sda (Schweizer Agentur), 27.5.03

Großkundgebungen gegen umstrittenen G-8-Gipfel

G-8-Gipfel: Auch die Kritiker wollen sich Gehör verschaffen

30 000 bis 90 000 Globalisierungskritiker aus ganz Europa werden erwartet.

Lausanne. Die grenzüberschreitende Kundgebung vom 1. Juni in Genf und Annemasse soll zum Höhepunkt des Widerstandes gegen den illegitim genannten G-8-Gipfel von Evian werden. Gingen die Behörden anfangs von bis zu 300 000 Demonstrierenden aus, so wurden die Schätzungen laufend nach unten korrigiert. Experten gehen mittlerweile von einer Zahl zwischen 30 000 und 90 000 Personen aus. Auch die Demo-Organisatoren schätzen, dass die Zahl der Teilnehmenden näher bei 50 000 als bei 100 000 liegen wird. Dies vor allem mit Blick auf die Situation in Frankreich: Dort sind die Gewerkschaften vollauf mit den Streiks und Protesten gegen die Renten-Reformpläne der Regierung beschäftigt. Die Priorität der gewerkschaftlichen Mobilisierung liegt dort deshalb beim landesweiten Protesttag vom 25. Mai - und nicht bei der Anti-G-8-Kundgebung vom 1. Juni. Dazu kommt die aus Pariser Sicht geografisch abgelegene Lage der Region.

Die europäische Anti-G-8-Koordination erwartet zudem Sonderzüge und Busse mit Demo-Teilnehmenden aus Großbritannien, Italien, Griechenland und Deutschland. Demos sind auch in Lausanne geplant, das in Sichtweite von Evian liegt. Das Waadtländer Anti-G-8-Komitee rechnet am Auffahrtstag mit einer Teilnehmerzahl von bis zu 10 000 Personen. Eine zweite Kundgebung ist parallel zu derjenigen in Genf für den 1. Juni geplant.

Die Globalisierungskritiker wollen sich aber nicht auf den Protest gegen den « Club der Reichen » beschränken. « Bisher wurde mehr über die große Anti-G-8-Demo vom 1. Juni in Genf diskutiert als über die inhaltlichen Gründe des Widerstandes », sagte Alessandro Pelizzari von Attac Schweiz. Aufgrund der öffentlichen Diskussion habe man den Eindruck, dass am Eröffnungstag des G-8-Gipfels 100 000 Randalierer nach Genf ziehen, ergänzte Luc Gilly von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA). Die Anti-G-8-Bewegung sei aber vielmehr ein Forum für die Diskussion über Alternativen zur geltenden Weltordnung. So soll parallel zum G-8-Gipfel in Evian mit zahlreichen Gegenveranstaltungen eine solche Diskussionsplattform angeboten werden. Die geplanten Aktivitäten spiegeln auch die Vielfalt der Bewegung wider. An einem « Gipfel für eine andere Welt » in Annemasse wird über Themen wie Entschuldung, Entwicklung, Menschenrechte, Welthandel und Finanztransaktionen debattiert. Attac Europa organisiert am Freitag, den 30. Mai in Genf ein Kolloquium zu wirtschaftlichen, sozialen und militärischen Fragen.


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