Die Fahrradkarawanen aus Dresden und Berlin sind in Magdeburg angekommen, und nutzen den freien Tag, sich zusammenzufinden , zur Erholung, zur Nachbereitung des Geschehenen und zur Vorbereitung des Kommenden.
In Berlin kamen bei strahlendem Sonnenschein ca 100 RadlerInnen zu einer Critikal mass um 13 Uhr am Brandenburger Tor zusammen, mit der die Karawane ihre erste Etappe nach Potsdam startete. Critical mass ist eine verkehrsberuhigende Maßnahme und heißt, daß soviel Masse an RadfahrerInnen zusammenkommt, daß sie das Bild und die Geschwindigkeit des Verkehrs bestimmen können. Anfangs verlief alles ganz friedlich, doch ab Kuhdamm sammelten sich immer mehr grüngekleidete Leute mit weiß-grünen Motorrädern und vergitterten Kleinbussen um die Radlerguppe, versuchten ihnen Vorschriften zu machen und zwangen ihnen ein Katz und Maus-Spiel durch Charlottenburg auf und sorgten für Zerstreuung. Schließlich nahmen sie ca 10 RadlerInnen gefangen und setzten sie in abgelegenen Gebieten von Berlin wieder aus.
Die ca 15 Karawanenleute, die nach Potsdam wollten, trafen am Grunewaldsee wieder zusammen, um wie vorgesehen zu pickniken, doch von der Critical mass Begleitung war kaum noch jemand da und das war schon schade.
Der Rest der Fahrt über Brandenburg nach Magdeburg lief ohne Polizei und ohne Politik, meist auf kleinen Straßen, aber mit viel Natur und wunderbarem Wetter.
Der Dresdener Zweig (ca 30 ) hatte dagegen fast immer Polizeibegleitung, jedoch friedlich. Auch die RTS oder besser Spontandemo am Sonntag verlief ohne Auseinandersetzung. Am Montag gab es in Halle zusammen mit Leuten von der Karawane "Kein Mensch ist illegal" der Flüchtlinge und Immigranten eine Demo mit anschließendem Fest.
Dienstag war für beide Zweige ein reiner Fahrtag mit langen Strecken von ca 90 km. Auch die Fahrt nach Braunschweig morgen wird lang, trotzdem wird es noch kleinere Aktivitäten geben (im SBZ ab ca 18 Uhr). Da einige Teilnehmer wieder zurückmußten, werden wir 35-40 sein, doch ab Braunschweig und besonders ab Hannover haben sich weitere Mitfahrer angekündigt.
Kontakttelefon:0170/3418814
PS:
Achtung!Aus technischen Gründen hab ich die mails von Sonntag bis Mittwoch verloren, wichtige Nachrichten bitte wiederholen !
Jobst
Am Donnerstagmorgen gelang uns eine ganz besondere Leistung: Wir (41 Leute) schafften es noch vor 10 Uhr loszufahren (Wecken um 7!!!). Das war auch nötig, weil die Strecke ca 90 Km lang war und in Braunschweig um 18 Uhr eine Fahrraddemo angesagt war und wir ja auch noch Pausen zum Essen, Trinken und Baden haben wollten. Ziemlich bald schon meldeten sich Polizisten, die uns unbedingt begleiten und absichern wollten. Sie waren aber recht kooperativ und gaben uns gute Ratschläge über den Straßenzustand und zeigten uns auch einen kleinen netten See für die Hauptpause. Die Landschaft durch die sie uns führten war sehr schön, aber bergig und so kamen wir doch etwas später. Dazu kam noch ein kleiner Unfall, ein Sturz bei dem sich eine Mitfahrerin einen Finger brach.
So musste die Demo etwas auf uns warten, ging dann aber mit zusammen ca 100 TeilnehmerInnnen gut los. Hier kamen auch noch weitere MitfahrerInnen für die Karawane dazu. Es gab eine Kundgebung und ein Theaterspiel in der Innenstadt. Dann gings zu einem Fest / Konzert mit drei Lokalmatadoren (z.B. eine klasse Schülerband) auf der Braunschweiger Wagenburg, sehr schön gelegen übrigens.
Am nächsten Tag sollte es dann nach Hannover gehen, allerdings wurde die Abfahrt durch verschiedene Gegebenheiten verzögert. Zum einen lag dies an der ganz natürlichen Trägheit der Masse, zum anderen an der Braunschweiger Polizei, die die Karawane beim Losfahren schikanierte, indem sie verlangte, auf dem Radweg zu fahren, bei 50 RadlerInnen absurd und auch nicht nach STVO (Bei Gruppen ab 16 Radlerinnen ist erlaubt nebeneinander auf der Straße zu fahren). Es stellte sich auch noch raus, daß es sich nur um einen Fußweg handelte.
Ohne Vorwarnung wurden RadlerInnen, die sich nicht an diese an den Haaren herbeigezogenen Forderungen hielten, von den Rädern gestoßen. Mit einer unglaublichen Brutalität und Überheblichkeit, die auch anwesende PassantInnen schockierte und empörte (und nicht nur die !) wurde polizeiliche Gewalt ausgeübt. 2 Menschen wurden brutal mitgenommen und erkennungsdienstlich behandelt. Es dauerte über eine Stunde, bis sie wieder rausgelassen wurden und wir mit deutlich gedrückter Stimmung und auch mit deutlicher Verspätung an die Stadtgrenze geleitet wurden.
Zum Glück wurde die Stimmung insgesamt wieder recht beschwingt, auch wenn keine Zeit für längere Pausen, z.B. zum Baden, waren.
In Hannover wurden wir an der Stadtgrenze sehr herzlich von einigen HannoveranerInnen mit Trecker empfangen. Nach einer warmen Mahlzeit gab es dann Freiluftkino mit drei sehenswerten Filmen zur EXPO 2000. Zb der Bewerbungsfilm Deutschlands als Standort für die EXPO, der mitlerweile etwa 10 Jahre alt ist. Ein wirklich sehr deutliches Dokument, in dem Deutschland als kulturell führende, technisch fortschrittliche und erfahrene Nation präsentiert wurde, geeignet zur Austragung der Weltausstellung zum Thema "Mensch, Natur und Technik". Ein weiterer Film legte in Interviews mit führenden EXPO Ausstellern/Organisatoren nahe, dass globle Lösungsansätze stets an die herrschenden Verhältnisse anknüpfen und auf Verwertbarkeit und Globale Marktwirtschaft aufbauen müssen, einem Wettlauf in dem es eben nicht nur Gewinner geben könne. Schliesslich sei die Globalisierung ein Naturgesetz, an das es sich anzupassen gelte.
Heute dann eine Fahrraddemo (ca 70 Teilnehmer) als Rundfahrt zu den verschieden EXPO-nierten Plätzen in Hannover, an denen jeweils kurze Kundgebungen gehalten wurden. Die Karawane war nicht ganz vollständig vertreten, da einige doch noch etwas Schlaf nachholen mußten. Dennoch war die Stimmung gut. Stress gab es wegen einer Sachbeleidigung (ein billiger Aufkleber wurde auf ein teures Auto geklebt), doch blieb es bei einer Personalienfeststellung.
Von der Südkarawane kam die gute Nachricht, daß sie gut in Basel gestartet und über die Grenze gekommen sind.
Untergebracht wurden wir auf dem Wagenplatz Helmke, zu dessen 7-jähriges Bestehen jetzt ein großes Fest gefeiert wird.
In diesem Sinne revolutionäre Grüsse die Karawansinnigen ----------------------------------------------------------- Kontakttelefon: Nord: 0170 3418814 Süd: 0177 3480545 Terminplan: Nordroute: So 23.5 Hannover - Minden Mo 24.5 Minden - Bielefeld Di 25.5 Bielefeld - Münster Mi 26.5 Münster - Bochum Do 27.5 Bochum - Wuppertal Fr 28.5 Wuppertal - Köln Südroute: So 23.5 Freiburg Mo 24.5 Freiburg - Kehl Di 25.5 Kehl - Karlsruhe Mi 26.5 Karlsruhe - Mannheim Do 27.5 Mannheim - Darmstadt Fr 28.5 Darmstadt - Frankfurt Sa 29.5 Frankfurt So 30.5 Frankfurt -Mainz Mo 31.5 Mainz- Koblenz Di 1.6 Koblenz - Bonn Mi 2.6 Bonn - Köln ******* Ende der Bescheuertheit ! - Alles für Alle ! *********** Pressemitteilung DIE KARAWANE KOMMT NACH KÖLN 80 FahrradfahrerInnen strampeln für eine menschenwürdigere Zukunft Am Pfingststsonntag trafen sich in Bielefeld die Fahradkarawane "Geld oder Leben ?" mit ca 80 TeilnehmerInnen und ein Bus der Intercontinental Caravan mit 40 indischen Kleinbauern. Gemeinsam nahmen sie an einer Reclaim The Streets party teil. Die Demonstration verlief von Seiten der Demonstranten her friedlich, es wurde auf der Straße getanzt, gespielt und gelacht, und so versucht, den anonymen Mobilitätswahn der Großstädte zu durchbrechen. Beim Versuch die Musikanlagen zu beschlagnahmen, kam es jedoch mehrfach zu Übergriffen der Polizei, wobei mehrere Demonstranten durch Schlagstöcke und Tränengas verletzt, zwei Musikanlagen zerstört und Menschen verhaftet wurden. Die Fahradkarawane fährt von Prag / Berlin zum EU- / Weltwirtschafts-Gipfel nach Köln, um dort an Demonstrationen und einem Gegengipfel teilzunehmen. Ziel der Fahradkarawane ist es, bereits auf dem Weg nach Köln auf voranschreitende Globalisierung und Neoliberalismus, und damit einhergehend Zuspitzung der Gegensätze zwischen arm und reich sowie europäische rassistische Abschottungspoltik, zunehmendem Nationalismus und den Natoangriffskrieg in Jugoslawien hinzuweisen. Außerdem wird in den jeweiligen Stationen mit Aktionen und Veranstaltungen auf regionale Konfliktthemen aufmerksam gemacht. So fand in Wurzen eine Diskussionsveranstaltung über den Umgang mit der Etablierung rechtsextremer Gruppierungen im sozialen und ökologischen Bereich statt. In Leipzig und Hannover wurden die mit der Stadtentwicklung einhergehenden Probleme thematisiert. Es fand eine Demonstration gegen die EXPO 2000 und damit einhergehender Ausgrenzung, Privatisierung und Sicherheitswahn statt. Schon von Beginn an wurde die Karawane "Geld oder Leben" von der Polizei begleitet. Erfolgte dies anfangs, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten und den nachfolgenden Verkehr zu steuern, erscheinen diese Gründe immer mehr vorgeschoben. Mehr und mehr wird versucht, die FahrerInnen zu observieren, Informationen zu bekommen und durch massive Polizeipräsenz einzuschüchtern.