(Bogotá, 1. August 2002, alc).- „Keinen Mann, Keine Frau, Keinen Peso für den Krieg”, tönten aus Lautsprechern zehntausende Stimmen von Frauen, die vergangenen Donnerstag auf den Hauptstraßen Bogotás gegen den bewaffneten Konflikt demonstrierten, unter dem das Land leidet, und Verhandlungen zur Lösung des Konflikts forderten.
Einige der Demonstrationsteilnehmerinnen kamen in Bussen auf langen Wegen. Mitunter mussten sie Kriegszonen durchqueren, um sich unter den 600 Frauenorganisationen für den "nationalen Marsch der Frauen für den Frieden" zusammenzufinden, wie die Tageszeitung El Tiempo berichtete.
"Wir, die Frauen, sind es, die die Initiative für Demonstrationen ergreifen und den Samen des Friedens pflanzen müssen", sagte Sandra Tunubalá, Angehörige der Ethnie Guambino, die mit weiteren zwanzig Frauen angereist war. Indigenas, Gewerkschafterinnen, Menschenrechtlerinnen und Mütter, Ehefrauen und Töchter von Mitgliedern der Sicherheitskräfte und der Guerrilla nahmen an den Märschen teil.
"Wir wollen keine Söhne für den Krieg gebären" erklärte die Präsidentin der Frauenorganisation OFP Yolanda Becerra. Frauen der Organisation Ruta Pacifica (Friedensrute) nahmen teil, weil "wir uns in einer hoffnungslosen Situation befinden und man etwas unternehmen muss".
Die Mutter des seit vier Jahren als Leutnant der FARC unterstellten Elkín Hernandez setzte auf eine andere Dynamik, die ihren Sohn zurück nach Hause bringt. "Wir hoffen, dass der neue Präsident ein menschlicheres Herz besitzt und etwas unternimmt, um uns zu befreien," sagte die 68-jährige Magdalena Rivas.
Der Aufruf zur Nationalen Frauenbewegung gegen den Krieg verdeutlichte, dass "die Unterbrechung des Friedensprozesses die Situation der Frauen schmerzhafter und rauher macht, deren Menschenrechte durch verschiedene Kriegsakteure vor, während und nach der Unterbrechung der Dialoge zwischen Regierung und FARC immer wieder verletzt wurden."
"Öffentlich verspottet zu werden aufgrund der Kleidung, der Verlust der Bewegungsfreiheit, zielgerichtete Morde, Vergewaltigungen von verschiedenen Akteuren des Konfliktes an Frauen allen Alters, Verbote, getötete Angehörigen abzuholen, Totenwachen abzuhalten und die Leichen zu beerdigen, Schliessungen von Schulen und Ausbildungsstätten"; dies alles seien Realitäten des täglichen Lebens Millionen kolumbianischer Frauen, heißt es in dem Aufruf.
Und: "Wir haben die Herausbildung eines parallelen Staates miterlebt, der faktisch die Institutionen ersetzt, der den alten zivilen Normen neue aufzwingt und komplett das Modell der demokratischen Staatsgewalt zerstört. Die Ökonomie des Krieges bedeutet, dass es mehr arme Frauen in Kolumbien geben wird, dass alle sozialen Programme gekürzt werden, die durch die Frauenbewegung einst erkämpft wurden."
Man wolle "keine weiteren gewalttätigen Lösungen. Wir fordern zivile Antworten auf die sozialen und bewaffneten Konflikte. Die Militarisierung des Lebens in der Stadt und auf dem Land führt nur zu einem Ausufern der Gewalt und zu neuen Akteuren des Krieges," endet der Aufruf zur Demonstration. Er wurde unterzeichnet von der Bewegung Kolumbianischer Frauen für den Frieden, der Nationalen Frauenkonferenz, der Volksfrauenorganisation und dem Nationalen Frauennetz.