WTO kills people ...
In den ersten Protesten gegen die fünfte WTO-Ministerkonferenz, welche am 10. September im mexikanischen Badeort Cancún begonnen hat, wird eine neue Allianz von Bauern- und indigenen Organisationen manifest. Am "Campesino- und Indígena-Forum", das die internationale Bauernkoalition "Via Campesina" organisierte, nahmen viele indigene Organisationen teil. Auch einige hundert Zapatistas reisten an die Proteste nach Cancún. In der Grussbotschaft der aufständigen Indígenas aus Chiapas werden auch interne Widersprüche angesprochen. Die zapatistische Comandanta Esther betonte, dass nicht nur die "Neoliberalen" die Rechte der Frauen verletzten, sondern auch viele Männer, "die gegen den Neoliberalismus kämpfen und sich als Revolutionäre bezeichnen, sich aber zuhause aufführen wie Bush".
Diese Basisbewegungen und viele Anti-Globalisierungsgruppen aus aller Welt kritisieren stark die Haltung vieler NGO's, welche an der WTO-Konferenz teilnehmen und immer noch auf die Reformierbarkeit der WTO setzen. Die Basisbewegungen hingegen sehen in der WTO die "Globalisierung des Todes, dieser Maschine, welche Blut frisst und Dollars scheisst", wie Subcomandante Marcos sagt. Gestern ging diese radikale Allianz aus Bauern, Indigenen und städtischen Anti-Globalisierungsgruppen ersmals geschlossen auf die Straße.
Verzweiflung, Wut und Widerstand
Die Verzweiflung und die wilde Entschlossenheit vieler Bauern- und Indígena-Organisationen wird in diesen Tagen in Cancún sichtbar. Viele Delegierte konnten den Weg ins karibische Ferienparadies aus finanziellen Gründen nicht antreten oder mussten an der Grenze zu Mittelamerika umkehren, da die mexikanischen Behörden in diesen Tagen Wucherpreise von bis zu 100 Dollar für ein Visum verlangen. Doch über 10'000 WTO-GegnerInnen schafften es und gestern Mittwoch fand die erste große Demonstration statt. Unter der Führung von "Via Campesina" hatte der festliche Demonstrationszug zum Ziel, friedlich in die rote Zone vorzustossen. Angeführt wurde er von einer Delegation von 150 südkoreanischen Bauern, welche in einem Sarg symbolisch die Reste der WTO mitführten.
An den Absperrungen kilometerweit vom Tagungsort entfernt scheiterten jedoch die Verhandlungen mit den Behörden und die Bauern und Bäuerinnen begannen, die Gitter zu durchbrechen. Die Auseinandersetzungen begannen nach dem Suizid des südkoreanischen Bauernführers Lee Kyan Hae, der sich an der Spitze der Demonstration auf einer Absperrung stehend mit einem Messer aus Protest gegen die WTO umbrachte. Ein Sprecher der südkoreanischen Bauernoganisation sagte, sie seien stolz auf das Opfer, das Lee gebracht habe: "Dies ist einer der wenigen Wege, welche uns offengelassen werden. Die WTO bringt uns und unseren Bauernfamilien den Tod. Es ist fast unmöglich, als Bauern zu überleben. Sein Tod ist eine Botschaft, ein symbolischer Akt, der dies ausdrückt."
Die Bauern und Bäuerinnen, die Indígenas und die GlobalisierungsgegnerInnen aller Couleur fordern gemeinsam, dass die WTO die Landwirtschaft, aber auch andere Bereiche wie Gesundheits- und Schulwesen, nicht weiter liberalisiert. Der lautstarke und kompromisslose Protest in Cancún und weltweit macht klar, dass die Deregulierungen - nicht nur durch die WTO - die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen und viele mit dem Mut der Verzweiflung um ihr Überleben kämpfen. Die WTO gehört abgeschafft!
• kill the WTO!
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