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Von: piquetero 22.02.2002 04:00
Kolumbien: Militär bombardiert entmilitarisierte Gebiete Die kolumbianische Armee hat heute Donnerstag mit massiven Bombenangriffen auf die entmilitarisierte Zone im Süden des Landes begonnen Die kolumbianische Armee hat heute Donnerstag mit massiven Bombenangriffen auf die entmilitarisierte Zone im Süden des Landes begonnen. Laut Standard werden im Rahmen der "Operation Tanatos" genannten Aggression 13.000 Soldaten mobilisiert; 85 "strategische Ziele" sollen bombardiert und die entmilitarisierte Zone unter die Gewalt des Staates gebracht werden. Während im Süden die im Rahmen des "Plan Colombia" von den USA gelieferten Waffen und Geräte, wie etwa Blackhawk-Hubschrauber, eingesetzt werden, rollen zur gleichen Zeit Panzer der Armee durch die Hauptstadt Bogotá. Über die Zahl der bei den Bombenangriffen Ermordeten haben bürgerliche Medien bisher geschwiegen. In einer Fernseh-Ansprache forderte Präsident Pastrana kurze Zeit vor dem Beginn der Bombardierungen den sofortigen Rückzug der Guerrillabewegung FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) aus der Zone. Pastrana habe sich entschlossen, den sog. "Friedensprozess" mit der FARC abzubrechen, da diese "ihr wahres Gesicht", das des "Terrorismus" und der "Friedensunwilligkeit" gezeigt hätten. Als Vorwand dient Pastrana die Entführung eines Oppositionspolitikers und Mitglieds der Verhandlungsdelegation mit der FARC, Jorge Gechen Turbay, der am Mittwoch nach der erzwungenen Landung eines Geschäftsflugzeugs von "Rebellen in Tarnkleidung" gekidnappt wurde, die restlichen Fluggäste und die Crew wurden von den EntführerInnen unverletzt zurückgelassen. Egal ob wahr oder nicht, für Pastrana steht fest: die FARC ist es gewesen. Genauso fest steht seit kurzem auch, dass die FARC die entmilitarisierte Zone schon immer "zur Aufrüstung und als Drogenlabor" benutzt habe. Noch vor zwei Jahren hat Pastrana selbst öffentlich bezweifelt, dass die Guerrilla mit dem Drogenhandel in Verbindung stehe - der wird nämlich tatsächlich von den Paramilitärs dominiert, deren Gebiete vom "Plan Colombia", natürlich ganz zufällig, nicht tangiert werden - und auch die Bezeichnung der FARC als "terroristische Organisation" war für ihn bis zum 11.September nicht so eine ausgemachte Sache. In einer Stellungnahme äußert sich jedenfalls ein Sprecher der FARC, über die Entführung und eine Beteiligung seiner Organisation daran nicht informiert gewesen zu sein. Die FARC sieht in der Ansprache Pastranas eine Kriegserklärung des Präsidenten und der Oligarchie. Nicht von ungefähr, denn am Donnerstag gab es auch einen Anschlag, der schon eher auf die Interessen hindeutet, die von einer Zerschlagung der linken Opposition profitieren: der Anschlag galt der Ölpipeline von Cano Limon, genau jene Pipeline zu deren Schutz George W. Bush gerne die Militärhilfe für Kolumbien noch weiter erhöhen möchte. Die Entführung eines Politikers oder Unternehmers zählt für den kolumbianischen Staat mehr als die alltäglichen Massaker an der Bevölkerung durch die Armee und die mit ihnen verbündeten Paramilitärs. Jetzt hat die Regierung den Vorwand, auf den sie gewartet hat, um die bewaffnete politische Opposition im Land, ganz im Zeichen von Bushs "Antiterror-"Krieg, wegzubomben. Wenn Präsident Pastrana behauptet, dass dabei "auf die Sicherheit der Zivilbevölkerung geachtet" werde, dann ist er so glaubwürdig wie die Massenmörder vom paramilitärischen Dachverband AUC, die nach der Ansprache von Pastrana zynisch verkündet haben, "die zivile Bevölkerung zu respektieren" - solange sie sich von der Guerrilla fernhält, ebenso wie von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und Oppositionsparteien. Denn im Gegensatz zur Darstellung in den bürgerlichen Medien sind die Zehntausenden von Menschen, die jährlich in Kolumbien ermordet werden, ebenso wie die mehr als 2 Mio. Flüchtlinge, nicht "direkte Opfer des Bürgerkrieges" zwischen Armee und Guerrillas. Sie werden von staatlichem und paramilitärischem Terror - was im Grunde aufs selbe hinausläuft - systematisch massakriert. Die "Ökonomie des Terrors" hat in Kolumbien eine lange Geschichte, die weit vor der Gründung der ersten Guerrillabewegung begonnen hat, die nur die Reaktion darauf ist. Wenn Pastrana "die Armee der 40 Mio. KolumbianerInnen" aufruft, gegen die Guerrilla Widerstand zu leisten, dann hat das mit der Realität nichts zu tun. Die Menschen flüchten schon jetzt vor den Bomben und dem befürchteten grenzenlosen paramilitärischen Terror nach dem Abzug der Guerrilla aus der entmilitarisierten Zone. DESHALB: AUF ZUR KOLUMBIANISCHEN BOTSCHAFT! SOLIDARITÄT IST EINE WAFFE! (quellen: standard, reuters, frankfurter rundschau, ap)