische und finanzielle Überlegenheit ein, um die „grüne Schatztruhe” Biodiversität - die zentrale Ressource für das Biotech- und Nano-Zeitalter - zu kontrollieren und auszubeuten.. Auch so heiße Themen wie Terminator-Saatgut, transgene Bäume und die sogenannten „Bio-”Kraftstoffe (auch Agro-Sprit genannt) stehen auf der Tagesordnung, weil das multinationale Agrobusiness deren Einführung und Anbaumassiv vorantreibt.
Der Verlust, d.h. die massive Zerstörung, von biologischer Vielfalt und Natur muss gestoppt werden, denn mit der Zerstörung der biologischen Vielfalt wird die Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen zerstört, und damit die weltweite Nahrungsmittelproduktion und –versorgung gefährdet. Eine Naturschutzpolitik, die biologische Vielfalt innerhalb privatisierter Inseln – in Biosphärenreservaten, Schutzgebieten oder Genbanken – erhält, ist aber keine Antwort auf die realen Ursachen der Natur- und Klimazerstörung. Und auch keine Antwort auf den Hunger in der Welt. Sie dient den Interessen großer Konzerne und der politischen Legitimation der kapitalistischen Ausbeutung von Natur, um mit dem üblichen zerstörerischen und ausbeuterischen „business as usual” weitermachen zu können. Wir wollen keine „naturschützerische Imagepflege”.
Weltweit kämpfen viele bäuerIiche Betriebe, Bauernfamilien, GärtnerInnen, Indigene, Hirten, FischerInnen und AktivistInnen gegen Konzerninteressen, für ihr eigenes Überleben und um den dafür nötigen Erhalt von Wäldern, Gewässern und von biologischer Vielfalt in ihren Regionen.
Ihre Kämpfe unterstützen wir solidarisch. Biologische Vielfalt entsteht und besteht nur im Zusammenspiel mit kultureller Vielfalt. Sie muss gelebt werden: auf den Feldern, im Stall und auf den Tellern.
Mit unseren Protesten wehren wir uns gegen die Kontrolle unserer Ernährung und auch unserer Gesundheitsversorgung durch Agrar-, Pharma- und Nahrungsmittelkonzerne.
Wir fordern:
- die Abschaffung geistiger Eigentumsrechte auf Leben, wie Patente, Sortenschutzrechte u.a.;
- die volle Anerkennung und Stärkung der Rechte von indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinschaften sowie ihre Beteiligung an jeglicher Entscheidungsfindung im Rahmen der CBD;
- Die großen Zerstörer der biologischen Vielfalt und Natur, z.B. die industrialisierte Landwirtschaft, Minen- und Holzkonzerne, müssen gestoppt und zur Verantwortung gezogen werden – und zwar nicht durch freiwillige Absichtserklärungen;
- weitgehende Agrar- und Handelsreformen in Richtung Ernährungssouveränität.
Setzt euch mit uns für einen sozial-ökologischen Umweltschutz ein, zum Wohle der lokalen, ländlichen Bevölkerung und der Natur!
Bisheriges Programm, Stand 24.4.08
Vom Sa. 17. bis Mo. 19. Mai zentrale Aktionstage zur COP 9 in Bonn!Bisher geplante Aktionen:
15. Mai, 18:00 Informationsveranstaltung im Oscar-Romero-Haus (Heerstr. 205): ”COP/MOP – Wem gehört die Natur?”
17. Mai, 9:30 im Garten des Oscar Romero Haus: Treffpunkt für eine Aktion an dem selben Morgen zu Patenten, GMOs und Saatgut
18. Mai, 10:00 im Garten des Oscar Romero Haus: Treffpunkt für eine Aktion an dem selben Tag zu Agrofuels/Biosprit
18. Mai, 18:00 Film- und Informationsveranstaltung im Kult 41 (Hochstadenring 41): Kontamination mit transgenem Mais in Spanien
19. Mai, 8:30 vor dem Hotel Martim Präsenz zeigen und Meinung sagen zur Eröffnung der COP9
19. Mai, 14:30 auf dem Münsterplatz: Demotreffpunkt zum Thema Privatisierung von Saatgut und Biopiraterie, 16:30 Münsterplatz: Mystica und ”Saatgut-Rückgabe” an Gäste aus den Ländern des Südens
22. Mai Überraschungsaktion zum Tag der biologischen Vielfalt
23. Mai, Traditionelles Wissen und Biopiraterie-Aktion vor dem Maritim
28.- 30. Mai: Tage der Entscheidungen bei der COP9 (high level segment) ⇒ aufgepaßt: spontane Aktionen
Aktuelles und mehr Infos unter: http://biotech.indymedia.org/oder ab dem 8. Mai, Tel: 0151-51 80 69 45
La Via Campesina
International peasant movementMovimiento campesino internacionalMouvement paysan internationalsecretaria operativa/operative secretariat:Jln. Mampang Prapatan XIV no 5 Jakarta Selatan, Jakarta 12790 IndonesiaTel/fax: +62-21-7991890/+62-21-7993426 Email: viacampesinaviacampesina.orgAufruf zu Aktionen vom 17. bis 19. Mai während der CBD[1] in Bonn
Bäuerliche Landwirtschaft erhält Artenvielfalt und vermindert Klimawandel!
Nein zur Privatisierung der Natur!
Die multinationalen Konzerne behaupten über magische Lösungen gegen Klimawandel, Zerstörung der Biodiversität und Energiekrise zu verfügen, die es ihnen erlauben, weiterhin ungestört ihre Geschäfte zu machen. Sie schlagen eine ganze Reihe von Zauber-Technologien vor, wie GVO-Pflanzen und -Bäume, synthetische Gene, Nanotechnologie, Terminator, Transcontainer, Agrotreibstoffe und "Co2-Fallen", mit denen sie die Umweltkrisen lösen wollen. Hinter diesem paternalistischen Diskurs steckt die Gier, alle Ressourcen der Erde beherrschen zu wollen: Land, Wasser, Meere, Saatgut, Gene, Wissen und demnächst sogar die Luft, die wir atmen.
Die Konvention für Biologische Vielfalt (CBD) und andere internationale Umweltverträge bieten im Namen des Umweltschutzes einen Rechtsrahmen für diesen globalen Raubzug. So dienen etwa GVOs, Terminator und Hybridsaaten dem Ziel, geistige Eigentumsrechte für Saatgut zu schaffen, welches indigene und bäuerliche Gemeinschaften seit Jahrtausenden gezüchtet, verbessert und erhalten haben, ohne es zur Ware zu machen.
Die von der Industrie entwickelten Technologien tragen zur Erderwärmung bei, zerstören die Biodiversität und vertreiben die Landbevölkerung. Industrielles Saatgut verschärft Umwelt- und soziale Krisen, weil es an industrielle Landwirtschaft und den Raub natürlicher Ressourcen gebunden ist.
Wir von Via Campesina betonen, dass, im Gegensatz zu diesem zerstörerischen Modell, Bäuerinnen und Bauern weltweit ihre eigenen Antworten auf die Umweltkrisen haben: ökologische Produktionsformen kühlen das Klima, weil sie Kohlenstoff im Boden binden; bäuerliches Saatgut benötigt keine energiefressenden Dünger und passt sich an den Klimawandel an; lokale Märkte vermeiden weite Transporte, CO2-Emmissionen und Erdölverschwendung.
Deshalb muss die Zerstörung ländlicher Gemeinschaften dringend beendet, Ernährungs-Souveränität und bäuerliche Rechte müssen respektiert werden. Wir fordern das Ende der Privatisierungen, die Rückgabe landwirtschaftlicher Ressourcen und die Regulierung der Märkte!
Wir rufen dazu auf, sich vom 17. bis 19. Mai in Bonn zu treffen, um den Piraten Einhalt zu gebieten. Wir verteidigen die Vielfalt unserer Kulturen und unsere kollektiven Nutzungsrechte gegen private Aneignung bunt, laut und mit Musik.