jW sprach mit Maria Clara Baquero Sarmiento, Vorsitzende der kolumbianischen Gewerkschaft ASODEFENSA, die Zivilbedienstete des Verteidigungsministeriums und der Polizei organisiert
F: Wie ist es im Bürgerkriegsland Kolumbien zu der Gründung einer Gewerkschaft bei den Streitkräften und der Polizei gekommen?
Es ist schon ein kleines Wunder, daß gerade dort, sozusagen in der Höhle des Löwen, eine solche Gewerkschaft entstanden ist. Die Streitkräfte Kolumbiens gehören zu den korruptesten und verbrecherischsten der Welt. Wie Sie sich leicht vorstellen können, ist die Gewerkschaftsarbeit dort extrem schwierig. Es mußten viele Gewerkschafter mit dem Leben dafür bezahlen, daß sie sich in dieser Art und Weise engagiert haben. Ich selbst war Opfer dreier Attentate, die ich glücklicherweise überlebt habe, wenn auch das letzte sehr schwer verletzt. Da man anschließend dazu überging, Familienangehörige zu bedrohen, mußte ich meinen inzwischen 18jährigen Sohn, der mit Waffengewalt bedroht wurde, nach Washington schicken. Dort muß er nun um Asyl bitten.
Es gibt aber immer noch Frauen und Männer in diesem Land, die sich zusammentun und zur Wehr setzen. Es kann nicht angehen, daß alle das Land verlassen, die guten Willens sind, und daß hier dann nur noch die Korruption und die Oligarchie der zehn Familien herrschen. Wir kämpfen weiter, obwohl die Schwierigkeiten immens sind.
F: Wie hat man sich die Arbeit Ihrer Gewerkschaft vorzustellen? Es geht in Kolumbien doch sicherlich noch um ganz andere Fragen als um Löhne und Arbeitsbedingungen.
In der Tat. Wir mußten unseren Mitgliedern erst einmal bewußt machen, daß sie überhaupt Arbeits- und Menschenrechte haben, daß es gilt, diese Rechte zu verteidigen. Es geht nicht bloß um Löhne und Arbeitszeiten, sondern vor allem um Grundrechte.
Dafür arbeiten wir t&a