von SiSi - 13.08.2002 19:54
http://germany.indymedia.org/2002/08/27677.shtml
Nachdem vorgestern in Kolumbien der Ausnahmezustand verhängt wurde und Uribe unter anderem die Neu-Aufnahme von 100.000 "Hilfspolizisten" ankündigte, scheint es notwendig die Frage zu stellen, welche Rolle die Para-Militärs in Uribes legalem Staatsstreich spielen werden. In den Reihen dieser halb-privaten-Armeen haben sich in den letzten Monaten einige Veränderungen ergeben, die auf eine Legalisierung des Paramilitarismus und damit eine Faschisierung Kolumbiens hinweisen. Unterstützt wird diese Möglichkeit durch die bekannten politischen Ambitionen eines ihrer Führer, Carlos Castano, und die Geschichte des Uribe-Clans, die als Großgrundbesitzer eine solche legale Para-Struktur schon früher einmal eingesetzt hatten.
(Poonal) Schon bevor die Anführer der so genannten Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (AUC), Carlos Castaño und Salvatore Mancuso, am 21. Juli das Ende der Paramilitärs erklärten, zeigten verschiedene Vorkommnisse, dass sich innerhalb bewaffneten Organisationen wichtige Bewegungen und Veränderungen ereignen.
Die verschiedenen Gruppen und Banden, die zum paramilitärischen Phänomen gehören, hatten Schwierigkeiten überwinden müssen, um eine Organisation unter einem einheitlichen politischen und militärischen Kommando zu werden. Der teilweise Kollaps des nationalen Einigungsprojektes war vorauszusehen. So kam es z.B. im Dezember vergangenen Jahres zu direkten, offenen und öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Gruppen des Capos Giraldo, Drogenhändlern der Sierra Nevada von Santa Marta und den Selbstverteidigungsgruppen von Carlos Castaño. Die Folge waren Dutzende von Toten und Verschwundenen.
Anscheinend drehte sich der Streit um die Kontrolle der Stadt Santa Marta (wichtiger Tourismusort) und um die Ausläufer der Sierra Nevada de Santa Marta (wichtiger Korridor für illegale Wirtschaftsaktivitäten). Ebenso wurde gesagt, dass die Auseinandersetzung Folge der Absicht der Selbstverteidigungsgruppen Carlos Castaños war, in der Region aktiv zu werden, ohne die Herrschaft und die vorgängigen Handlungen der lokalen Selbstverteidigungsgruppen anzuerkennen.
Es muss erwähnt werden, dass dies nicht das erste Mal war, dass es zu ähnlichen Vorfällen zwischen den lokalen paramilitärischen Gruppen und den Absichten Carlos Castaños kam, das paramilitärische Phänomen zu vereinheitlichen. 1998 gab Castaño selbst zu, dass er den Kommandanten der Selbstverteidigungsgruppen des Magdalena Medio, Vollstrecker verschiedener Massaker und Verschwindenlassens, liquidiert habe. Dessen Handlungen gegenüber der Zivilbevölkerung seien zu blutig und zu brutal gewesen, so das zynische Argument von Castaño.
Dies zeigt, dass die lokalen Selbstverteidigungsgruppen für Castaño nützlich sind, um in eine Region einzudringen, dass sie aber ein Hindernis sind, um eine nationale, politisch und militärisch geeinte Organisation zu konsolidieren. Später gab Carlos Castaño selbst bekannt, dass er sich von der militärischen und politischen Führung der Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens zurückziehen werde. Die Gründe:
Die Strategie ist klar: Castaño als sichtbarer politischer Kopf des Paramilitarismus in Kolumbien passt sich dem internationalen Kontext des Kampfes gegen den Terrorismus an. Auf der anderen Seite geht es auch um eine politische Neulancierung des Phänomens Paramilitarismus auf nationaler wie internationaler Ebene, um in eventuellen Verhandlungen unter der Regierung von Álvaro Uribe Vélez eine wichtige Rolle zu spielen. Dafür nimmt er auch die militärischen Kosten einer Atomisierung der lokalen und regionalen Selbstverteidigungsgruppen in Kauf. Und er akzeptiert, dass er hierfür die Aktivitäten seiner strategischen Alliierten, der Drogenhändler, disqualifizieren muss.