sda (Schweizer Agentur), 6.5.03

Globalisierungskritiker bekämpfen das Treffen

G-8: Als « Club der Reichen » angeprangert

Gegenveranstaltungen ergänzen die Großkundgebung vom 1. Juni.

Von Theodore Peter

Lausanne. Im Hinblick auf den Gipfel von Evian soll etwa ein « Gipfel für eine andere Welt » bereits ab dem 29.Mai Themen des G-8-Gipfels aufgreifen und so den Akteuren der Zivilgesellschaft eine Plattform für Alternativen bieten, wie das französische Widerstandskollektiv CHARG8 im Internet schreibt. Die geplanten Aktivitäten spiegeln die Vielfalt der Anti-Globalisierungsbewegung. Organisationen wie Attac, amnesty international, Greenpeace und zahlreiche NGO wie Oxfam International bieten Rundtischgespräche zu Themen wie Entschuldung, Entwicklung, Menschenrechte, Welthandel und Finanztransaktionen an.

Die Aktivitäten des G-8-Widerstandes verteilen sich auf die drei Pole Annemasse, Genf und Lausanne. Auf französischem Boden steht der Flugplatz von Annemasse als Zentrum zur Verfügung. Zudem sollen dort ab 28. Mai zwei « Villages alternatifs » aufgebaut werden. Sie dienen als Diskussionsorte und « Ideenlabor ». Ähnliche Camps sollen auch in Genfer Sportanlagen entstehen. Das Forum social lémanique verhandelt mit den Behörden zudem über die Möglichkeit, in den Parks des Stadtzentrums Stände aufzubauen. Für Konferenzen sollen Räume der Universität zur Verfügung gestellt werden.

« Feux au lac »

Das Waadtländer Anti-G-8-Komitee möchte in Lausanne am Seeufer zwischen Vidy und Universität bereits ab dem 24. Mai ein « Village alternatif » errichten. Es soll als Empfangszentrum für die G-8-Gegner dienen, die sich in Lausanne installieren wollen - direkt gegenüber dem G-8-Konferenzort Evian. Vom Waadtländer Komitee geht im Übrigen die Initiative der « Feux au lac » aus. Am Samstag, 31. Mai, dem Vorabend der G-8-Eröffnung, sollen am Genfersee mehrere Widerstandsfeuer in die Nacht leuchten - nach dem Vorbild der Höhenfeuer in den Alpen.

Den Höhepunkt des G-8-Widerstandes dürfte aber die grenzüberschreitende Großkundgebung vom 1.Juni im Raum Genf-Annemasse bilden. Für die Demonstration werden je nach Schätzungen 100 000 bis 300 000 Personen aus ganz Europa erwartet. Attac Deutschland reist gar mit einem Sonderzug an.

Seilziehen um Demoroute

Die Kundgebung teilt sich in zwei Demozüge auf, die je von Annemasse und Genf aus Richtung Grenze starten, um sich beim Grenzübergang Vallard zu vereinigen. Der Festlegung der Demoroute war ein tagelanges Seilziehen zwischen Behörden und Demoorganisatoren in Genf und in Frankreich vorausgegangen.

Die Genfer Behörden, welche eine Kundgebung auf Schweizer Boden ursprünglich vermeiden wollten, lenkten schliesslich ein. Nicht zuletzt aus taktischen Gründen: Die vorgesehene Demoroute bleibt auf der linken Seeseite und meidet damit mit großem Abstand die « heisse » Zone um den Flughafen Cointrin. Dort sind aber spontane Kundgebungen nicht auszuschließen. Ein Großteil der G-8-Gegner sieht das am gleichen Tag geplante Treffen zwi-schen Bundespräsident Pascal Couchepin und US-Präsident George W.Bush in Genf-Cointrin als Provokation. Wenig begeistert vom Treffen ist auch die Genfer Regierung, die den Ort in einem Brief an den Bundesrat als « unangemessen » bezeichnet hat.


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